Qatar Airways
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"Wir haben keine einzige Order gestrichen"

Qatar Airways Airbus A350-1000
Qatar Airways Airbus A350-1000, © Airbus

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LONDON - Während Airbus-Chef Guillaume Faury sich kürzlich beklagte, dass viele Airlines mit auszuliefernden Flugzeugen nicht einmal ans Telefon gingen, wenn sie Nummern aus Frankreich sähen, spricht jetzt einer der größten Kunden seinerseits eine Warnung aus - und wagt Flottenprognosen.

"Qatar Airways wird sich nicht mobben oder an die Wand drücken und Flugzeuge aufdrängen lassen, für die wir gerade keine Verwendung haben, das sollten beide Hersteller wissen. Wir sollten die Gelegenheit haben, die Auslieferung unserer Flugzeuge zu verschieben", sagte Akbar Al Baker, Chef von Qatar Airways, jetzt in einem Interview mit Flightglobal.

"Die Hersteller sollen in schwierigen Zeiten hinter uns stehen und uns unterstützen." Täten sie das nicht, würde Qatar Airways die nicht benötigten Flugzeuge trotzdem nicht abnehmen. "Wenn nötig werden wir prozessieren, aber wenn wir diesen Weg gehen dann müssen die Hersteller wissen, dass wir nie wieder mit ihnen Geschäft machen."

Die offenkundige Frage, dass jede Airline mindestens mit einem Flugzeughersteller im Geschäft sein müsste, beantwortete Al Baker gleich selbst, wenn auch auf eher kryptische Weise. "Wir haben andere Wege dafür zu sorgen, dass sie keine direkten Leistungen von der Airline bekommen, aber ich will hier nicht ausbreiten, was diese Alternative ist."

Er betonte allerdings auch, dass man für bereits fertiggestellte Flugzeuge für beide Seiten akzeptable Lösungen finden werde. Insgesamt hat Qatar Airways derzeit rund 170 ausstehende Flugzeugbestellungen, darunter für 50 Boeing 777-9, 40 Airbus A321neo und 29 Airbus A350-1000. "Wir haben keine einzige Order gestrichen, wollen nur die Auslieferungen verschieben", betonte der Airline-Chef.

Gleichzeitig gab Al Baker einen Überblick über die mittelfristige Flottenplanung. "Derzeit steht über 40 Prozent meiner Flotte am Boden, etwa 20 bis 25 Prozent der Flugzeuge werden gar nicht wieder fliegen." Im April verfügte Qatar Airways über 214 Passagier- und 23 Frachtjets. "Wir werden unsere gesamte A330 Flotte aus 19 Flugzeugen jetzt schon am Boden lassen, außerdem einen Großteil unserer A320-Flotte", so Al Baker. Allein von der A320 betrieb die Gesellschaft zuletzt 31. Von der 777 werden nur sehr wenige gegroundet und der Rest fliegt."

Insgesamt standen zuletzt 57 Boeing 777 in der Qatar-Flotte. Derzeit stehen auch alle zehn A380 am Boden, "die werden sicher zumindest für ein Jahr nicht fliegen, wenn nicht länger", so der Firmenchef. "Wir sehen einfach keine Märkte für ein Flugzeug von der Größe der A380."

Airline setzt Investitionen fort

Selbst mittelfristig seien maximal sieben A380 ausreichend. Die Ausmusterung sei ohnehin beim Erreichen eines Alters von zehn Jahren geplant, allerdings sei die älteste A380 gerade erst sechs Jahre alt. Innerhalb eines Jahres erwartet Al Baker, dass 75 bis 80 Prozent der Flotte wieder in der Luft seien.

Bisher, so der Firmenchef, habe man die katarische Regierung nicht um Unterstützung gebeten, nun aber, da die Pandemie länger als erwartet anhalte und viele Zielflughäfen weiter geschlossen seien, werde man um die Bitte nach einer Kapitalerhöhung nicht herumkommen.

Der Appetit für weitere Investments in andere Airlines dagegen sei gestillt, "wir haben uns bereits genug in allen Teilen der Welt engagiert, was wichtig ist, um unsere Langzeitpläne umzusetzen." Qatar ist unter anderem an IAG, LATAM und Cathay Pacific beteiligt. "Investments, die wir vor der Krise begonnen hatten, führen wir auch weiter, wie bei Rwandair und dem neuen Flughafen Kigali in Ruanda", so Al Baker.

