Gegen Staatshilfe
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Air France muss Inlandsverkehr drastisch einschränken

Air France Airbus A350-900
Air France Airbus A350-900, © Airbus

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PARIS - Air France muss laut Umweltministerin Elisabeth Borne ihre Inlandsverbindung im Gegenzug zu Staatshilfen drastisch einschränken. 

Für Kurzstrecken sollen Reisende in Frankreich demnach bevorzugt den Schnellzug wählen. Die französische Regierung unterstützt Air France in der Coronavirus-Krise mit sieben Milliarden Euro.

Im Gegenzug hat das Airline-Management versprochen, die CO2-Emissionen bis 2024 um 50 Prozent zu reduzieren.
© aero.de | 25.05.2020 08:56

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Beitrag vom 25.05.2020 - 18:54 Uhr
Die Rad-Schiene Technik ist Stand 19. Jahrhundert - zeitgemäß wäre hier die Magnetschwebebahn, die jedoch in Deutschland erfolgreich verhindert wurde.

Die Magnetschwebebahn hat sich nirgends durchgesetzt. Bis auf einige wenige Teststrecken ist die nicht im Einsatz. Alle modernen Hochgeschwindigkeitsbahnen sind nach der aten Technology. Und halte Technology muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Der Grundaufbau eines Flugzeugs ist doch auch uralt, aber immer noch das Konzept, nach dem alle modernen Flieger gebaut werden. AUch hier haben sich Alternativen bisher nicht durchgesetzt.

Populistische Herangehensweisen helfen hier nicht weiter,

Dann sollten Sie selbst diese auch nicht nutzen ;-)

eben sowenig das TGV Netz zu loben, ohne sich mit der ausschließlich sternförmig auf Paris ausgerichteten Verknüpfung vertraut gemacht zu haben.

Für den Großteil der Air France Strecken funktioniert das schon. Wenn man alles, was Air France derzeit nach CDG fliegt auf die Schiene verlagern will, dann wäre das Streckennetz vorhanden. Ob die Kapazität das hergibt ist dann wieder eine andere Frage.

Es fehlen jegliche Querverbindungen - wie beim S-Bahn Netz in München.
Für die Strecke St.Nazaire- Toulouse bleibt zum Flugzeug keine Alternative, wenn man kein landschaftsneugieriger Urlauber ist.

100% ersetzen wird man auch nicht schaffen. Ich denke aber mal, dass der Großteil der nationalen Flugstrecken von AF durchaus durch die Bahn ersetzt werden könnten, da ja auch AF sehr Paris-zentriert aufgestellt ist.

Ich möchte Ihnen hier völlig zustimmen. Übrigens: Bis 2024 50% Einsparung - das ist in der Tat zumindest eine sehr sportliche Vorgabe. Aber offenbar Führungsstil Emmanuel Macron: Notre Dame hat auch bis 2025 fertig wiederaufgebaut zu sein. Argumente der Dombauhütte, dass allein das Wegräumen des Schuttes 9 Monate gebraucht hat und an der Kathedrale vom 13. bis zum 19. Jahrhundert gebaut wurde, wurden weggewischt und statt des bisherigen Experten für mittelalterliche Kirchen ein Kommandierender General mit der Leitung des Wiederaufbaus betraut. Wenn Air France es bis 2024 mit den 50% nicht schaffen sollte, übernimmt ihre Leitung dann womöglich auch ein Kommandierender General. Der kann es dann wahrscheinlich besser. Ironie off. Aber solche Beispiele zeigen auch einen weiteren wichtigen Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland: Frankreich ist nicht nur siedlungsgeografisch, wirtschaftlich und verkehrstechnisch auf Paris hin zentralisiert, es ist mindestens ebenso sehr politisch zentralisiert. Wenn die Parlamentsmehrheit den Präsidenten unterstützt, dann trifft der Präsident in Frankreich tatsächlich alle als wichtig erachteten Entscheidungen - und alle meint tatsächlich alle. Davon ist Deutschland strukturell weit entfernt.

Natürlich war die CDU/CSU über viele Jahrzehnte nicht gerade die Bahnpartei hierzulande, aber es nur an ihr festzumachen würde tatsächlich an der Sache vorbeigehen. Ich möchte das einmal an den drei Kategorien Siedlungsgeografie, Wirtschafts- und Verkehrsgeografie und politische Struktur benennen und die Folgen an meinen eigenen praktischen Erfahrungen deutlich machen.

