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Airbus streicht 15.000 Stellen – mehr als 5.000 in Deutschland

Die vierte A320-Endmontage-Linie in Hamburg Finkenwerder arbeitet mit einem hohen Grad an Automatisierung
Die vierte A320-Endmontage-Linie in Hamburg Finkenwerder arbeitet mit einem hohen Grad an Automatisierung, © Airbus

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PARIS - Schock bei Airbus: Der Flugzeugbauer will wegen der Luftfahrt-Krise weltweit 15.000 Stellen streichen - allein 5.100 davon in Deutschland. "Eine solche Situation wollten wir eigentlich vermeiden", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Dienstagabend in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Die Streichungen seien aber notwendig, um die langfristige Zukunft von Airbus zu schützen. Die Covid-19-Pandemie habe die Luftfahrtindustrie in eine beispiellose Krise gestürzt.

Am Finanzmarkt sorgten die Nachrichten kaum für Bewegung. Im nachbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate lag die Airbus-Aktie zuletzt nur minimal über dem Xetra-Schlusskurs.

Die Pläne sollen nun bis Sommer 2021 umgesetzt werden. Neben den Kürzungen in Deutschland will Airbus 5.000 Stellen in Frankreich, 900 in Spanien, 1.700 in Großbritannien und 1.300 an weiteren weltweiten Standorten streichen. Die Einzelheiten dieses Plans müssten noch mit den Sozialpartnern abgestimmt werden. Betriebsbedingte Kündigungen könnten nicht ausgeschlossen werden.

Weltweit beschäftigt Airbus 135.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - davon arbeiten 90.000 in der Verkehrsflugzeugsparte. "Die Aufteilung der Zahlen auf die Länder reflektiert, wie stark die Geschäftsteile von Covid-19 betroffen sind", erklärte Faury.

Airbus beschäftigt in Deutschland nach eigenen Angaben rund 46.000 Mitarbeiter an fast 30 Standorten - etwa in Hamburg-Finkenwerder, Stade oder Bremen. In der Verkehrsflugzeugsparte arbeiten demnach mehr als 28.000 Menschen. Von den Streichungen sollen nun auch Stellen der Airbus-Tochter Premium Aerotec mit Sitz in Augsburg betroffen sein. Hinzu kommen dort aber noch die 900 Jobs, deren Abbau bereits vorgesehen war.

Bei Airbus schrillen schon länger die Alarmglocken. Der Konzern erwartet, dass sich der Luftverkehr nicht vor 2023 erholen wird und möglicherweise erst 2025 wieder das Niveau aus der Zeit vor Corona erreichen wird. Der Franzose Faury hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, die Produktion und die Auslieferungen für zwei Jahre um 40 Prozent zu kürzen.

Faury hatte aber zugesichert, wegen der Drosselung des Geschäftes keine Endmontagelinie zu schließen. Alle Modelle würden weiter produziert, aber in langsamerem Tempo. Von der meistverkauften Baureihe A320 und ihrer Neuauflage A320neo sollen nur noch 40 Maschinen pro Monat gefertigt werden. Derzeit sind viele fertige Flugzeuge geparkt. Die Airlines nehmen sie wegen des Einbruchs im Markt durch die Corona-Krise zunächst nicht ab.

Der Airbus-Chef betonte nun, dass er die Pläne zwar bedauere, es aber durchaus hätte schlimmer kommen können. So haben man verhindern können, dass wegen Drosselung um 40 Prozent verhältnismäßig genauso viele Stellen in der Verkehrsflugzeugsparte gestrichen werden. Der 52-Jährige erklärte, der Konzern habe alles getan habe, um gut durch die Krise zu kommen - dabei habe man vor allem auch auf Kurzarbeit gesetzt. Man müsse nun aber der Realität ins Auge sehen. "Wenn es länger andauernde Kurzarbeitregelungen gibt, werden wir sie nutzen", kündigte er an.

Die Gewerkschaft IG Metall warnte angesichts der geplanten Streichungen vor einem Kahlschlag. "Weder Airbus noch die gesamte Luftfahrtbranche können sich angesichts einer solchen Herausforderung den Abbau Tausender Fachkräfte leisten, die noch vor der Krise händeringend gesucht wurden", erklärte Jürgen Kerner, zuständig für die Luft- und Raumfahrtbranche. Holger Junge, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats bei Airbus, moniert: "Beim geplanten Stellenabbau geht es nicht um die Bewältigung der aktuellen Krise, sondern um den schon lange geplanten Umbau des Unternehmens. Die Krise können wir mit längerfristiger Kurzarbeit und danach durch kollektive Arbeitszeitverkürzung bewältigen."

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte vor einigen Wochen ein 15 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für die gesamte Luftfahrtindustrie angekündigt. Aus Paris kam nun Kritik an den Sparplänen von Airbus. Die Zahl 15.000 sei überhöht, hieß es am Dienstagabend aus Kreisen des Wirtschafts- und Finanzministerium von Ressortchef Bruno Le Maire. Man erwarte von dem europäischen Flugzeugbauer, dass er die von der Regierung angebotenen Möglichkeiten für die Beschäftigung voll nutze.
© dpa-AFX | 30.06.2020 20:04


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