Mit American Airlines habe man inzwischen eine enge Partnerschaft aufgebaut, die sei aber nicht abhängig von einer weiteren Mitgliedschaft in der Oneworld-Allianz. "Wenn wir weiter Mitglied der Allianz bleiben, gäbe es vorher noch einige Probleme zu lösen", so Al Baker, der einen Verbleib nicht ausschloss, nachdem er wiederholt seine Austrittsabsicht geäußert hatte.
© aero.de | Abb.: Oneworld | 24.06.2020 07:28

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Beitrag vom 24.06.2020 - 20:39 Uhr
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Beitragsinhalt gelöscht, bedingt durch Korrektur von 2 anderen; sorry
Fly-away Moderator


Danke für die Herausnahme von 2ndSEG‘s unangebrachtem Kommentar. Löblich.
Beitrag vom 24.06.2020 - 16:36 Uhr
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Beitragsinhalt gelöscht, bedingt durch Korrektur von 2 anderen; sorry
Fly-away Moderator

Dieser Beitrag wurde am 24.06.2020 20:02 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 24.06.2020 - 14:44 Uhr
Ich kann mich an keinen Flugzeugbetreiber erinnern der in den vergangenen Jahren die Flugzeughersteller dermaßen öffentlich zur Schau gestellt hat wie Qatar mit Marktschreier Al Baker als Gallionsfigur. Bei nahezu jedem neuen Flugzeugmodell gab es öffentliche Diskurse, sei es beim A380 dem er frühzeitig die Daseinsberechtigung abgestritten hat, dem A320neo den man urprünglich als Erstbetreiber einführen wollte, wegen ständiger öffentlichen Nörgelei dann allerdings deutlich nach LH eingeflottet hat, sei es die 787 bei der man produzierte Exemplare aus Charleston öffentlich als Schrott beschrieben hat und sich weigert diese abzunehmen, sei es als damaliger Hauptanteilshaber von Cargolux als man die Abnahme der 748F als Lauch Customer wegen schlechterer Verbrauchsdaten monatelang öffentlich verzögert hat...
Ja, ein Flugzeugproduzent hat Pflichten und beide Haupthersteller kommen diesen hier und da mal besser und mal schlechter nach. Dann muss man sich zusammen setzen und eine Lösung finden. Diese Lösung lässt sich für beide Seiten am einfachsten finden wenn man damit nicht erst einmal zur BILD Zeitung läuft. Stets wurde die absolute Vertragserfüllung der Hersteller gefordert oder knallhart massive Kompensationen gefordert. Nun hat sich das Verhältnis umgedreht und der gute Herr Al Baker spricht plötzlich in ganz anderen Tönen und fordert Verständnis ein, notfalls auch per Rechtsanwalt. Ich kann die Expertise dieses Mannes bezüglich des Managements von Qatar Airways nicht beurteilen, seine kommunikativen Fähigkeiten allerdings als marginal zu bezeichnen wäre schmeichelhaft. Eine kritische Selbstreflexion hat dieser Mann offenbar nie gelernt, Empathie ist bei Qatar generell Mangelware, da fällt er also nicht aus der Reihe, und ausser heißer Luft kommt nichts. One World braucht Qatar nun wirklich nicht als Mitglied, wenn er aussteigt knallen da eher die Sektkorken als dass Trauerstimmung herrscht. Die andauernde Unterstützung seitens Qatar für diesen Mann demonstriert ein äusserst trauriges Selbstverständnis der wohlhabenden Kaste in Qatar bei dem man nur hoffen kann, dass Hochmut vor dem Fall kommt.
Die Airline ist sowohl für Boeing als auch für Airbus ein sehr wichtiger Kunde. Irgendwann muss man sich jedoch fragen, ob man diese öffentlichen Diskurse dauerhaft ertragen möchte oder eben auch mal Konsequenzen zieht oder ebenfalls öffentlich klar Stellung bezieht. Qatar braucht am Ende Boeing und Airbus doch deutlich mehr als andersrum.

Auf die vermutlich als Witz des Tages gedachte Aussage, dass Qatar kein Geld des Staates benötigt gehe ich lieber gar nicht erst ein, das liegt ja schon unter Bildzeitungsniveau.


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