Halbjahresergebnis 2020
Älter als 7 Tage

Austrian im Sichtflug durch die Krise

Alexis von Hoensbroech
Austrian CEO Alexis von Hoensbroech, © Austrian Airlines

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WIEN - In der Coronakrise brach das Geschäft von Austrian Airlines im ersten Halbjahr 2020 um zwei Drittel ein. Nach einem Rückgang der Erlöse im zweiten Quartal um 90 Prozent nimmt die österreichische Lufthansa-Tochter in die zweite Jahreshälfte ein negatives EBIT von fast 300 Millionen Euro mit.

Mit Ausnahme von Rückhol- und Frachtflügen, überwiegend im Auftrag der Regierung, stand von Mitte März bis Mitte Juni der Linienverkehr von Austrian komplett still.

Im Jahresvergleich sank der Quartalsumsatz um 94 Prozent auf 35 Millionen Euro. Dank staatlicher Zuschüsse für die zur Kurzarbeit gemeldete Belegschaft reduzierten sich die Aufwendungen um 72 Prozent auf 158 Millionen Euro. Unter dem Strich verblieb ein negatives Quartalsergebnis von 101 Millionen Euro, nach einem Überschuss von 45 Millionen Euro im Vorjahr.

Die Wucht des Lockdowns zeigt sich allein schon in den Passagierzahlen: 38.000 Quartalspassagiere entsprechen dem Vorkrisenaufkommen eines einzigen Tages.

Inzwischen konnte Austrian ihr Angebot auf rund 20 Prozent des Vorjahres hochfahren. Am Donnerstag verwies AUA-Chef Alexis von Hoensbroech zwar auf eine deutliche Erholung der Nachfrage, betonte aber ein sehr verhaltenes Buchungsverhalten der Passagiere.

Auch aufgrund kurzfristiger Änderungen der Reisebedingungen und damit der Flugpläne buchen die Kunden sehr kurzfristig. "Wir fliegen derzeit nur auf Sicht", sagt Hoensbroech.

Erwartungsgemäß gab Austrian keine Prognosen für die Geschäftsentwicklung ab. Wie die IATA sieht auch der AUA-Chef eine Rückkehr auf Vorkrisenniveau vor 2024 nicht als realistisch an, eher später. Der dem Rettungsplan zu Grunde liegende Geschäftsplan gehe derzeit für das Jahr 2023 von 80 Prozent der Verkehrsleistung von 2019 aus, mit Reserven, erklärte AUA-Finanzchef Wolfgang Jani. Rund die Hälfte davon will Austrian noch während der aktuellen Flugplanperiode erreichen.

Im August fliegt Austrian wieder über 60 Ziele an, allerdings auf stark reduziertem Niveau, sowohl bei den Frequenzen als auch der Kapazität. Als Schwellwert gilt im Europaverkehr eine Mindestauslastung von 60 Prozent sowie 40 Prozent auf der frachtintensiven Langstrecke.

Mittelfristig plant Austrian mit dem Abbau von 1.100 ihrer 7.000 Stellen, setzt dazu aber auf natürliche Fluktuation. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht vorgesehen. Im Rahmen des Rettungspakets akzeptierte die Belegschaft dafür einen befristeten Sanierungsbeitrag von 300 Millionen Euro.

Vehement setzt sich Hoensbroech für flächendeckende COVID-Tests ein, statt pauschaler Einreise und Landeverbote. "Reisefreiheit ist eine wichtige Säule unserer modernen Gesellschaft, die nicht dauerhaft beschnitten werden darf. Wer gesund ist und nicht ansteckend, der soll auch reisen dürfen", so der AUA-Chef.

Zuletzt hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr gemeinsam mit anderen Airline-Chefs aus Europa und den USA in einem Brief an U.S. Vizepräsident Mike Pence sowie Ylva Johansson, EU Kommissarin für Inneres, ein US-EU COVID-19 Testprogramm gefordert, um Transatlantikreisen wieder zu ermöglichen. Das Testprogramm soll Einreiseverbote und Quarantäneregelungen ersetzen.
© aero.at | Abb.: Ingo Lang | 07.08.2020 08:13


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