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Schwarzer Mittwoch bei Emirates

Emirates A380
Airbus A380 von Emirates beim Start, © Emirates

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DUBAI - Emirates trennt sich wegen der Luftfahrtkrise von Tausenden Mitarbeitern - nach Medieninformationen betraf die zweite Kündigungswelle am Mittwoch rund 600 Piloten und 6.500 Flugbegleiter. Emirates-Chef Tim Clark rechnet frühestens 2021 mit einer Trendwende im angespannten Flugmarkt.

Die Krise führt zu Massenentlassungen bei Emirates. Laut Insidern hat die Airline in dieser Woche 400 A380- und 200 777-Piloten gekündigt. In der Kabine streicht Emirates demnach 6.500 Stellen, auch in Technik und Verwaltung brechen Jobs weg.

"Wir können unsere Mitarbeiter nicht beliebig lange unterbeschäftigen", hatte Emirates-Chef Tim Clark unmittelbar bevorstehende Entlassungen in der Vorwoche in einem Webcast bereits angedeutet. Emirates hatte im Mai zunächst 180 angehende A380-Piloten und mehrere Hundert Flugbegleiter entlassen.

Die verbleibenden Mitarbeiter müssen bis mindestens September Gehaltskürzungen von 50 Prozent hinnehmen.

Emirates will sich zu den Entlassungen nicht näher äußern. Clark rechnet 2021 zwar mit deutlichen Erholungstendenzen - bis Emirates aber wieder an das Vorkrisenniveau von 157 internationalen Zielen anknüpft, könnten laut Clark vier Jahre ins Land gehen.

Richtigstellung: in einer früheren Fassung dieses Artikels hatten wir gestützt auf "One Mile at a Time" geschrieben, dass Fehltage oder Einträge in der Personalakte bei den Kündigungen eine Rolle spielten. Dies spiegelt die Umstände nicht korrekt wider - wir haben den Absatz daher entfernt.
© aero.de | Abb.: Emirates | 11.06.2020 07:30

