Mögliches Thiele-Veto
Älter als 7 Tage

Wie Lufthansa eine Insolvenz abwenden könnte

Lufthansa Airbus A350-900
Lufthansa Airbus A350-900, © Lufthansa

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FRANKFURT - Ein mögliches Nein des Großaktionärs Thiele zu Staatshilfen schwebt über der Lufthansa-Hauptversammlung. Der Konzern will in diesem Fall nach Medieninformationen Alternativen zu einer Insolvenz ausloten - ein mehrstufiger Einstieg des Staats könnte die Notlandung abwenden.

Heinz Hermann Thiele hat das Schicksal der Lufthansa in der Hand. Der Milliardär kontrolliert 15,5 Prozenz des Lufthansa-Aktienkapitals und könnte am Donnerstag das zwischen Airline und Regierung verhandelte Rettungspaket sprengen.

Thiele - das hat er in einem viel beachteten FAZ-Interview klargestellt - geht der Staatseinstieg zu weit.

Die Fronten sind verhärtet - ein Krisengespräch zwischen Thiele, Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) brachte am Montag keine Lösung. "Ein Thiele-Nein ist ein Szenario, auf das sich Lufthansa in den letzten Tagen intensiv vorbereitet hat", sagte ein Insider aero.de.

Seine Entscheidung hat der Industrielle offen gelassen, aber bereits in der FAZ betont, dass er sich langfristig engagieren und "nichts blockieren" wolle.

Mit rund 300 Millionen Euro ist die Aktienbeteiligung eigentlich der kleinste Part des 9 Milliarden Euro schweren Rettungspakets, aber für die Alt-Aktionäre der einzige Hebel. Schließlich würden ihre Anteile durch die neuen Aktien für den Bund verwässert. Sie sollen auch noch zum Vorzugspreis von 2,56 Euro ausgegeben werden, rund ein Viertel des aktuellen Börsenkurses.

Ohne die Beteiligung wäre aber auch das gesamte Rettungspaket samt stiller Einlage und KfW-Kredit gestorben. In Branchenkreisen wird aber spekuliert, dass Thiele den verborgenen Plan verfolgen könnte, seinen Einfluss bei Lufthansa in einer Insolvenz noch auszubauen.

Allein oder mit Partnern könnte er nach einem von ihm verhinderten Staatseinstieg einen Massekredit über mehrere Milliarden Euro anbieten - durch den Verkauf anderer Aktien hat sich Thiele vergangene Woche über 700 Millionen Euro beschafft.

Staatseinstieg in zwei Stufen

Damit könnte Thiele entscheidenden Einfluss auf das weitere Schicksal des Konzerns gewinnen, meint unter anderen Analyst Mark Manduca von der Citigroup. Der Profit würde sich für den 79 Jahre alten Thiele bestenfalls sehr langfristig einstellen - nach einer harten Sanierung des Kranich-Konzerns und einer Abspaltung der profitablen Wartungssparte Lufthansa Technik.

Der Konzern hat sich nach Worten von Vorstandschef Carsten Spohr auf ein mögliches Scheitern des Rettungsplans eingestellt. "Der Vorstand wird, falls die Stabilisierungsmaßnahmen nicht umgesetzt werden können, versuchen, ein sogenanntes Schutzschirmverfahren zu beantragen", heißt es in der Einladung zur Hauptversammlung.

Unbedingt verhindert werden soll der abrupte Stopp des Flugbetriebs, das "Grounding". Über notwendige Überbrückungskredite will Spohr dann schnell erneut mit dem Staat sprechen.

Ein Ass kann Lufthansa dabei noch ausspielen - übernimmt der Staat im ersten Zug nicht mehr als zehn Prozent der Aktien, ist eine Zustimmung der Aktionäre nicht erforderlich. Die kleine Beteiligung wäre nach "Handelsblatt"- Informationen von einem entsprechenden Vorratsbeschluss gedeckt.

Weitere zehn Prozent würde der Staat im Zuge von einer oder zwei regulären Kapitalerhöhungen erwerben, an der sich auch die anderen Aktionäre beteiligen könnten. Dann müsste die Regierung für die Anteile zwar wegen des absehbar höheren Bezugspreises mehr bezahlen als die bisher vorgesehenen 2,56 Euro.

Im Gegenzug könnte die im Hilfspaket zusätzlich vorgesehene stille Beteiligung des Staats aber entsprechend geringer ausfallen. Offen blieb, ob sich der Bund auf diese Alternative einlassen würde, zumal er in diesem Fall möglicherweise auf einen Teil der erwarteten Rendite aus der Rettung von vornherein verzichten würde.

Allerdings hat auch der Staat starke Anreize, eine Lufthansa-Insolvenz zu verhindern. Denn bei einer Insolvenz könnte sich Lufthansa Pensionsverpflichtungen im Gegenwert von sieben Milliarden Euro entziehen. Für die Betriebsrenten müsste der Pensionssicherungsverein geradestehen - und wohl seinerseits vom Staat gestützt werden.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 24.06.2020 12:09

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Beitrag vom 24.06.2020 - 19:16 Uhr
Gerade eben schreibt Focus: Thiele wird dem Paket zustimmen.
Thiele: "Es liegt im Interesse aller Lufthansa Mitarbeiter, dass das Management zügige Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die nötige Restrukturierung führen kann".
Soll heißen: Nächste Woche beginnt das große Federnrupfen.
Oder: Die Aktionäre werfen morgen HHT mitsamt LH ins kalte Wasser.

Dieser Beitrag wurde am 24.06.2020 19:18 Uhr bearbeitet.

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Beitrag vom 24.06.2020 - 18:57 Uhr
Ich hatte es schon mal geschrieben: Bei LH beginnt eine neue Zeitrechnung, egal was morgen abgestimmt wird.
Beitrag vom 24.06.2020 - 18:26 Uhr
Einziger Punkt der HV ist nicht das Rettungspaket insgesamt, sondern die Ausgabe von neuen Aktien auf der Basis der neuen Rechtslage unter Ausschluss des Bezugsrechtes der Altaktionäre, nicht zum aktuellen Börsenkurs, sondern zum Nennwert.

Das ist staatliche Piraterie und dagegen wendet sich Thiele mit Recht.

Die Mitarbeiter sind sich so sicher, dass Ihnen nichts passiert, dass bisher Gehaltsverzichte nicht vereinbart sind. Auch dagegen wendet sich Thiele.

Die Kapitalerhöhung ist im Umfang von bis zu 450 Mio. € aus bereits genehmigtem Kapital auch ohne neuen HV Beschluss möglich. Allerdings gingen die Aktionäre 2019 davon aus, dass dies auf der Basis von aktuellen Börsenkurse geschieht.

Es wird in Zukunft notwendig sein, dies in den HV Beschlüssen so festzulegen.

Die EU hat nichts neu zu genehmigen, wenn das Paket nicht größer wird.

Morgen wird die bisherige Linie nicht durchgedrückt werden. Der Bund wird stattdessen aus genehmigten Kapital zunächst 10 % erwerben und kann sich an weiteren Kapitalerhöhungen beteiligen.

Die LH wird nicht in die Insolvenz in Eigenverwaltung gehen, dass schon deswegen nicht, weil der Pensionssicherungsverein dann mit rd. 7 - 8 Mrd. € belastet wäre.

Das Geld müsste dann der Bund finanzieren.

Scholz hat seine Pläne ohne Thiele gemacht. Das war einfach unüberlegt.


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