1.) Siedlungsgeografie: Frankreich ist grundsätzlich in Paris und die Provinz zu unterteilen. Mit Marseille und Lyon gibt es lediglich zwei weitere Oberzentren zweiten Ranges und mit Toulouse, Bordeaux, Nizza und Straßburg vier Oberzentren dritten Ranges, alle übrigens nahezu in Kreuzform ausgerichtet auf die Metropole Paris.
Deutschland ist demgegenüber nahezu der Gegenentwurf: die größte Einzelstadt und Haupstadt Berlin liegt ganz im Osten, das mit weitem Abstand größte Siedlungsgebiet Rhein-Ruhr aber ganz im Westen, relativ zentral gelegen das Siedlungsgebiet Rhein-Main, im Südwesten dann Rhein-Neckar, der Ballungsraum Stuttgart im Südwesten, der Ballungsraum München im Südosten, die zweitgrößte Stadt Hamburg dagegen ganz im Norden und mit den Großräumen Nürnberg/ Fürth, Leipzig/ Halle und Hannover verteilen sich dann noch drei weitere Oberzentren dritten Ranges zwischen diesen anderen Oberzentren. Das ist historisch so gewachsen. In Deutschland gab es nie einen Richelieu oder einen Ludwig XIV., die schon im 17. Jahrhundert alles im Großraum Paris zentralisierten und den Rest Frankreichs auf diese Zentrale ausrichteten.

2.) Wirtschafts- und Verkehrsgeografie: Handel, Finanzen, Industrie, Verkehr, Forschung und akademische Bildungsinstitutionen: in Frankreich ist das alles in Paris zentralisiert - mit der einzigen großen Ausnahme Airbus, wo in Toulouse die Zentrale ist. Nehmen wir also das hier genannte Beispiel: Wenn Sie, liebe/r VJ 101 in St. Nazaire wohnen und beruflich auswärts zu tun haben, dann arbeiten Sie entweder für Airbus, dann haben Sie beruflich in Toulouse zu tun, oder Sie arbeiten für irgendein anderes großes Unternehmen, für irgendeine andere wichtige Institution oder für den Staat, dann haben Sie beruflich in Paris zu tun. Mehr Alternativen für Dienstreisen gibt es eigentlich nicht. Und wenn Sie sich in Ihrem Sommerurlaub an den Strand legen wollen, dann reisen Sie entweder nach Nizza oder via Paris zum Urlaubsziel Ihrer Wahl. Drei Destinationen sind in Provinzstädten wie St. Nazaire daher in aller Regel völlig ausreichend, um alle relevanten Reisebedarfe zu befriedigen - meistens sind es sogar nur zwei: Paris, arbeiten und umsteigen; Nizza: urlauben. Und dank der Siedlungsgeografie und der gut ausgebauten TGV-Strecken sind diese durchaus sehr gut mit der Bahn abzudecken, eingeschränkt tatsächlich nur durch die Kapazitäten des TGV.

Es braucht eigentlich keiner weiteren Ausführungen um deutlich zu machen, dass Deutschland wirtschaftsgeografisch so nicht funktioniert.

3.) Politische Struktur: Wie erwähnt, wenn in Frankreich der Präsident eine Parlamentsmehrheit hinter sich hat, dann entscheidet er verbindlich alle von ihm als wichtig definierten Angelegenheiten. Wenn er diese Mehrheit nicht hat, muss er sich mit dem Premierminister abstimmen. In jedem Fall werden diese Entscheidungen zentral in Paris getroffen und dann von der gleichfalls zentralisierten Staatsverwaltung in Paris und Provinz durchgesetzt.

Keine Bundeskanzlerin und kein Bundeskanzler kann so regieren. Es gibt 16 Länder und Landesregierungen, die über den Bundesrat in den meisten Fällen politisch mitentscheiden, die auch für die regionale Raumordnung zuständig sind. Die Planungshoheit liegt bei den Kommunen. Als in den 1990er-Jahren die Bahnstrecke Hamburg-Berlin zweigleisig ausgebaut werden sollte, mussten dafür die regionalen Raumordnungsprogramme von fünf Landesregierungen aufeinander abgestimmt und die Zustimmung jeder einzelnen Gemeinde eingeworben werden, deren Gebiet das zweite Gleis kreuzen sollte. Das ganze Milliardenprojekt wäre beinahe am Veto von einigen mecklenburgischen und brandenburgischen Dorfgemeinden gescheitert, von den unvermeidbaren Verwaltungsgerichtsprozessen durch alle Instanzen ganz abgesehen. Die Magnetschwebebahn, die hier in der ursprünglichen Planung tatsächlich als Option vorgesehen war, die eine Zeitlang sogar von der damaligen Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl favorisiert wurde, hatte deshalb schon aus planungsrechtlichen Gründen keine Chance auf Verwirklichung: Gegen die "Stelzenbahn" liefen die örtlichen Bürgerinitiativen Sturm und die um ihre Wiederwahl bangenden Bürgermeister legten deshalb ein kategorisches Veto dagegen ein. Selbst das versammelte Gewicht von Helmut Kohl kam dagegen nicht auf.

