Volker Greiner von Emirates
Älter als 7 Tage

"Wir müssen optimistisches Verhalten an den Tag legen"

Volker Greiner, Emirates Vice President North and Central Europe
Volker Greiner, Emirates Vice President North and Central Europe, © Emirates

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FRANKFURT - Während andere Airlines ihren Jumbos und Superjumbos - teils für immer - "Lebewohl" sagen, setzt Emirates den A380 bereits wieder auf sechs Strecken ein. Lohnt sich das? Volker Greiner, Emirates-Vice President North and Central Europe, antwortet im aero.de-Interview.

aero.de: Emirates hat Passagieren als erste Airline angeboten, Behandlungskosten einer Covid-19-Erkrankung zu erstatten, wenn sie sich während ihrer Reise mit dem Coronavirus infizieren. Können Sie in irgendeiner Weise messen, ob sich dieses Angebot positiv auf die Buchungszahlen niedergeschlagen hat?

Volker Greiner: Wenn ein Passagier mit uns fliegt, egal wohin, und sich auf seiner Reise mit Covid-19 infiziert, decken wir medizinische Kosten bis zu 150.000 Euro ab und übernehmen auch potenzielle Quarantänekosten von bis zu hundert Euro pro Tag, 14 Tage lang.

Der Passagier muss sich in diesem Fall lediglich bei einer Hotline melden, dann nimmt das alles seinen Lauf. Das Angebot gilt unabhängig von Reiseklasse oder Reiseziel für alle Fluggäste, die bis zum 31. Dezember 2020 mit uns fliegen.

Wir haben von Reisebüros und Endkunden sehr positives Feedback zu dieser Zusatzleistung von uns bekommen. In Buchungszahlen ist es konkret nicht messbar, aber ich bin mir sicher, dass dieser zusätzliche Service dafür sorgt, dass unsere Passagiere mit einem guten und sicheren Gefühl mit uns verreisen.

aero.de: Gab es schon Fälle, in denen sich ein Passagier bei Ihnen an Bord infiziert hat?

Greiner: Hier in Deutschland ist uns kein Fall bekannt. Denn wir haben die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen vorbildlich etabliert. Es ist überaus unwahrscheinlich, sich während eines Fluges anzustecken.

Die Flugzeugkabinen von Emirates sind mit modernen HEPA-Luftfiltern ausgestattet, die 99,97 Prozent aller Viren aus der Kabinenluft entfernen sowie Staub, Allergene und Keime eliminieren und so für eine hygienischere und sicherere Umgebung an Bord sorgen. Zudem verteilen wir als zusätzlichen Schutz kostenfreie Hygienekits mit Gesichtsmasken, Handschuhen und Desinfektionstüchern an unsere Passagiere.

aero.de: Im Juni berichtete die "South China Morning Post", dass 29 mit dem Coronavirus infizierte Menschen auf einem Emirates-Flug aus Dubai nach China eingereist sind.

Greiner: Wir haben unsere COVID-19-Kostendeckung im Juli auch aus dem Grund eingeführt, damit Passagiere darauf vertrauen können, dass alle medizinischen Kosten im Zusammenhang mit COVID-19 gedeckt sind, sollten sie sich auf ihrer Reise mit dem Virus infizieren. Wie bereits angeklungen, ist das Risiko, sich auf einem Flug anzustecken jedoch aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen und Vorkehrungen die wir getroffen haben sehr gering.

aero.de: Ende September hat das Auswärtige Amt die Vereinigten Arabischen Emirate als Risikogebiet eingestuft. Hat das unmittelbare Auswirkungen auf Ihren Flugplan und auch auf die Buchungszahlen gehabt?

Greiner: Bisher haben wir noch keinen Nachfragerückgang feststellen können. Da Passagiere mit Dubai als Endreiseziel und Reisende, die aus bestimmten Ländern einreisen oder in diese weiterfliegen bei uns ohnehin vor dem Boarding einen negativen PCR-vorlegen müssen, hat das bisher nicht viel geändert. Wir werden das weiter beobachten.

aero.de: Ein negativer PCR-Test bereits vor dem Boarding - könnten Sie sich vorstellen, dass das Europa- oder weltweit Schule macht?

