Flugtaxis
Älter als 7 Tage

Investoren stecken weitere 240 Millionen Dollar in Lilium

Lilium Jet
Lilium Jet, © Lilium

Verwandte Themen

MÜNCHEN - Der Münchner Flugtaxi-Entwickler Lilium hat mitten in der Covid-19-Krise eine 240 Millionen US-Dollar schwere Finanzierungsrunde abgeschlossen. Lilium-Chef Daniel Wiegand will Zweifel an der Machbarkeit des Konzepts ausräumen - und bekräftigt Leistungsversprechen für 2025.

240 Millionen US-Dollar frisches Geld für Lilium: führender Investor der jüngsten Runde ist der chinesische Internet-Konzern Tencent, wie Lilium am Montag mitteilte.

Lilium entwickelt ein Elektro-Flugtaxi mit fünf Sitzen. Während die meisten Konkurrenzmodelle wie übergroße Drohnen konzipiert sind, soll der Lilium Jet senkrecht starten und landen, aber die Strecke mit Hilfe von Tragflächen wie ein konventionelles Flugzeug zurücklegen.

Das soll eine höhere Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometern und mehr Effizienz ermöglichen. Experten hatten Ende vergangenen Jahres Zweifel an der Schlüssigkeit des Lilium-Konzepts angemeldet. Firmenchef Daniel Wiegand hielt nun in einem "Handelsblatt"-Interview dagegen und kritisierte die Studie.

"Keine Wunderbatterie"

"Es ist einfach falsch zu behaupten, dass die Batterie nach einer Minute leer ist", sagte er. Die aktuellen Versuchsträger verwenden laut Wiegand Batterie-Technologie von 2014. Lilium werde zwar für das spätere Serien-Modell bessere Batterien benötigen. "Wir brauchen aber definitiv keine Wunderbatterie für unseren Lilium Jet."

Die Kritiker haben laut Wiegand "wenig seriös" und mit "falschen Zahlen" gerechnet. "Das führte dazu, dass die zugrunde gelegte Leistung, die nötig ist, um das Flugzeug schweben zu lassen, etwa acht- bis zehnmal höher berechnet wurde als die, die wir bei unserem Demonstrator messen."

Das frische Geld will Lilium unter anderem einsetzen, um die Entwicklung der Maschine abzuschließen und wie geplant zum Jahr 2025 die Serienproduktion und den Betrieb regionaler Flugdienste zu starten.

"Wir werden 2025 die versprochene Reichweite (300 Kilometer, Red.) schaffen", sagte Wiegand. Trotz des Verlusts eines von zwei Prototypen bei einem Brand während Wartungsarbeiten im Hangar liege man im Plan. Der betroffene Demonstrator sei nicht mehr flugfähig, "sollte aber ohnehin in den nächsten Monaten ausgemustert werden".
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lilium | 23.03.2020 10:47

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 12.09.2020 - 06:52 Uhr
Der "Jet" ist am Ende des Tages nur ein größerer Multicopter mit Tiltrotor, und da sind die physikalischen Grundlagen und Berechnungen jedem Luftfahrtingenieur klar.

Genau diese Annahme ist schon einmal ziemlich konfus. Ein Multicopter hat keine Flügel wie ein Tiltrotor-Flugzeug.

Richtig. Aber Tragflächen/Flügel würde ich das jetzt nicht wirklich nennen. Die Gleitzahl ohne Antrieb dürfte nicht wesenlich über dem eines Backstein liegen.

In der Berechnung des werten Professors wurden viel zu lange Zeiten im Schwebeflug angenommen. Sehen Sie sich die Videos des Lilium-Jets an, wie schnell es nach dem Start in den Vorwärtsflug geht.

Der Start ist vermutlich mal gar nicht das Problem. Gleitflug und horizontale Landung fallen konzeptbedingt aus. Autorotation auch. Zur elektischen vertikalen Landung braucht ein Lilium "Jet" daher genug elektrische Reserve um mehrfach Landeversuch, Landeabbruch, neuer Versuch, durchzuführen.
Diese Reserve müsste beim Personentransport recht hoch sein, schätze ich mal.


Ich glaube es schon, denn der Steigflug frisst die meiste Energie. Anschließend fliegen sie die leere Batterie als totes gewicht mit.

Das Konzept hinkt, und zwar gewaltig.

Es hat sehr viele Angriffspunkte:
Das Ding ist mega laut, damit fliegt man nicht von Dach zu Dach oder von Heliport zu Heliport. Damit fällt das als 7er BMW - S Klasse Ersatz für Vorstände weg, weil man wieder das Problem Flughafen zu Flughafen hat.

Dann kriegt man die Reichweite nicht hin.

Das Multicopter Konzept ist höchst strittig, es verursacht viel Lärm, man fliegt viele Motoren mit rum, es ist nicht das effizienterste Konzept.

Die aktuelle Akku Generation gibt es nicht her, man hofft auf die nächste mit doppelter Energiedichte.

Der Flügel ist strittig, du brauchst einfach mehr auftrieb, ansonsten wird einfach zuviel energie benötigt.

Der Kernpunkt sind aber die vielen kleinen Rotoren vs. wenigere grosse.

