Superjet-New
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Russisches Triebwerk für den Suchoi Superjet

Aeroflot Superjet 100
Aeroflot Superjet 100, © Aeroflot

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MOSKAU - Russland will den Superjet russischer machen - und damit weniger anfällig für Sanktionen, die zunehmend Produktion und Export erschweren. Komponenten aus dem Ausland sollen durch russische Pendants ersetzt werden. Größter Kostenpunkt ist ein Triebwerk, das nur aus russischen Teilen besteht: das PD-8.

Russlands Flugzeugbau-Holding United Aircraft Corporation (UAC) treibt die Entwicklung des Superjet-New voran. Diese Neuauflage des Suchoi Superjet soll vor allem eines sein: russisch.

Bislang nämlich ist der zweistrahlige Regionaljet eine sehr internationale Angelegenheit: Das Fahrwerk kommt von Safran (Frankreich), die Avionik von Thales (Frankreich), die Hydraulik von Parker (USA), die Kabine von Rockwell-Collins (USA), die Flugsteuerung von Liebherr (Deutschland), die APU von Honeywell (USA).

Insgesamt soll der Anteil ausländischer Komponenten bei bis zu 70 Prozent liegen. Auch die SaM 146-Triebwerke des Flugzeugs, die im Einsatz immer wieder Probleme machen, stammen nur teilweise aus Russland. Sie sind Ergebnis eines Joint-Ventures von Snecma (Safran) aus Frankreich und dem russischen Hersteller Saturn.

Ein Milliardenprojekt namens Superjet-New

Um all diese Komponenten durch Teile made in Russia zu ersetzen, veranschlagt UAC laut Informationen der Tageszeitung Vedemosti einen Kostenrahmen vom 120 bis 130 Miulliarden Rubel (1,34 bis 1,45 Milliarden Euro). Mehr als die Hälfte davon wird laut Vedemosti auf die Entwicklung eines maßgeschneiderten Triebwerks fallen, das die ungeliebten SaM 146 ersetzen soll.

Verantwortlich für dieses Triebwerk, es trägt die Bezeichung PD-8, ist die United Engine Corporation (UEC), die ebenso wie UAC zur Staatsgesellschaft Rostec gehört. Das PD-8, so der Anspruch, soll vollständig aus russischen Teilen bestehen. Es wird im Wesentlichen eine kleinere Variante des PD-14 sein, das für die Irkut MS-21 vorgesehen ist.

Bis 2023 will UAC den Superjet-New fertig haben. Laut Vedemosti soll im Zuge der "Russifizierung" des Jets auch am Design sowie am Schwerpunkt gefeilt werden. Der Superjet-New werde "in der Tat ein neues, viel effizienteres Flugzeug sein", so die Tageszeitung.

Zugleich aber, schreibt Vedemosti weiter, müsse angesichts der hoch angesetzten Kosten auch die Frage nach dem Sinn der Weiterentwicklung erlaubt sein. Schließlich verkaufe sich der Superjet nach wie vor sehr schleppend - und tatsächlich hat UAC für den Superjet-New noch keinen Kunden präsentiert.

Neues Triebwerk auch für Be-200

Ein Sprecher des Industrie- und Handelsministeriums kontert diesen Einwand: im Rahmen des Projekts würden russische Systeme und ein Motor der neuen Generation entwickelt. Diese könnten später auch "in anderen neuen Projekten des zivilen Flugzeugbaus in Russland eingesetzt" werden.

Zumindest für das PD-8-Triebwerk gibt es diesbezüglich schon konkreten Bedarf: Offenbar überlegt man, das Amphibium Berijew Be-200 ebenfalls mit dem neuen Turbofan auszurüsten. Bislang fliegt die Be-200 noch immer mit ukrainischen Iwtschenko-Triebwerken.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Aeroflot | 26.09.2020 17:25


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