Vom Piloten zum Lokführer
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Swiss und SBB sprechen über Personalkooperation

Swiss Bombardier CS100
Swiss Bombardier CS100, © Bombardier

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ZÜRICH - Während in der Coronakrise Airlines tausende Stellen im Cockpit abbauen, herrscht in der Eisenbahnbranche nach wie vor ein akuter Mangel an Lokomotivführern. In der Schweiz gibt es nun Überlegungen, Swiss-Piloten über ein vereinfachtes Einstellungsverfahren für den Job auf der Schiene zu gewinnen.

Wie mehrere Schweizer Medien - unter anderem die "Luzerner Zeitung" - diese Woche melden, prüfen die Swiss und die Schweizer Bundesbahnen (SBB) eine entsprechende Zusammenarbeit im Personalbereich. "Es gibt Überlegungen für mögliche Kooperationen", bestätigte ein Sprecher der SBB gegenüber der Zeitung. Es hätten erste, unverbindliche Kontakte stattgefunden. Die Swiss hingegen hält sich gegenüber der "Luzerner Zeitung" dazu bedeckt.

Wie der SBB-Sprecher weiter ausführt, gibt es bereits einige ehemalige und aktive Piloten im Lokführer-Team. "Wir erhalten aktuell viele Bewerbungen aus der Flugbranche, vor allem im Großraum Zürich." Für 2020 sind bereits alle Ausbildungskurse besetzt. Auch in der Schweiz gibt es zu wenig Lokomotivführer, so dass immer öfter Zugverbindungen ausfallen.

Insgesamt befinden sich derzeit rund 340 Lokführerinnen und Lokführer bei der SBB in der Ausbildung. Weil demnächst die Babyboomer-Jahrgänge pensioniert werden, braucht die SBB in den nächsten Jahren rund 1000 neue Lokführerinnen und Lokführer. Die Ausbildung dauert rund zwei Jahre.

Gegenüber der "Luzerner Zeitung" lässt der SBB-Sprecher durchblicken, dass für Swiss-Piloten ein vereinfachtes Einstellungsverfahren möglich wäre. "Wir können davon ausgehen, dass ein Pilot den Anforderungen an die Gesundheit oder an die Sicherheit in der Regel genügen wird", so der Sprecher.

Ein Wechsel würde allerdings erhebliche Gehaltseinbußen mit sich bringen, sofern man sich nicht ohnehin bereits in einem Teilzeitmodell befindet, wie es bereits bei einem Drittel der Swiss-Piloten der Fall ist.

Jobtausch: Pilot und Lokomotivführer, © YouTube / Travelnews


Philipp Hadorn von der Schweizer Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) gefällt die Idee. Dem Schweizer Fernsehen SRF erklärte er: "Die beiden Funktionen weisen vergleichbare Anforderungen an die Berufsleute auf, physischer und psychischer Art. Bei beiden Aufgaben gilt es, hohe Verantwortung gegenüber Passagieren zu tragen." Kurzfristig hält Hadorn einen Wechsel vom Cockpit in den Führerstand aber für eine Übergangslösung. "Längerfristig das Berufsbild so zu entwickeln, dass man auch einmal switchen kann? Ich denke, das wäre zukunftsträchtig."

In den Einstellungstests beider Berufe werden bereits ähnliche Eingungsfaktoren untersucht. "Während im Pilotenbereich vorallem großer Wert auf Psychomotorik- und Multitasking-Fähigkeiten sowie Orientierungsvermögen gelegt wird, sind auf der Schiene Faktoren wie Daueraufmerksamkeit und Vigilanz besonders wichtig", erklärt Andreas Gall, welcher mit RailTest und SkyTest Trainingssoftware für beide Bereiche anbietet*.

Die Präsidentin des Lokomotivpersonals, Hanny Weissmüller, steht einer Wechsellösung eher kritisch gegenüber. Gegenüber "Blick" erläuterte sie: "Man kann nicht einfach kurzfristig wechseln. Die Umschulung braucht mehrere Monate, die Lokführer haben ein besonderes Expertenwissen und müssen dieses auch ständig auffrischen". Aufgrund des Personalmangels freue sie sich daher über Piloten, die sich längerfristig (über die Coronakrise hinaus) für den neuen Beruf als Lokführer entscheiden.

* Redaktioneller Hinweis: RailTest und SkyTest gehören zur selben Unternehmensgruppe wie aero.de

© schiene.de | 25.09.2020 22:52


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