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Wohin fliegt Condor unter polnischer Führung?

Condor Boeing 767-300ER
Condor Boeing 767-300ER, © Condor

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FRANKFURT - Der Jubel in Frankfurt und Warschau kannte am vergangenen Freitag kaum Grenzen, doch die wirkliche Bewährungsprobe steht dem Ferienflieger Condor noch bevor. Als neuer Teil des polnischen LOT-Konzerns PGL treten die Frankfurter in verschärfte Konkurrenz mit Lufthansa.

Der Kampf um zahlungskräftige Fernreisende wird sich nach Meinung von Experten verschärfen. Auch das Binnenverhältnis zwischen den in der Star Alliance verbundenen Airlines Lufthansa und LOT könnte sich eintrüben.

"Condor wird nicht nur überleben, sondern stark wachsen", hatte LOT-Chef Rafal Milczarski nach Vertragsunterschrift den knapp 5.000 Beschäftigten des Ferienfliegers versprochen. Bis zu 20 neue Langstreckenflugzeuge in zwei bis drei Jahren, fast alle Jobs gesichert von einem europäischen Investor aus der Branche:

Die Übernahme durch den LOT-Mutterkonzern PGL sieht nach einer perfekten Lösung für die Condorianer aus, die eben noch mit ihrer früheren Konzernmutter Thomas Cook in den Abgrund der Pleite geschaut haben.

Es stellt sich aber die Frage nach dem betriebswirtschaftlichen Sinn des Deals: Branchengerüchten zufolge müssen die Polen rund 600 Millionen Euro für Condor auf den Tisch legen. Die Ablösung des 380 Millionen Euro schweren Überbrückungskredits scheint damit abgesichert zu sein, nicht aber die Modernisierung der stark angegrauten Langstreckenflotte der Condor.

"Eine Umflottung kostet weiteren Cash, und der kann nur vom neuen Eigentümer kommen", sagt Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne.

Bislang galt die LOT nicht als besonders profitabel - auch hier müsste der polnische Staat nach Einschätzung des Experten finanzieren. "Da stellt sich schon die Frage, ob das europarechtlich noch zulässige Beihilfen wären."

Polens rechtsnationale PiS-Regierung sieht den Prestige-Deal als Beleg des wirtschaftlichen Aufschwungs. "Polnische Firmen übernehmen mächtige ausländische Firmen", verkündete Premierminister Mateusz Morawiecki triumphierend.

"Ein starkes Engagement des polnischen Staates dürfte sicherlich zu Diskussionen mit der EU-Kommission führen", erwartet auch Gerd Pontius von der Beratungsgesellschaft Prologis. Er sieht den tieferen Sinn der Übernahme darin, dass sich LOT die Condor-Kompetenz für das stark wachsende Veranstaltergeschäft mit Pauschalreisen aus Osteuropa sichern will.

"Das wird in seiner Komplexität häufig unterschätzt sodass sich derzeit die Billigflieger extrem schwer tun, in dieses Geschäft zu kommen. LOT wird sicher vom Know-how der Condor, von ihren Systemen und ihren Kontakten profitieren."

Die Gewerkschaften stellen vor allem die Absicherung der fast 5.000 Condor-Jobs für vier Jahre in den Vordergrund. "Der beste Bieter hat gewonnen", sagt Nicoley Baublies, Sprecher der Flugbegleitergewerkschaft Ufo. "Sie haben echtes Interesse an den Fähigkeiten unserer Leute."

An eine massenhafte Verlagerung von Jobs ins billigere Polen glaubt er nicht: "Solche Modelle haben schon bei anderen Gesellschaften nicht funktioniert."

Condor hat im schwierigen Nischenmarkt Touristik zuletzt einen operativen Gewinn von 57 Millionen Euro eingeflogen und war damit deutlich profitabler als Konkurrent Eurowings aus dem Hause Lufthansa, der aus den roten Zahlen nicht herauskommt.

Weiterer Sargnagel für die Star Alliance

Lufthansa plant daher eine organisatorische Neuaufstellung der Touristen-Langstrecke und greift Condor zunächst mit elf Flugzeugen an den Drehkreuzen Frankfurt, München und Düsseldorf an. Die Ziele in Übersee werden sich künftig häufiger überschneiden, heißt es bei Lufthansa mit Blick auf den Sommerflugplan.