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Beitrag vom 12.06.2020 - 02:32 Uhr
@jumpfly,
nochmals vielen Dank für den Beitrag. Sehr informativ und viele Hintergrund Informationen für die Leser hier. Freut mich.
Beitrag vom 12.06.2020 - 01:16 Uhr
Das kann ich nicht bestätigen. Aus meinem Umfeld sind viele zu Etihad und Emirates gegangen und der Hauptgrund war das Geld. Was auch sonst? Ein A380 Rating was ausser dort nahezu nirgends auch nur einen Euro wert ist? Einige wollten unbedingt Langstrecke fliegen und dazu in Europa erst nach einigen Jahren die Möglichkeit gehabt, aber wenn das Geld auf dem selben Niveau gewesen wäre wie in Europa wäre dort niemand hin gegangen. Es war einfach die pure Ungeduld. Klar sind die Lebenshaltungskosten dort höher, kann man ja auch irgendwie nachvollziehen wenn in einem Supermarkt Produkte aus aller Welt stehen obwohl im eigenen Land fast nichts wächst.
Auch ich war von der AB Pleite betroffen und hatte innerhalb von wenigen Wochen vier Jobangebote aus Europa auf dem Tisch liegen. Keines bringt mir so viel Geld wie Emirates ein, teils lagen die Angebot sogar sehr deutlich darunter, aber dennoch habe ich mich bewusst dagegen entschieden aus genannten Gründen. Ich bin da auch nicht irgendwie der Supermann, es ging nahezu allen Kollegen im Umfeld ähnlich. Dennoch haben viele den Weg ins Ausland angetreten, sicherlich auch weil eben in Europa durch das Senioritätssystem viele Jahre ins Land gehen bis man den vierten Streifen erlangt weil die bisherige Flugerfahrung, unabhängig davon wieviel es ist paradoxer Weise weder karrieretechnisch noch finanziell Vorteile bringt. Um es umgangssprachlich mit einer Alltagssituation zu beschreiben: Einige wollten eben nach einem langsamen Auto und einem LKW auf der Autobahn auf der Standspur überholen und gerade ist das Blaulicht angegangen. Das ging eben in die Hose. Und es war für alle immer klar, dass die Reise nach China oder in die Emirate zu 95% eine Einbahnstraße ist. Ist man dort und verbringt dort einige Jahre wird der Gehaltsabzug zurück nach Europa immer größer und man stellt sich unabhängig von der Erfahrung erneut ganz unten in der Tabelle an. Auch die Arbeitgeber wissen, dass solche Mitarbeiter mit einer fünfstelligen Anzahl an Flugstunden, mit Langstreckenerfahrung und bisher fünfstelligem Nettogehalt mit einem Viertel des Geldes und täglich 2 Flügen nach Palma auf dem A320 sicherlich zu den motiviertesten Kollegen gehören werden. Zu AB Zeiten gab es auch Ausleihverträge von Cockpitcrews zu Etihad und die Gehälter dort waren schon deutlich höher und AB hat nicht unterdurchschnittlich gezahlt. Da kann mir nun wirklich niemand erzählen dass er nach der AB Pleite dort hingegangen ist weil es ihm dort im Sommer mit den 48°C so gut gefällt. Das wäre gelogen. Durch die vorherigen Erfahrungen waren die Bedingungen und Konditionen dort ausreichend bekannt, dennoch haben eben manche den Weg auf die Standspur gewählt und bis vor wenigen Monaten noch andere belächelt die brav auf der linken Spur abgebremst haben.
Klar waren viele Crews durch Pleiten von AirBerlin, Aeroloyd Germania, Cirrus und wie sie alle heißen mögen betroffen und die Arbeitnehmern haben da in keinem Fall selbstverschuldet durch unproduktie Arbeit die Pleiten herbeigeführt. Aber wer sich den Arbeitsmarkt da genau anschaut wird feststellen, dass die Summe der Stellen gewachsen ist, ebenso wie die Passagierzahlen und die Flottengrößen. Alleine die LH Gruppe hat deutlich über 700 Flugzeuge! Das hätte man sich doch vor 10 Jahren nicht träumen können (nächstes Jahr ist man davon wohl auch wieder weit entfernt). Da gab es bis vor Corona zahlreiche Stellenangebote, man hätte sich nur bewerben müssen. Wenn man bei so vielen Angeboten wirklich alternativlos in die Emirate wechseln muss dann muss man selbstkritisch hinterfragen, ob es denn auch Gründe haben kann, dass man nirgends angenommen wird und ob man dann nicht wirklich woanders besser aufgehoben ist.
Was Sie als Minimum Rest in Dubai beschreiben ist eine effiziente Einsatzplanung die sich auch im Gehalt der Mitarbeiter wiederspiegelt. Große Teile des Gehaltes sind Speesen und Flugzulagen, daher sind die meisten Mitarbeiter da nicht wirklich böse drum, zumals viele den sozialen Lebensmittelpunkt nicht in Dubai haben und dort auch nicht unbedingt freie Tage verbringen möchten. Dann lieber die freien Tage in einem Block und nach Hause fliegen was natürlich logischer Weise zur Folge hat, dass man die restliche Zeit ohne viele Pausen durchgeplant wird. Es ist für viele in den Emiraten eben doch so schön, dass man die freien Tage gerne woanders verbringt.
Beitrag vom 11.06.2020 - 22:50 Uhr
@Bürgerstreich
Ich weiß nicht ob der Tonfall mit so vielen Mutmaßungen nun wirklich sein muss. Wir können uns doch auch einfach mal auf die Fakten konzentrieren und nicht mutmaßen ob ich betroffen bin oder nicht, wie wäre das?
Fakt: Die Gehälter in den VAE waren in den letzten Jahren überdurchschnittlich. Die meisten gingen dort hin um gutes Geld zu verdienen. Steuern, Sozialabgaben usw sind vernachlässigbar gering. Dadurch bleibt deutlich mehr in der Tasche hängen und eine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft muss man auch nicht zahlen. Da im Leben nichts umsonst ist geht man dafür das Risiko im Falle eines Absturzes, völlig irrelevant ob selbst verschuldet oder nicht, eben ohne doppelten Boden da zu stehen. Dieses Risiko wurde bewusst eingegangen und man hat das Geld gerne mitgenommen. Soweit zu den Fakten. Wer mir jetzt erzählen möchte, dass er vor der Auswanderung nicht wusste, dass man bei einem Unternehmen der VAE auch gekündigt werden kann und anschließend das soziale Netzwerk mau bis nicht existent ist der stellt sich entweder verdammt blöd oder ist es.
Ich habe keinem Entlassenen dort die Schuld an irgendetwas gegeben. Sowohl der Arbeitnehmer als auch das Unternehmen selbst sind unverschuldet in eine Krise geraten, und zwar eine Krise die so nicht vorhersehbar war und für deren Eventualitäten vermutlich niemand so richtig vorgesorgt hatte. Das ist bedauerlich, aber eben auch nun mal Fakt.
Dass sich mein Mitleid mit den nun entlassenen Kollegen in Grenzen hält hat ausschließlich damit zu tun, dass alle möglichen Vorteile des Systems vor Ort genutzt wurden, und nun da die Nachteile zu Tage treten soll man verdutzt Mitleid empfinden. Nein, auch vor der Tatsache, dass viele Deutsche die nun entlassen werden vermutlich demnächst im Flugzeug nach Deutschland sitzen um dann hier das Sozialsystem zu nutzen in welches sie sich geweigert haben einzuzahlen ist mein Verständnis aufgebraucht. Diejenigen die dies machen sind nichts anderes als Sozialschmarotzer mit einer Wertevorstellung und Empfinden sozialer Gerechtigkeit welches mit meinem nicht vereinbar ist. Und um auch Ihre andere Behauptung ad absurdum zu führen können Sie gerne zitieren wo ich geschrieben haben soll, dass die entlassenen sich haben anstellen lassen. Da hat nicht nachts um 3 unverhofft ein Rekruitment Officer von Emirates an der Tür geklingelt und im Halbschlaf hat man aus versehen einen Arbeitsvertrag unterschrieben. Da gibt es Assessments in Dubai auf die man sich vorbereitet, Flüge und Hotel bucht, im Simulator vorfliegt... Das alles macht man nicht, wenn man sich nicht zumindest grob mit dem System vor Ort beschäftig hat. Es hat sich also niemand anstellen lassen, sondern man hat sich gezielt darum beworben angenommen zu werden. Kein kleiner und kein feiner Unterschied.
In den letzten Jahren war der Markt in Europa offen wie nie zuvor. Selbst die vielen Mitarbeiter von Air Berlin hatten zumindest im Cockpit mehrere Optionen und mussten nicht Schellen putzen um irgendwo evtl. eine Chance zu erhalten. Aerologic, LH Group (Eurowings, Austrian, Edelweiß...), Easy, Cargolux, AirFrance, KLM, British... haben alle Piloten gesucht und teils nicht einmal genug gefunden. Also bitte bei der Faktenverdreherei nicht übertreiben. Und wie 100-58 richtg geschrieben hat, sollten ja nach den Jahren mit deutlich überdurchschnittlichem Gehalt einige Scheine auf der Bank liegen und man kann sich nun erst einmal anschauen wie sich die Lage entwickelt und anschließend versuchen am hoffentlich schnell wieder kommenden Aufstieg Teil zu haben. Es sei denn, man hat die Off Tage in Dubai damit verbracht, mit dem Sportwagen durch die Gegend zu fahren, Boote zu mieten, shoppen zu gehen und sich jährlich 2 neue TVs zu kaufen. Dann hat man das System schlicht und ergreifend falsch eingeschätzt. Dafür kann weder das dortige noch das hiesige System etwas, da lag dann das Problem zwischen den eigenen Ohren und evtl. auch in einer gewissen Konsumsucht, einem geistigen Abheben und auf Facebook die tolle Rolex und Jetset Leben präsentieren (nur in wenigen Ausnahmefällen).


