Covid-19-Krise
Älter als 7 Tage

US-Airlines fordern Staatsgeld ohne Auflagen

American Airlines Airbus A330-300
American Airlines Airbus A330-300, © Ingo Lang

Verwandte Themen

WASHINGTON - 50 Milliarden US-Dollar liegen auf dem Tisch, die Hälfte davon muss nicht zurückgezahlt werden. Doch Airline-Manager sträuben sich, das ganze Paket zu nehmen. Denn die US-Regierung stellt Bedingungen, die dem amerikanischen Credo der liberalen Marktwirtschaft widersprechen. Zumindest ein bisschen.

25 Milliarden US-Dollar können Airlines sofort als Hilfe beantragen, um die Gehälter ihrer Mitarbeiter weiter zu bezahlen. Im Gegenzug dürfen sie bis September niemanden entlassen.

Als Ausgangspunkt für die Verteilung der 25 Milliarden gelten die Lohnkosten, die Airlines im vergangenen Jahr zwischen dem 1. April und dem 30. September hatten.

Demnach könnten allein Delta Air Lines und American Airlines aus dem ersten Teil des Pakets jeweils mindestens vier Milliarden US-Dollar beanspruchen, aus beiden Tranchen will American bis zu 12 Milliarden US-Dollar abrufen.

Beide Fluggesellschaften haben allerdings im Zuge der Covid-19-Krise bereits zehntausende Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub geschickt, andere sind in Frührente gegangen. Zehntausende müssten entlassen werden, käme die staatliche Hilfe für Löhne nicht gratis, polterte der Chef der Lobby-Organisation Airlines for America, Nicholas Calio.

"Ich sage ganz klar, dass das keine Rettungsaktion für Airlines ist", kontert US-Finanzminister Steve Mnunchin. "Das ist eine Unterstützung für Airlines, die wir aus Gründen der nationalen Sicherheit leisten, für die der Steuerzahler aber einen Ausgleich erhalten wird."

Dieser Ausgleich könnte in einer staatlichen Beteiligung an den Airlines münden, welche die 25 Milliarden Hilfe zur Lohnzahlung oder einen Teil der 25 Milliarden US-Dollar in Anspruch nehmen, die die Regierung in Form von Krediten bereitstellt. 

Ein krasser Einschnitt in einem Wirtschaftssystem, das einen staatlichen Eingriff in den freien Markt sonst auf das Tiefste verachtet.

Airline-Aktien als Schnäppchen

Die Frage ist allerdings, wann die Regierung Aktien der Airlines zeichnen würde - und hier wird die Komponente der sozialen Marktwirtschaft womöglich von der des liberalen Opportunismus abgelöst. Denn momentan wären Airline-Aktien ein Schnäppchen. Details über Grenzen der Beteiligung und Zeitfenster für den Erwerb sind bislang nicht bekannt.

Beim Gedanken daran, dass die Regierung in dieser Situation in großem Stil zugreifen könnte, sträuben sich die Nackenhaare der Airline-Chefs.

Auch sie haben in den vergangenen Jahren gerne mit den Aktien ihrer Airlines an der Börse taktiert und ihre Preise durch Rückkäufe in die Höhe getrieben. Wie die Manager anderer Branchen sind auch sie nach der Finanzkrise 2008/2009 in die Kritik geraten, als sie nach dem Abebben der Krise dazu zurückkehrten, sich hohe Boni zu genehmigen.

Dies soll sich nun offenbar nicht mehr wiederholen. Wer diesmal die Kredite in Anspruch nimmt, muss die Chef-Gehälter bis zu einem Jahr nach der Rückzahlung deckeln und dürfte bis dahin auch keine Dividenden auszahlen. 

Wer nur die Zuschüsse in Anspruch nimmt, darf die Chefgehälter ab März 2022 wieder unbegrenzt erhöhen und ab September 2021 wieder Dividenden bezahlen und Aktien zurückkaufen. Abfindungen dürfen die drei-Millionen-Marke nicht überschreiten.

Inwiefern demokratische Abgeordente ihre Forderungen nach höheren Sozialstandards und verpflichtende Klimaschutzmaßnahmen für Airlines durchsetzen konnten, ist bisher noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt.

Boeing-Chef sträubt sich gegen Bedingungen für Staatshilfen

Auch Boeing-CEO David Calhoun wehrt sich indes vehement gegen die Vorstellung, die Regierung könne Aktien seines Unternehmens erwerben. "Niemand hat Interesse daran, dass sich die Regierung an seinem Unternehmen beteiligt", sagte Calhoun gegenüber "Fox News". 

"Wir wollen alles zurückbezahlen. Jeder will das, und zu denken, dass wir das nicht wollen, ist wirklich doof. Ich habe keinen Bedarf an einer Beteiligung", sagte Calhoun.

"Wenn sie darauf bestehen, werden wir all unsere anderen Möglichkeiten prüfen – und davon haben wir eine Menge." US-Präsident Donald Trump sieht das anders: "Boeing wird wahrscheinlich Hilfe brauchen."

Ursprünglich hatte das Boeing-Management 60 Milliarden US-Dollar an staatlichen Hilfen für sich und Zulieferer gefordert - bevor mögliche Bedingungen dafür im Gespräch waren.
© aero.de | Abb.: Airbus | 31.03.2020 05:22


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden