Rettungspaket
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Wo Lufthansa den Staat spürt – und wo nicht

Lufthansa parkt Flugzeuge
Lufthansa parkt Flugzeuge, © Lufthansa

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FRANKFURT - Zinsen, Flugzeuge, Slots und Übernahmen: Bund und EU haben in das Rettungsnetz für Lufthansa umfangreiche Gegenleistungen und Auflagen eingewebt. Über einen Punkt schweigt sich das insgesamt neun Milliarden Euro schwere Kranich-Paket jedoch aus. Eine Übersicht.

Der Weg für das staatliche Rettungspaket ist frei. Lufthansa-Aktionäre stimmten am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Frankfurt mit großer Mehrheit für die Hilfen - das sind die wesentlichen Gegenleistungen des Konzerns:

Staffelzinsen

5,7 Milliarden Euro stille Einlagen über sechs Jahre bilden den Kern des Pakets. Lufthansa wird sich mit der Rückzahlung beeilen - denn die Zinsen steigen von 4,0 Prozent 2021 bis auf 9,5 Prozent 2027 an. Eine Milliarde Euro kann der Staat unter bestimmten Auflagen zu Vorzugskonditionen später in weitere Aktien wandeln.

Airbus-Klausel

61 A320neo, 35 A321neo und 27 A350-900 hat Lufthansa bei Airbus offen, auf Swiss entfallen weitere 24 Mittelstreckenjets. Boeing will 20 777-9 und 20 787 an den Verbund liefern.

Lufthansa hat sich zu "Investitionen in 80 neue Flugzeuge von 2021 bis 2023" verpflichtet - davon dürfte in erster Linie zwar der europäische Hersteller Airbus profitieren. Lufthansa-Chef Carsten Spohr stellte auf der Hauptversammlung aber klar, dass der Konzern mit beiden Herstellern bisher nur über spätere Liefertermine verhandelt.

Wettbewerb

Ryanair wird das Rettungspaket anfechten: "Dies ist ein spektakulärer Fall, in dem ein reicher EU-Mitgliedstaat die EU-Verträge zum Nutzen seiner nationalen Industrie und zum Nachteil ärmerer Länder ignoriert", zürnte Ryanair-Chef Michael O`Leary. Seine Airline werde Klage erheben.

Wettbewerbsrechtliche EU-Auflagen konnte Lufthansa im Vorfeld aufweichen - der Konzern muss an den Drehkreuzen Frankfurt und München je 24 tägliche Slots für vier Flugzeuge auflassen. Allerdings dürfen in den ersten 18 Monaten nur "neue Wettbewerber" an den Flughäfen auf die Rechte zugreifen, die ihrerseits keine Staatshilfe erhalten.

Übernahmen

Beteiligungen von über zehn Prozent an anderen Unternehmen sind Lufthansa vorerst untersagt - erst wenn der Konzern 75 Prozent des Hilfspakets getilgt hat, hat das Management wieder freie Hand.

Aufsicht

Das "Airbus-Modell" steht Pate: Der Bund entsendet zwei Vertreter in den Aufsichtsrat, hält sich ansonsten aber weitgehend zurück. Stimmrechte aus dem 20 Prozent schweren Aktienpaket, dass der Wirtschaftsstabilisierungsfond zeichnet, wird der Staat nur ausüben, um feindliche Übernahmen abzuwehren.

Vorstandsbezüge werden durch "Restriktionen" beschränkt, Dividenden darf Lufthansa "bis zum vollständigen Ausstieg" des Staats nicht ausschütten.

Arbeit und Soziales

Der Staat verknüpft das Rettungspaket nicht mit Sozialauflagen. Lufthansa hat inzwischen mit ihren Flugbegleitern eine Einigung erzielt. Die Kabine steuert in den nächsten drei Jahren 500 Millionen Euro zur Stabilisierung bei, Lufthansa verzichtet auf Kündigungen. Eine Einigung mit der Pilotengewerkschaft VC steht noch aus.

Umwelt

Neben Investitionen in spritsparende Flugzeuge wird Lufthansa Teile des Pakets für die weitere Erforschung alternativer Flugtreibstoffe verwenden. Der Konzern soll seinen CO2-Fußabdruck reduzieren.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 26.06.2020 10:45


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