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Älter als 7 Tage

Tui fliegt trotz Reisewarnung auf die Kanaren

TUIfly Boeing 737-800
TUIfly Boeing 737-800, © NUE

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BERLIN - Mit Pauschalreisen ins Corona-Risikogebiet Kanarische Inseln trotzt der Tourismuskonzern Tui einer Reisewarnung der Bundesregierung und will die Verluste des desaströsen Urlaubsjahrs 2020 abfedern. Der Touristiker ist vor den Herbstferien auf kurzentschlossene Feriengäste angewiesen.

"Wir wollen dem Gast die Wahl geben, ob er die Reise antreten oder kostenlos stornieren oder umbuchen möchte", sagte Tui-Sprecher Aage Dünhaupt am Montag. "Wir machen es, weil es auch von den Kunden gewünscht wurde." Zudem sieht der Konzern darin ein Angebot für die bevorstehenden Schulferien.

Doch einer YouGov-Umfrage zufolge gibt es nur wenig Bereitschaft für Badeurlaub am Mittelmeer.

Demnach will nur jeder 20. Mensch in Deutschland in den Herbstferien trotz Pandemie ins Ausland reisen. Und auch Urlaub in Deutschland ist angesichts steigender Neuinfektionen nicht gefragt: Mehr als zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) planen überhaupt keine Reise in den Ferien.

Tui-Deutschland-Chef Marek Andryszak sieht dennoch Potenzial. Viele Kunden würden genau abwägen, ob sie in ein Risikogebiet reisen oder nicht. "Aber durch die Möglichkeit, sich testen zu lassen, glaube ich schon, dass viele Kunden ihren Urlaub trotz Reisewarnung antreten werden", sagte Andryszak den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er betonte, mit der Entscheidung stelle sich das Unternehmen nicht gegen die Bundesregierung.

Der Konzern erhält Staatshilfe in Milliardenhöhe zur Überbrückung des coronabedingten Geschäftseinbruchs. Tui fährt einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und geringeren Investitionen.

Eine Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung für touristische Reisen haben. Als Risikogebiete ausgewiesen werden Regionen oder ganze Länder, in denen ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 besteht. Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf Corona testen lassen und dann solange in Quarantäne bleiben, bis das negative Testergebnis da ist. Eine Reisewarnung ermöglicht Urlaubern, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Die Tourismusindustrie zählt zu den am härtesten von der Corona-Krise getroffenen Branchen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) fürchtet eine Pleitewelle. Laut einer Umfrage des Verbandes sehen sich knapp 70 Prozent der Reisebüros unmittelbar von der Insolvenz bedroht. Bei den Reiseveranstaltern ist es gut die Hälfte. Die Umsätze liegen nach DRV-Angaben derzeit bei einem Viertel der Vorjahreserlöse - "und eine Besserung ist nicht in Sicht".

Geradezu als kontraproduktiv empfindet die Branche daher auch die neuen Regeln der Bundesregierung, die von Oktober an gelten. Dann müssen Rückkehrer aus Risikogebieten mindestens fünf Tage in Quarantäne. Zudem sollen sich nach Deutschland einreisende Passagiere über ein Online-Portal anmelden. Wer das versäumt, dem drohen Bußgelder.

"Wir verstehen auch nicht die Verhältnismäßigkeit", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Dirk Hoke. Inzwischen stünden ausreichend Schnelltests zur Verfügung, bei denen man schon nach ein oder zwei Stunden ein Ergebnis habe.

Eine pauschale Quarantänepflicht komme einer Stilllegung des Flugbetriebs gleich, sagte Hoke. "Sie sehen ja, in welchem Zustand die Airlines heute schon sind. Dann wird sich das noch mal verschärfen." Und es müsse damit gerechnet werden, dass die Auswirkungen auf die Luftfahrtbranche auch entsprechend schwer seien.

Auf den Kanaren sorgt die Tui-Initiative für etwas Hoffnung: Der Tourismus ist für die Inseln mit einem Anteil von 35 Prozent am Regionaleinkommen überlebenswichtig. Die Zeitung "La Provincia" hatte geschrieben, die deutsche Reisewarnung "versetzt dem Tourismus der Kanaren den Gnadenstoß". Experten warnten, die Arbeitslosenrate könne deshalb von zuletzt gut 21 Prozent (zum 30. Juni) auf 40 Prozent in die Höhe schießen.