Ein weiteres Druckmittel könnten die Zubringerflüge für die Condor sein, die Lufthansa bislang zu Spezialkonditionen anbietet. Im Zweifel werde man eher die konzerneigenen Langstreckenflüge füllen als die der Konkurrenz, meinen viele im Kranich-Konzern.

Experte Wissel erwartet aber keine schnelle Konfrontation: "Die Lufthansa wird sich nach meiner Einschätzung erst einmal anschauen, was LOT und Condor jetzt machen."

LOT-Chef Milczarski sieht kein Problem darin, dass sein Unternehmen mit dem Condor-Deal künftig auf dem Heimatmarkt von Lufthansa mitmischt. "Wir kommen uns nicht in die Quere." Das Binnenverhältnis zwischen den Partnern der Star Alliance werde von immer mehr Wettbewerb untereinander belastet, sagt dagegen Experte Wissel.

"Das war schon bei der Expansion von Turkish Airlines so. Letztlich könnte die Condor-Übernahme durch LOT zu einem weiteren Sargnagel für die Star Alliance werden."
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Thomas Cook | 01.02.2020 05:41

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Beitrag vom 04.02.2020 - 19:06 Uhr
Wenn man sich die Zahlen anschaut (FAA und CAPA Seite) dann hatte LOT insgesamt 2019 SLF nach JFK 76% und ex BUD 65%. Bei allem Wohlwollen, eine touristische Langstrecke sehe ich da in Osteuropa nicht so bald.
Bleibt erst mal nur Condor profitabler zu trimmen, aber mit dem Einstieg der TUI ex D wird das nicht einfacher.
 https://www.airliners.de/tuifly-condor-langstrecke/53624

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Beitrag vom 04.02.2020 - 09:09 Uhr
Condor könnte das ja selbst übernehmen, müsste LOT nicht machen. Der Denkfehler an dieser Theorie ist, dass die Umsteiger nicht nur aus D kommen, die kommen von überall her, von Tromsö bis nach Larnaca. Aber das wird nie klappen, wegen ein paar Umsteigern so ins Risiko zu gehen. Man sieht ja das Ergebnis in MUC und FRA von Easy und Ryan. Und die WOLLTEN da rein, sind aber nur noch da, wo es auch was zu verdienen gibt.

Aber auch Condor könnte das doch kaum stemmen. Die müssten dann alle ihre A32X aus dem Ferienflug abziehen und in Frankfurt/MUC zum Feeden benutzen. Oder sie müssten massiv die Flotte ausbauen, was auch so nicht mal eben schnell gemacht ist.
Und dann kommt halt wirklich der Punkt: Wie viele verschiedene Flüge muss man anbinden und wie voll werden die Flieger dann wirklich? Deswegen zweifel ich ja auch die Idee von Nicci an, weil ich nicht sehe, wie das ganze funktionieren oder sich rechnen soll.

Neben dem, das es keinen Sinn macht den Condor A321 von Tegel nach FRA fliegen zu lassen um vlt. 50 Pax für die Langstrecke ranzubringen.
Der verdient auf seinem Flug nach LPA einfach mehr.

Wenn die LH will, zieht sie Condor recht schnell den Stecker.
Denn wirklich selbst den Zubringer buchen machen dann doch kaum PAX.
Da ist durchgechecktes Gepäck, gesicherter Anschluss bzw. übernommene Haftung etc. doch einfach was wert.
Beitrag vom 03.02.2020 - 18:48 Uhr
Der Knackpunkt ist doch, LH feedet für Condor heißt ja nicht, dass die LH extra Flieger auf extra Strecken nur für Condor nutzen. Ganz im Gegenteil, die Condor nutzt im Prinzip das gesamte LH-Netz mit wenigen Condor-Paxen auf den einzelnen LH-Fliegern. Wie bitte soll das jemand anders nicht nur schnell, sondern überhaupt zu Wege bringen?
Nicci72, da sind sie auf dem Holzweg.... Auch wenn sie meinen viel zu wissen ...


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