In Deutschland gibt es keinen Staatspräsidenten, der einfach anordnen kann und das passiert dann auch. Das hat Vor- und Nachteile (wie man beim Thema Corona auch gerade sehen kann). Das Planfeststellungsverfahren eines größeren Bauprojektes dauert in Deutschland deshalb ca. 20 Jahre, die Gesamtzeit zwischen politischer Entscheidung der zuständigen Entscheidungsträger und Fertigstellung beträgt ca. 30 Jahre - wenn es denn überhaupt zur Verwirklichung des Projektes kommt. Bei der vor kurzem in Betrieb genommenen ICE-Trasse zwischen Berlin und München fand der Planungsbeginn ebenfalls bereits kurz nach der Wiedervereinigung 1992 statt. Der BER, dessen Planungsbeginn auch noch in die 1990er-Jahre fällt, liegt so gesehen gut in der Zeit.

Konkret heißt das also: Wenn in Deutschland heute die politische Entscheidung fiele, das Netz der Bahn so neu zu gestalten, dass damit 80% der Inlandsflüge ersetzt werden können (wie auch immer diese Quadratur des Kreises dann konkret aussehen sollte), dann lässt sich, so wie unser Land nun einmal funktioniert, davon ausgehen, dass um das Jahr 2050 herum der Teil des Projektes, der zwischenzeitlich nicht von irgendeiner der vielen mitsprechenden und mitentscheidenden Instanzen oder von einer der unvermeidlich dagegen Sturm laufenden Bürgerinitiativen auf dem Klagewege verhindert wurde, fertiggestellt und eingeweiht werden kann.

Im Gegensatz zu Frankreich mit seinem modernen TGV-Netz besteht deshalb - deshalb! - und nicht weil es sich um eine veraltete Technologie handelte - der Großteil des deutschen Schienennetzes auch ganz konsequent aus den Routen des Eisenbahn-Generalplans von Friedrich List aus dem Jahr 1847 - wohlgemerkt: 1847. Und das ist jetzt keine Ironie und auch keine Satire. Wenn man sich die Eisenbahntechnologie des Jahres 1847 ansieht, dann bekommt man großen Respekt vor der Ingenieursleistung der damaligen Eisenbahningenieure, deren Netz sogar von ICE´s befahrbar ist, obwohl sie sich diese Technologie mit Sicherheit gar nicht vorstellen konnten. Aber mit gerade einmal fünf Ausnahmen (Hannover-Göttingen-Kassel-Fulda, Hannover-Berlin, Stuttgart-Mannheim, München-Nürnberg und jetzt München-Berlin) bleibt unser Eisenbahnnetz eins von anno domini 1847.

Um die berufspraktischen Folgen einmal konkret zu machen: Vor Corona - und, Stand heute, absehbar auch nach Corona wieder - hatte und habe ich mit einer gewissen Regelmässigkeit, nein, nicht in der alles umfassenden französischen Zentrale Paris, sondern in Stuttgart beruflich häufiger zu tun, zumeist an Freitagen. Ich wohne in der Nähe von Hamburg.

Alternative 1: Bahn.
Reisebeginn: Donnerstag. Mit dem Auto zur S-Bahn-Station. S-Bahn bis Hauptbahnhof. Je nach Verbindung mit IC oder ICE 5 bis 7 Stunden nach Stuttgart (wenn irgend möglich ohne Umsteigen unterwegs, sonst läuft man bei der allbekannten Pünktlichkeit der DB Gefahr, unterwegs den Anschlusszug zu verpassen und hängenzubleiben). In Stuttgart bin ich dann allerdings gleich in der Innenstadt. Übernachtung 1 im Hotel. Am Freitag meinen beruflichen Termin wahrnehmen. Übernachtung 2 im Hotel (man kommt abends nicht mehr zurück). Am Samstag dann das Ganze retour, gerne zwischen grölenden Fußballfans eingequetscht, die sich unterwegs die Kante geben. Das halbe Wochenende ist perdu und das am Donnerstag in Hamburg Verabsäumte muss am Montag und Dienstag der darauffolgenden Woche nachgearbeitet werden. Die finanziellen Kosten trägt zwar mein Arbeitgeber, aber der freut sich dann darüber, dass er neben dem nicht gerade preisgünstigen DB-Ticket auch noch die Hotelrechnung bezahlen darf.