Nun könnte dort die Herbstsaison noch einigermaßen gerettet werden. Und auch andere beliebte Urlaubsregionen könnten noch Zulauf erhalten. Denn die Menschen in Deutschland zeigen sich derzeit sehr spontan, viele buchen kurzfristig. "Drei Viertel aller Buchungen, die bislang im September getätigt worden sind, betrafen Urlaub im September oder Oktober", sagte ein DRV-Sprecher.
© dpa-AFX | Abb.: Tui | 28.09.2020 17:28

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Beitrag vom 29.09.2020 - 17:37 Uhr
Danke für diese detallierte Darstellung, so ähnlich habe ich das auch von einem befreundeteten Krankenhausarzt gehört!

Und ich habe von einer befreundeten Ärztin das genaue Gegenteil gehört.
Ich denke, Sie sehen, dass weder ein anonymer Poster, der sich als Arzt bezeichnet/ausgibt, noch ein anonymer Poster, der von vermeintlichen Ärzte-Bekanntschaften berichtet, seinen Post dadurch irgendwie glaubwürdiger macht.

Zur TUI Entscheidung: Warum denn nicht?
5 Tage Quarantäne sind 3 Tage Zusatzurlaub plus Wochenende, wenn man es halbwegs geschickt legt. Da hängt maan an den Urlaub noch 3 Tage zum Entspannen zuhause an.
Von Entzug aller Grundrechte und Reiseverbot kann da ja wohl nicht die Rede sein ...

Dieser Beitrag wurde am 29.09.2020 17:42 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 29.09.2020 - 13:06 Uhr
Frankreich steht jetzt bei 577.000 Erkrankten, Deurschland bei 288.000, laut John Hopkins. Das ist fast doppelt soviel. Wir waren mal mal fast gleich, ca. 5.000 Differenz. *Aber das sind ja alles nur Zahlen und Quatsch, alle Machthaber der Welt haben sich zusammengefunden um unser Leben zu zerstören. Komisch, wenn es um Klima oder Frieden geht bekommen die das nicht hin. Da findet man nichtmal regional auf einen Nenner. Bei COVID 19 ist man sich plötzlich einig.*
288000 ist die Zahl der insgesamt infizierten dieses Jahres in Deutschland, aktuell sind nur noch über 33000 infiziert, und erkrankt noch deutlich weniger. Auf Intensivstation sind derzeit in Deutschland ca 330 Patienten!

Ja, ich habe die Gesamtzahlen verglichen. Und die lagen bei BRD und FRA eben bis vor kurzem vergleichbar eng beieinander. Jetzt sind uns die Franzosen massiv enteilt.

Und wie weiter oben schon ausgeführt, ein Verweis damit führen zu wollen, die Zahlen wären ja nicht hoch, ist leider das Pferd von hinten aufgeräumt, denn gerade alle Massnahmen laufen genau darauf hinaus. Eigentlich spricht dieses Argument geradezu für die Massnahmen und nicht dagegen.

Und ja, mich treffen diese Massnahmen besonders hart als LHT Mitarbeiter. Nur lieber das Ganze einmal richtig durchgezogen und alle an einem Strang ziehend um das so schnell wie irgendmöglich in den Griff bekommen, als immerwieder aufs Neue von vorne anzufangen. Sonst hängen wir da womöglich nich Jahre um Schlamassel fest.
Beitrag vom 29.09.2020 - 12:37 Uhr
Frankreich steht jetzt bei 577.000 Erkrankten, Deurschland bei 288.000, laut John Hopkins. Das ist fast doppelt soviel. Wir waren mal mal fast gleich, ca. 5.000 Differenz. *Aber das sind ja alles nur Zahlen und Quatsch, alle Machthaber der Welt haben sich zusammengefunden um unser Leben zu zerstören. Komisch, wenn es um Klima oder Frieden geht bekommen die das nicht hin. Da findet man nichtmal regional auf einen Nenner. Bei COVID 19 ist man sich plötzlich einig.*
288000 ist die Zahl der insgesamt infizierten dieses Jahres in Deutschland, aktuell sind nur noch über 33000 infiziert, und erkrankt noch deutlich weniger. Auf Intensivstation sind derzeit in Deutschland ca 330 Patienten!

Dieser Beitrag wurde am 29.09.2020 12:38 Uhr bearbeitet.


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