Was die derzeitige Krise bei Emirates nun mit aufreizend angezogenen Mitmenschen zu tun hat entspringt Ihrem Verstand und ist für mich nicht nachvollziehbar.
Jumpfly, kaum einer aus Europa ist zu Emirates gegangen, nur weil die Gehälter da so hoch waren! Die meisten waren vorher bei einer Airline die in Konkurs gegangen ist, wie z.B. Aeroloyd, später Germania oder evt auch AirBerlin, und andere Europäer zum Beispiel, weil so die Nase von einer Scheinselbstständigkeit voll hatten oder von anderen Problemen betroffen waren.
Was würden Sie denn machen, wenn Sie jetzt plötzlich arbeitslos wären? Natürlich möchte man jeden Strohhalm ergreifen und seine Familie weiter ernähren oder seine Karriere fortführen!
Ich hatte schon vor Jahren immer vor dieser Scheinwelt am Golf gewarnt und oft genug darauf hingewiesen, wie die Crews da ausgenutzt werden, mit minimum rest an der destination, dann Rückflug, dann zwei Tage in DXB und schon gehts wieder in die andere Richtung, was den Jetlag noch mal verschlimmert. Ausserdem werden die Flugstunden bei Langstreckenflügen mit 2 Crews nur "on stick" gerechnet, was in Europa niemals zugelassen würde.
Ich war selbst oft genug in DXB, und habe Freunde dort, die bei EK fliegen. Die waren alle einfach nur "abgeflogen", wie man sagt, hatten aber keine Chance, wieder zu einer europäischen Airline zurück zu gehen, ausser bei einer Neugründung, wie z.B. Aerologic damals.
Und was die angeblich hohen Gehälter betrifft, da gab es seit Jahren nur minimale Erhöhungen, trotz einer riesigen Inflation. Auch wenn das oft netto war, und keine Sozialabgaben bezahlt wurden, die Lebenshaltungskosten dort sind schon deutlich höher als hier, insbesondere für Lebensmittel. Natürlich werden einige da noch was gespart haben, um zum Beispiel für die Altersvorsorge zurück zu legen, aber ansonsten sind die meisten nicht gerade auf Rosen gebettet, besonders da es jetzt kaum eine Möglichkeit gibt, wieder einen Job im Cockpit zu erhalten in den nächsten Jahren!
Insofern sollte man es dem LH Management auch mal zu Gute halten, dass man alles versucht, ohne Kündigungen aus zu kommen, anders als die meisten Airlines weltweit zur Zeit


Dieser Beitrag wurde am 11.06.2020 22:51 Uhr bearbeitet.


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