Es ist ein spannendes Konzept mit sehr sehr viel Risiko, und sie wollen ziemlich viel auf einmal. Davon das es leer ein paar Minuten in niedriger Höhe schweben kann, kann man leider nichts schliessen. Ob es das dann mit 400kg Zuladung mit vernünftiger Geschwindigkeit über eine Strecke schafft? Die Physik spricht dagegen.
Und 3 minuten Flug in niedriger höhe, puh, da ist noch viel viel luft.
Es ist ein moonshot. Keine Frage.

P.S. der witz ist einfach die Frage, was das bringen soll. Dann fliegt man elektrisch, aber die Batterieherstellung ist energie und materialintensiv und der Strom kommt auch nicht von irgendwo. ob Luftfahrt wirklich die anwendung ist in der Batterie E-Motor kombinationen sinn machen?

Dieser Beitrag wurde am 12.09.2020 06:57 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 11.09.2020 - 21:30 Uhr
Die Lilium Prospektangaben 300km mit 5 Personen mittels Akku gespeistem Elektroantrieb alleine reichen schon das Projekt zu entlarven. Back to the roots, da sollte man doch mal auf ein seit 50 Jahren bewährtes Flugzeug, wie z.B. eine C172, zurückgreifen. Mit MTOW 1150kg und 730kg Leergewicht kann auf den 300km bei 90min Flugzeit incl. 30min Steigen pus 30min Reserve beim Verbrauch von 35l/h eine Zuladungvon 354kg transportiert werden, also Pilot + 3Paxe à 80kg mit etwas Gepäck. Die dabei verbrauchte Kraftstoffmenge von 66kg entspricht einer Energie von 660Kwh, davon werden jedoch nur 231Kwh in Vortrieb umgesetzt, wenn man den Gesamtwirkungsgrad Motor und Prop mit 35% ansetzt - tatsächlich ist er besser, aber es soll ja hier konservativ gerechnet werden.
Wenn man wohlwollend eine Speicherkapazität von 0,3Kwh/kg des Lithium-Ionen Akku unterstellt (in der Fachwelt werden oft nur 0,22Kwh/kg genannt), so benötigt man für die 231Kwh im Elektroflug 770kg Akkus ! Angenommen man würde die C172 umrüsten auf Elektroantrieb und es gelänge das Leergewicht incl. Elektromotor auf 365kg zu halbieren, so käme das Startgewicht incl. Akkus auf 1135kg, also 15kg verbleiben für Pilot und Paxe ! Wie will Lilium da 5Paxe transportieren ?
Da grundsätzlich die Schwerkraft und Aerodynamik für alle LFZ gilt, kann die Bilanz für Lilium auch nicht wesentlich anders aussehen und für die VTOL Variante noch schlechter, denn der dadurch bedingte höhere Energieverbrauch steht wohl außerhalb jeder Diskussion. Es sollte auch nicht vergessen werden, daß ein Elektroflugzeug im Gegensatz zum Verbrennungsmotor keine Gewichtsabnahme während des Fluges erfährt.
Beiläufig wäre dann auch mal zu hinterfragen, wie überhaupt die Strömungsverhältnisse am Flügel angesichts der vielen FAN-Gehäuse erwartet werden, laminar oder turbulent. Das ganze sieht auch nicht sehr STALL resistent aus.
Die Initiatoren von Lilium sind schlichtweg Scharlatane oder völlig unwissend über die physikalischen Grundlagen.
Das Projekt wird als Cargolifter 2.0 enden, wer immer noch dran glaubt hat sein Geld verloren, leider sind auch unsere Steuergelder auszubuchen.
Beitrag vom 24.03.2020 - 17:45 Uhr
Da wäre ich jetzt vorsichtig.
Ein Lilium Jet dürfte im Vorwärtsflug bei 300km/h einen Gutteil oder sogar 100% des benötigten Auftriebs über die Zelle bekommen. Die Formgebung ist wohl im Endeffekt ein Lifting Body mit Stummelflügeln als Triebwerksträger.
Daher denke ich erzeugt Lilium im Vorwärtsflug normalen Auftrieb wie ein Flugzeug, was sich von einem Multikopter massiv unterscheidet und auch effizienter ist.
Gleichzeitig hat die Form einen deutlich geringeren Luftwiderstand als ein Heli- oder Multikopter.
Mein einziges technisches Fragezeichen ist tatsächlich die Energiedichte, -Speicherung und -Reserve beim angestrebten Einsatzprofil.

Der Lifting Body wurde soweit ich weiß bisher nur im Hochgeschwindigkeitsflug eingesetzt, weil ein Flügel mit so geringer Streckung bei langsamen Flugzuständen einen sehr hohen induzierten Widerstand aufweist. Schnelle GA-Flugzeuge vertrauen ja weiterhin auf einen optimierten Flügel und eine möglichst aerodynamische Zelle. Falls Lillium das lösen könnte, haben sie meinen größten Respekt. Von vorne sieht der Flieger einfach - wie oben gesagt - nach Backstein aus, da die vielen kleinen Propeller eine große Angriffsfläche bieten.

Dieser Beitrag wurde am 24.03.2020 17:50 Uhr bearbeitet.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden