Corona-Krise
Älter als 7 Tage

USA schließen Grenzen für Reisende aus Europa

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WASHINGTON - Wegen der Ausbreitung des Coronavirus schließen die USA ihre Grenzen für Ausländer aus Europa. "Wir werden alle Reisen von Europa in die USA für die nächsten 30 Tage aussetzen", sagte Trump am Mittwochabend im Weißen Haus in einer Ansprache an die Nation.

Ausgenommen seien Reisende aus Großbritannien. Aus Europa kommende Amerikaner müssten sich entsprechenden Tests unterziehen.

Die Maßnahme gilt nach Angaben des Weißen Hauses ab 23.59 Uhr am Freitag (4.59 Uhr MEZ am Samstag). Passagiere, deren Flug aus Europa vorher startet, dürfen demnach noch einreisen.

Trump macht der EU Vorwürfe

In der vom Weißen Haus veröffentlichten Proklamation Trumps hieß es, Ausländer, die sich in den vorhergehenden 14 Tagen in den 26 Schengen-Staaten aufgehalten hätten, dürften nicht mehr in die USA einreisen. Trump sagte zur Begründung: "Die EU hat es versäumt, die gleichen Vorsichtsmaßnahmen (wie die USA) zu treffen und Reisen aus China und anderen Krisenherden einzuschränken." Das habe zu einer Ausbreitung des Virus auch in den USA geführt.

Trump sagte: "Wir haben in den USA dramatisch weniger Fälle des Virus gesehen als jetzt in Europa." Der Präsident lässt unerwähnt, dass die USA bislang nur verhältnismäßig wenig Verdachtsfälle auf das Virus getestet haben.

Kaum Tests in den USA

Bislang sind mindestens 37 Menschen in den Vereinigten Staaten an einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Nach einer Statistik der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore sind inzwischen mehr als 1100 Menschen in den USA mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert.

Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen, weil in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC bislang erst etwas mehr als 11 000 Menschen überhaupt auf das Virus getestet wurden. Nach Beginn der Krise von CDC ausgelieferte Tests lieferten teils fehlerhafte Ergebnisse, es kam zudem zu Engpässen. Kritiker werfen Trump vor, nicht energisch genug auf die Krise reagiert zu haben.

Einreisestopp nicht nur für Menschen aus Europa

Trump hatte Ende Januar bereits einen Einreisestopp für ausländische Reisende verfügt, die in den 14 Tagen zuvor in China gewesen waren. Von China aus hatte sich das Coronavirus Sars-CoV-2 ausgebreitet.

Ende Februar erließ der US-Präsident dann eine entsprechende Regelung für Ausländer, die sich in den zwei Wochen zuvor im Iran aufgehalten haben. Zugleich wurden die Reisehinweise für betroffene Landesteile in Italien und Südkorea verschärft. Im Iran, in Südkorea und in Italien hat sich das Virus rasant ausgebreitet.

"Keine Nation ist besser vorbereitet"

Trump sagte: "Wir befinden uns in einer kritischen Phase im Kampf gegen das Virus." Er gab sich zuversichtlich, dass die USA die Krise meistern würden. "Das Virus wird keine Chance gegen uns haben", sagte er. "Keine Nation ist besser vorbereitet und widerstandsfähiger als die Vereinigten Staaten."

Trump rief dazu auf, die Krise im laufenden Wahlkampf nicht zum Politikum zu machen. "Wir müssen die Politik beiseite lassen, die Parteilichkeit stoppen und uns als eine Nation und eine Familie vereinen." Das Weiße Haus teilte mit, Trump habe als Vorsichtsmaßnahme Veranstaltungen in Colorado und Nevada abgesagt.

Europa - "Ein einzigartiges Problem"

Trump hatte am Mittwoch bei einem Treffen mit Chefs von Banken gesagt, in China und Asien flaue die Krise ab. "Wie Sie wissen, haben wir einen anderen Teil der Welt, Europa, der in einer sehr schwierigen Verfassung ist."

Kurz zuvor hatte der geschäftsführende Vize-Heimatschutzminister Ken Cuccinelli bei einer Anhörung im Kongress gesagt, Reiseeinschränkungen für Europa würden erwogen. "Europa stellt ein einzigartiges Problem dar." Grund dafür sei, dass es im Schengen-Raum grenzüberschreitende Bewegungsfreiheit gebe. Daher stelle sich die Frage, "wie man Europa als Ganzes behandelt".

Lage in den USA wird schlimmer werden

Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten in den USA, Anthony Fauci, sagte bei einer Anhörung im Kongress, das Virus werde sich auch in den USA weiter ausbreiten. "Unterm Strich wird es schlimmer werden."

