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Vater der Google-Roboterautos setzt auf Flugtaxis

Kitty Hawk Cora
Kitty Hawk Cora, © Kitty Hawk

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MÜNCHEN - Roboterauto-Pionier Sebastian Thrun will nun mit Lufttaxis den Verkehr in Großstädten revolutionieren. "Die Vision sind Taxis, mit denen man zur Arbeit fliegen wird, statt zur Arbeit zu fahren", sagte Thrun auf der Innovationskonferenz DLD in München. "Das klingt verrückt - aber das ist es nicht."

Der aus Deutschland stammende Thrun stand vor über zehn Jahren an den Anfängen von Googles Roboterwagen-Programm. Aktuell ist er Chef der Firma Kitty Hawk, die elektrische Flugmaschinen entwickelt und unter anderem mit den europäischen Wettbewerbern Lilium und Airbus konkurriert.

Bis zum Betrieb dieser Lufttaxis würden weniger als 10 oder 15 Jahre vergehen, sagte Thrun der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings brauche die Zertifizierung für den Flugbetrieb zwei oder drei Jahre. Kitty Hawk sei dabei, die Fertigung in Griff zu bekommen und das System sicherer zu machen.

"Wir sind überhaupt noch nicht auf der Sicherheitsstufe, auf der wir sein müssen", sagte Thrun mit Blick auf die rigorosen Anforderungen in der Luftfahrt-Branche.

"Es gibt keinen Grund, warum wir nicht sicher sein sollten", betonte der Informatiker, der in das Projekt seinerzeit ohne vorherige Luftfahrt-Erfahrung ging. So habe das neue Modell Heavyside acht Motoren - "wenn einer ausfällt, kein Problem". Außerdem seien Fallschirme vorgesehen, die auf einer Höhe von 30 Metern griffen.

Zur Vision gehört, dass die Maschinen autonom fliegen. Das sei in der Luft leichter umzusetzen als auf der Straße, sagte Thrun. Kitty Hawk wolle zumindest am Anfang auch einen eigenen Flugtaxi-Service haben - "weil es im Moment keinen gibt, der das für uns betreiben könnte". Bei Ubers geplanter Lufttaxi-Plattform Elevate will die Firma nicht mitmachen - weil man unterschiedliche Auffassungen von dem Geschäft habe.

Erst vor wenigen Tagen hatte der koreanische Autobauer Hyundai den Prototypen eines Flugtaxis vorgestellt, das auf der Uber-Plattform eingesetzt werden soll.

Lufttaxis könnten die Städte nicht nur durch die Entlastung des Verkehrs auf dem Boden verändern, sagte Thrun. "Was vielleicht passieren wird, wenn das wirklich massiv eingesetzt wird, ist, dass die Städte größer werden" - weil Entfernungen schneller zurückgelegt werden können. "Von den Städten, mit denen wir geredet haben, möchte jede die erste sein." Wichtig seien viele Landeplätze. Die Maschinen können senkrecht starten und landen.

Die Technik hat ihre Einschränkungen. So sei die Eisbildung ein Problem: "Da würden wir im Moment auf keinen Fall fliegen." Auch in Wolken oder Nebel fliege Kitty Hawk nicht rein.

Eine zentrale Rolle für das Geschäftsmodell spiele dabei, wie langlebig die Maschinen seien und wie viel Wartung es dabei gibt. "Wenn es ein Jahr lebt, sind die Kosten des Geräts der absolut dominierende Faktor, wenn es zehn Jahre lebt, ist es relativ egal, was es kostet", gab Thrun zu bedenken. Zudem seien die Maschinen mit ihren einfachen Elektromotoren auch günstig in der Wartung. Die Batterien könnten binnen zehn Minuten aufgeladen werden.

Fliegen ohne Lizenz

Die Prototypen der Kitty-Hawk-Flieger kosten noch zwischen 100.000 und zwei Millionen Dollar - die Preise dürften jedoch mit einer Produktion in größerem Maßstab stark sinken. Mit Boeing gründete Kitty Hawk das Gemeinschaftsunternehmen Wisk, in das das Start-up ein Flugtaxi-Modell mit dem Namen Cora einbrachte.

Die dritte bisher bekanntgewordene Maschine von Kitty Hawk - Flyer - könnte nach aktueller US-Rechtslage sogar ohne Flugschein bedient werden, da sie ein Leergewicht von weniger als 254 Pfund (gut 115 Kilo) hat.

"Fliegende Autos" sei unterdessen der falsche Begriff, um die Technik zu beschreiben. Denn Kitty Hawk werde keine Fahrzeuge bauen, die auf dem Boden und in der Luft unterwegs sein könnten. Allein schon das Gewicht der Reifen mache ein Auto aktuell zu schwer zum Fliegen.

Kitty Hawk ist der Name der Stadt in North Carolina, in der 1903 die Brüder Wright erstmals mit einem Flugzeug abhoben. Die Firma war von Thrun und Google-Miterfinder Larry Page gegründet worden - kam aber nicht unter das Dach des Internet-Konzerns.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lilium | 27.01.2020 07:35

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Beitrag vom 27.01.2020 - 13:56 Uhr
Für die kleinen Drohnen gibt es wohl einen Markt ausserhalb des Selfie-und Spiel-Segmentes.
Z.Z. sucht man wohl Anwendungen/Märkte für die "grossen Drohnen".
Dutzende von Lufttaxis pendeln zwischen FRA und dem nähren Umfeld von FRA?
Wenn man erst kurz vor dem geplanten Abflug weiss, ob ein Lufttaxi einen Transport von A nach B durchführen kann, wird man nur in Notfällen ein Lufttaxi nutzen.

Die Möchte-Gern-Drohnenbauen kommen nicht umhin, nach realistische Märkten zu suchen und diese auch zu finden. Anderenfalls ziehen sich die Investoren zurück.


Dieser Beitrag wurde am 27.01.2020 14:02 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 27.01.2020 - 13:50 Uhr
Nach 5 jährigem Test hat die bayrische Polizei bekannt gegeben, dass die getesteten E-Autos untauglich sind für den Einsatz als Streifenwagen, da die Reichweite zu gering und die Ladezeiten zu lange sind.

Wie soll eine Einsatztauglichkeit im Flugverkehr erreicht werden?

Irgendwann bestimmt, jedoch nicht in absehbarer Zeit.
Beitrag vom 27.01.2020 - 12:01 Uhr
Zu glauben, dass ein Lufttaxibetrieb ohne weitere Regulierung auskommt ist wohl sehr naiv. Spätestens wenn die ersten vom Himmel fallen, aus welchen Gründen immer, ist die Euphorie vorbei. Lufttaxis sind bestimmt nicht die Lösung unserer Verkehrsprobleme.


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