Covid-19-Krise
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Rolls-Royce zieht Prognosen zurück

Rolls-Royce Trent XWB
Rolls-Royce Trent XWB, © Lufthansa

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LONDON - Der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce zieht wegen der Unsicherheiten und des Einbruchs im Luftverkehr infolge der Coronavirus-Pandemie seine Prognose für 2020 zurück. Zudem werde die ursprünglich geplante Schluss-Dividende für 2019 in Höhe von 7,1 Pence je Anteilsschein ausgesetzt.

Das teile die Unternehmenskommunikation am Montag in London mit. Außerdem hat sich der Konzern eine zusätzliche Kreditlinie gesichert. Um seine Kosten weiter zu senken, will der Konzern die Investitionen zurückfahren.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten sehr gut an. Die Rolls-Royce-Aktie legte phasenweise um über 16 Prozent zu und lag am späten Vormittag noch immer mit rund 15 Prozent im Plus bei 290,50 Pence. Im laufenden Jahr haben die Papiere infolge der Marktturbulenzen und der großen Probleme für die Luftfahrtbranche jedoch fast 60 Prozent an Wert eingebüßt.

Großraumflugzeuge im zivilen Luftverkehr hätten im März rund 50 Prozent weniger Flugstunden absolviert als ein Jahr zuvor, hieß es. Im April und darüber hinaus dürften sie noch stärker sinken. 

Der Konzern bereitet sich daher auf rückläufige Auslieferungen seiner Triebwerke vor. Die Flotten zahlreicher Airlines stünden mittlerweile am Boden. Rolls-Royce-Kunden sähen sich mit großen Herausforderungen für ihr Geschäft konfrontiert, hieß es.

Die Briten sind nur noch bei Antrieben für Großraumjets für die Langstrecke im Geschäft. Den Bau von Triebwerken für Mittelstreckenjets wie Airbus A320neo und Boeing 737 Max haben sie vorerst Rivalen wie der United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney, der deutschen MTU sowie General Electric und Safran überlassen.

Kreditlinie bei knapp drei Milliarden Euro

Konzernchef Warren East zufolge ergreift Rolls-Royce eine Reihe von Maßnahmen, um die operative und finanzielle Widerstandsfähigkeit des Unternehmens in der Krise zu stärken. So habe der Konzern im März eine Kreditlinie über 2,5 Milliarden britische Pfund (rund 2,84 Milliarden Euro) gezogen. 

Der Brutto-Barmittelbestand liege damit insgesamt bei 5,2 Milliarden Pfund. Zudem hat sich Rolls-Royce nach eigenen Angaben eine neue Kreditlinie in Höhe von 1,5 Milliarden Pfund gesichert, durch die die Liquidität auf 6,7 Milliarden Pfund steigen soll.

Der Ausbruch von Covid-19 beeinträchtige die Länder, in denen Rolls-Royce tätig sei, teilte das Unternehmen weiter mit. Wo es nötig sei, habe der Konzern Gebäude und Einrichtungen daher vorübergehend geschlossen. Das operative Geschäft will er aber aufrecht erhalten. So habe Rolls-Royce das Jahr 2019 mit einer soliden Liquidität abgeschlossen. Der laufende Konzernumbau habe bereits Früchte getragen.

Um die Ausgaben weiter zu reduzieren, will Rolls-Royce die Investitionen zurückfahren. Dies soll den freien Barmittelzufluss im laufenden Jahr um 750 Millionen Euro anheben. 

Der Konzern will außerdem alle nicht notwendigen Dienstreisen streichen, Neueinstellungen verschieben und die weltweiten Lohnkosten 2020 um mindestens 10 Prozent reduzieren. Die Gehälter für Führungskräfte sollen für den Rest des Jahres um 20 Prozent gekürzt, die Boni für Vorstands- und Finanzchef sollen verschoben werden.

Da Rolls-Royce rund 55 Prozent seines Umsatzes mit der zivilen Luftfahrt mache, seien Investoren zunehmend besorgt wegen des weltweiten Reiserückgangs und der Masse der am Boden stehenden Flugzeuge bei den Airlines, befand die US-Bank JPMorgan. Sowohl der Verkauf neuer Triebwerke als auch die Bezahlung der Antriebe nach Flugstunden werde stark getroffen, schrieben die Experten.

Fortschritte beim Trent 1000

Mit Blick auf die technischen Probleme mit dem "Dreamliner"-Triebwerk Trent 1000, dessen Triebwerksschaufeln sich vorzeitig abnutzten, gab Rolls-Royce Fortschritte bekannt. 

Die Zahl der deshalb am Boden stehenden Boeing-Flugzeuge des Typs sei bis Ende März gesunken. Bis zum Ende des zweiten Quartals soll die Zahl weiter zurückgehen, hieß es. Allerdings dürfte das Triebwerk Rolls-Royce noch länger beschäftigen. Die neuen Schaufelblätter für die Hochdruckturbine sollen erst Mitte 2021 bereit zum Einbau sein, hieß es.

Rolls-Royce leidet momentan darunter, dass die weltgrößten Flugzeugbauer Boeing und Airbus ihre Produktion im Zuge der Corona-Krise heruntergefahren haben. Beide sind Kunden der Briten. 

Der Boeing-Rivale Airbus hatte bereits im März einen Großteil seiner Produktion in Spanien und Frankreich wegen Verschärfungen der Maßnahmen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie vorläufig ausgesetzt. 

In Spanien hält der weitgehende Stopp weiterhin an. Auch die Tragflächenproduktion in Großbritannien und Deutschland hat der Konzern zurückgefahren. Beschäftigte in Frankreich und Deutschland sollen nun länger Urlaub nehmen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Rolls-Royce | 06.04.2020 08:44


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