Greiner: Verschiedene Airlines folgen dem Modell, andere nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die eine oder andere Fluggesellschaft mit Blick auf die kommenden Monate unserem Beispiel folgen wird und ähnliche Maßnahmen ergreift.

aero.de: Wie schätzen Sie das politisch ein – denken Sie, dass die Regierungen dem Druck der Airlines, Flughäfen und anderer Branchenvertreter nachgeben und zugunsten einer umfassenden Teststrategie von ihrer Quarantäne-Politik abrücken werden?

Greiner: Ich hoffe sehr, dass man die aktuelle Situation in Relation setzt und mit Augenmaß Entscheidungen trifft. Ich habe die Hoffnung, dass internationales Reisen einfacher möglich sein wird. Ich denke, mit entsprechenden Maßnahmen, wie wir sie bereits erfolgreich umgesetzt haben, sollte das zumindest in Gebiete, in denen die Covid-Situation nicht so kritisch ist, möglich sein.

Die Branche leidet enorm. Nicht nur wir, sondern alle Fluggesellschaften. Der gesamte Tourismussektor. Das sollte man berücksichtigen und dem Sektor wieder eine gewisse Stabilität mit auf den Weg geben.

aero.de: Sehen Sie da Bewegung in den vergangenen Tagen?

Greiner: Bisher nicht. Aber da die Situation Tag für Tag neu bewertet wird und sich gewisse Dinge wenn nicht täglich, so doch wöchentlich, verändern, kann ich nur hoffen, dass künftig mit mehr Augenmaß entschieden wird.

aero.de: Den Reiswarnungen und Quarantänemaßnahmen zum Trotz haben Sie bereits wieder 99 Ziele weltweit im Angebot.

Greiner: Ja, das entspricht mehr als 50 Prozent des Vorkrisenniveaus.

aero.de: Wie sieht es dabei mit der Auslastung aus?

Greiner: Die Auslastung der Flüge liegt im globalen Durchschnitt bei über 40 Prozent. Wir profitieren momentan auch stark vom Frachtgeschäft, was ja in Relation betrachtet sehr gut läuft. Der Durchschnittsertrag pro Tonne ist relativ hoch. Das trägt zu der Profitabilität einer Route erheblich bei - und macht es möglich, diese 99 Destinationen profitabel zu bedienen.

aero.de: Generell über 40 Prozent Auslastung bei den Passagieren – gibt es Regionen, die dabei hervorstechen?

Greiner: Das variiert von Destination zu Destination. London Heathrow ist beispielsweise eine Strecke, die weit über 50 Prozent Auslastung hat - es ist auch definitiv unsere Verbindung mit der größten Kapazität. Da setzen wir unseren A380 ein.

aero.de: Emirates betreibt als einzige Airline jetzt schon wieder auf sechs Strecken A380. Lohnt sich das?

Greiner: Auf den Strecken nach London, Guangzhou, Toronto, Moskau, Paris und Kairo schon. Nach Moskau lag die Auslastung zuletzt auch über 50 Prozent. Die A380 gibt uns eben auch die Möglichkeit, noch besser die Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen, weil dort eben genug Platz ist.

aero.de: Wie hoch ist die A380-Frequenz auf diesen Strecken?

Greiner: London-Heathrow bedienen wir zweimal täglich mit der A380, Paris einmal täglich, Toronto fünfmal wöchentlich, Kairo viermal, Moskau zweimal und Guangzhou einmal pro Woche.

aero.de: Sie haben das Frachtgeschäft angesprochen – bereiten Sie sich auch auf den Transport eines Corona-Impfstoffes vor?

Greiner: Darauf bereiten wir uns sogar sehr intensiv vor. Weltweit erhöhen wir kontinuierlich unsere Frachtkapazitäten. Wir möchten, dass wir, sobald ein Impfstoff vorliegt, schnell reagieren können. Es ist das oberste Ziel, dass wir diese Impfstoffe dann schnell verteilen können.

aero.de: Wie viele und welche Flugzeuge haben Sie, die für den Transport von Impfstoffen geeignet sind?