Fauci rief die Menschen dazu auf, ihr Verhalten der Krise anzupassen. "Wie viel schlimmer es werden wird, wird von unserer Fähigkeit abhängen, zwei Dinge zu tun: Den Zustrom von Menschen, die infiziert sind, von außerhalb einzudämmen. Und die Fähigkeit zur Eindämmung und Abschwächung in unserem eigenen Land."

Trump will Aktienmärkte besänftigen

Die Ausbreitung des Virus hat zu dramatischen Einbrüchen an den US-Aktienmärkten geführt. Trump bemühte sich in seiner Ansprache an die Nation erneut, die Märkte zu beruhigen.

"Das ist keine Finanzkrise, das ist nur ein vorübergehender Moment, den wir als Nation und als Welt gemeinsam überwinden werden", sagte er. Trump machte am Mittwochabend deutlich, dass Fracht aus Europa nicht von den neuen Maßnahmen betroffen sei.

Das geplante Maßnahmenpaket

Trumps Regierung verhandelt mit dem Kongress über ein Maßnahmenpaket zur Eindämmung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus. Trump hatte am Montag angekündigt, mit dem Kongress unter anderem über Lohnsteuererleichterungen sowie über Kredite für Kleinunternehmen zu reden. Angedacht sind demnach auch Hilfen für Menschen, die nach Stundenlohn bezahlt werden und bei einem Krankheitsausfall keinerlei Gehalt bekommen.

Auch Gespräche mit Fluggesellschaften, Kreuzfahrtveranstaltern und der Hotelindustrie seien geplant.
© dpa-AFX | 12.03.2020 06:13

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Beitrag vom 22.03.2020 - 10:18 Uhr
hier der aktuelle Artikel aus "the atlantic":
 https://www.theatlantic.com/health/archive/2020/03/how-many-americans-are-sick-lost-february/608521/

Super interessanter Artikel.
Aber leider machen wir es in Deutschland mittlerweile ähnlich wie die USA. Wir ziehen aus einem Mangel an Tests die Isolation aller Personen einem Testen aller Verdachtsfälle vor.
Getestet wird auch in DE nur, wer spezifische Symptome zeigt UND ( in einem Risikogebiet war ODER mit einem bekannt infizierten Kontakt hatte).

Damit gibt es auch in DE den Effekt einer sehr großen Dunkelziffer von Infizierten ohne oder mit nur geringen Symptomen oder infizierten, die noch keine Symptome zeigen.
Beide Gruppen sind aber infektiös.
Das heißt, die Testdurchführung mi dieser Einschränkung gibt zwar Hinweise auf die korrekte klinische Behandlung eines Kranken, trägt aber überhaupt nicht zur Eindämmung der Infektionswelle bei.

Auch die deutsche Antwort des "Social Distancing" für alle basiert auf der (ja grundsätzlich richtigen) Vermutung, jeder könnte infiziert sein - weil wir schlicht nicht wissen, wer infiziert ist.

Besser wäre tatsächlich die  koreanische Strategie, das Testen massiv auszuweiten und positiv getestete Fälle gezielt zu isolieren, unabhängig von Symptomen (Ist in dem o.g. TheAtlantic Artikel verlinkt).

Noch besser wären natürlich breit angelegte Antikörper-Tests, die anzeigen können, wer bereits immun ist.
Aber die  sind noch in der Entwicklung...

Dieser Beitrag wurde am 22.03.2020 11:40 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 22.03.2020 - 09:44 Uhr
Um noch mal diesen thread hervorzuholen, da hatte doch mal vor kurzem einer behauptet, wieviel besser die USA auf solche Krisen vorbereitet ist, hier der aktuelle Artikel aus "the atlantic":
 https://www.theatlantic.com/health/archive/2020/03/how-many-americans-are-sick-lost-february/608521/
Ein Beispiel: Bis 29.feb wurden in den USA ganze 15 Personen positiv auf Corona getestet, weil überhaupt nur sehr wenig getestet wurden!!
Wirklich interessant mal zu lesen, aber auch schockierend!
Natürlich ist hier einiges vernachlässigt worden, aber mit so einer Katastrophe hat niemand gerechnet und da gibt es auch keine Erfahrungen!

Dieser Beitrag wurde am 22.03.2020 10:03 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 18.03.2020 - 15:25 Uhr
Vielleicht war auch nur jemand schlauer als Trump und hat den Kontakt aufgenommen ohne Trump zu fragen...

Das mit der Durchseuchung kann ich aber auch nur machen, wenn ich die Kliniken habe um die schweren Fälle zu behandeln. Ansonsten habe ich bald viele tausend Tote.


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