Alternative 2: Eurowings.
Reisebeginn: Freitag früh. Mit dem Auto zur S-Bahnstation. S-Bahn bis Flughafen. Eurowings-Maschine nach Stuttgart. S-Bahn bis Innenstadt. Beruflichen Termin wahrnehmen. Dasselbe retour. Abends ist man wieder zu Hause.

Wenn ich in der Bundeshauptstadt Berlin zu tun haben, fahre ich da natürlich mit dem ICE hin. Ich habe aber nur sehr selten in Berlin zu tun. Und wenn man sich jahrelang diese Form von Bahnreisen quer durch unsere Landesfürstentümer angetan hat, dann kommt einem irgendwann zwischendurch das ökologische Gewissen abhanden, auch wenn ich mich sonst ziemlich weit links von der CDU einordnen würde.

Ähnlich erging und ergeht es sehr vielen Menschen in unserem eben ganz anders als Frankreich strukturierten Land - und deshalb wird es auch nach Corona in Deutschland einen relevanten Bedarf an Inlandsflügen geben.

Dieser Beitrag wurde am 25.05.2020 19:18 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.05.2020 - 10:31 Uhr
Die Rad-Schiene Technik ist Stand 19. Jahrhundert - zeitgemäß wäre hier die Magnetschwebebahn, die jedoch in Deutschland erfolgreich verhindert wurde.

Die Magnetschwebebahn hat sich nirgends durchgesetzt. Bis auf einige wenige Teststrecken ist die nicht im Einsatz. Alle modernen Hochgeschwindigkeitsbahnen sind nach der aten Technology. Und halte Technology muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Der Grundaufbau eines Flugzeugs ist doch auch uralt, aber immer noch das Konzept, nach dem alle modernen Flieger gebaut werden. AUch hier haben sich Alternativen bisher nicht durchgesetzt.

Populistische Herangehensweisen helfen hier nicht weiter,

Dann sollten Sie selbst diese auch nicht nutzen ;-)

eben sowenig das TGV Netz zu loben, ohne sich mit der ausschließlich sternförmig auf Paris ausgerichteten Verknüpfung vertraut gemacht zu haben.

Für den Großteil der Air France Strecken funktioniert das schon. Wenn man alles, was Air France derzeit nach CDG fliegt auf die Schiene verlagern will, dann wäre das Streckennetz vorhanden. Ob die Kapazität das hergibt ist dann wieder eine andere Frage.

Es fehlen jegliche Querverbindungen - wie beim S-Bahn Netz in München.
Für die Strecke St.Nazaire- Toulouse bleibt zum Flugzeug keine Alternative, wenn man kein landschaftsneugieriger Urlauber ist.

100% ersetzen wird man auch nicht schaffen. Ich denke aber mal, dass der Großteil der nationalen Flugstrecken von AF durchaus durch die Bahn ersetzt werden könnten, da ja auch AF sehr Paris-zentriert aufgestellt ist.
Beitrag vom 25.05.2020 - 10:15 Uhr
Und welche Probleme sind das bei einem exzellenten TGV-Netz ? Inlandsflüge in Frankreich sind überflüssig wie ein Kropf. Bei uns übrigens auch, aber die CDU/CSU verhindert ja, dass wir im 21. Jahrhundert ankommen. Gut gemacht Frankreich !

Die Rad-Schiene Technik ist Stand 19. Jahrhundert - zeitgemäß wäre hier die Magnetschwebebahn, die jedoch in Deutschland erfolgreich verhindert wurde.
Populistische Herangehensweisen helfen hier nicht weiter, eben sowenig das TGV Netz zu loben, ohne sich mit der ausschließlich sternförmig auf Paris ausgerichteten Verknüpfung vertraut gemacht zu haben.
Es fehlen jegliche Querverbindungen - wie beim S-Bahn Netz in München.
Für die Strecke St.Nazaire- Toulouse bleibt zum Flugzeug keine Alternative, wenn man kein landschaftsneugieriger Urlauber ist.


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