Greiner: Grundsätzlich sind alle unsere Passagierflugzeuge, die auch Fracht transportieren, in der Lage, Impfstoffe zu transportieren. Und dann haben wir auch noch elf Boeing 777-F Vollfrachter von Emirates SkyCargo.

aero.de: Welche Pharmahubs bedienen Sie in Ihrem Netzwerk?

Greiner: Dort, wo es möglich ist, werden wir diese weltweit bedienen.

aero.de: Die Branche schaut hoffnungsvoll auf das kommende Jahr. Wie sieht es mit der Buchungslage bei Emirates aus?

Greiner: Wir beobachten den Markt sehr intensiv und sehen, dass sich unsere Kunden wieder verstärkt für touristische Reisen interessieren. Wir hoffen daher, dass der Markt dahingehend stimuliert wird, dass die Reisebeschränkungen in den nächsten Wochen gelockert werden. Damit steht und fällt der Erfolg. Wir rechnen aber damit, dass wir im Sommer 2021 wieder 100 Prozent der Destinationen anbieten können.

aero.de: Wenn die Beschränkungen nicht schnell gelockert werden – wie lange können Sie noch in diesem Modus weiter wirtschaften?

Greiner: Wir müssen optimistisches Verhalten an den Tag legen und auch so denken. Ich persönlich bin zuversichtlich, dass es schneller geht als konservative Prognosen es erwarten. Ich hoffe, dass sich im Laufe des nächsten Jahres alles weiter stabilisiert, rechne allerdings vor 2022 nicht mit den Zahlen, die wir vor Covid-19 hatten.

Herr Greiner, wir danken Ihnen für das Gespräch.
© aero.de | Abb.: Emirates, aero.de (Montage) | 12.10.2020 06:27

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Beitrag vom 12.10.2020 - 12:39 Uhr
Die Frage, die sich mir zudem stellt ist wieviele der entlassenen Crewmember wieder zu Emirates zurückkehren würden, nachdem sie mehr oder weniger von heute auf morgen auf die Straße gesetzt worden sind.

Ich denke alle, da es in nächster Zukunft in diesem Bereich des Arbeitsmarktes keine große Auswahl geben wird.
Und vielleicht noch ein paar andere dazu.
Beitrag vom 12.10.2020 - 10:52 Uhr
Die Frage, die sich mir zudem stellt ist wieviele der entlassenen Crewmember wieder zu Emirates zurückkehren würden, nachdem sie mehr oder weniger von heute auf morgen auf die Straße gesetzt worden sind.

Ich denke alle, da es in nächster Zukunft in diesem Bereich des Arbeitsmarktes keine große Auswahl geben wird.
Beitrag vom 12.10.2020 - 10:15 Uhr
Dieser Optimismus ist doch völlig an der Realität vorbei, für die Emirates mit dem Entlassen von 3000 Piloten selbst gesorgt hat.

Wie soll das auch nur annähernd möglich sein das Niveau vor COVID im Jahr 2022 zu erreichen, wenn fast 2 Drittel aller Piloten entlassen worden sind? Das wird sehr lange dauern die benötigte manpower an Piloten wieder zu rekrutieren und zu validieren. Das geht nicht von heute auf morgen.

Ähnlich wird das bei den Kabinenbesatzungen sein, wobei man dort die Crews viel schneller validieren kann.

Die Frage, die sich mir zudem stellt ist wieviele der entlassenen Crewmember wieder zu Emirates zurückkehren würden, nachdem sie mehr oder weniger von heute auf morgen auf die Straße gesetzt worden sind.

Der Trick liegt in der Fomulierung.
100% der Destinationen.
Das bedeutet man fliegt wieder alle Ziele an, aber in welchem Umfang und in welchen Frequenzen ist natürlich offen.
So wie ich das sehe geht man davon aus das es branchenweit min. bis 2023 dauern wird, bis man wieder auf dem Leveln von 2019 ist.


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