Luftfahrtkrise
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Wird Leipzig-Halle zum reinen Fracht-Airport?

DHL Hub Leipzig
DHL Hub Leipzig, © DHL

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LEIPZIG - Die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden brauchen eine millionenschwere Finanzspritze ihrer staatlichen Eigentümer, um das weggebrochene Passagiergeschäft in der Corona-Krise auszugleichen. Erste Stimmen fordern, Leipzig-Halle komplett auf Frachtflüge umzustellen.

Geplant sind Zuschüsse von bis zu 27 Millionen Euro, wie ein Sprecher des sachsen-anhaltischen Finanzministeriums am Dienstag sagte.

Die Finanzexperten im Magdeburger Landtag stimmten demnach bereits zu, fünf Millionen Euro beizusteuern. Damit solle der Anteil des Landes sowie der Stadt Halle abgedeckt werden, die zusammen knapp ein Fünftel an der Mitteldeutschen Flughafen AG halten. Der Freistaat Sachsen habe ebenfalls seine Unterstützung zugesichert. Zuvor hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" (Dienstag) über die Hilfe berichtet.

Wegen der globalen Ausbreitung des Coronavirus war der Passagierverkehr seit dem Frühjahr an vielen Flughäfen eingebrochen. Im ersten Halbjahr zählten die Flughäfen in Leipzig/Halle und Dresden nach Angaben der Mitteldeutschen Flughafen AG rund 573.000 Passagiere und damit 69 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zwischenzeitlich flog fast nichts mehr. Im Juni lag der Rückgang demnach bei 99 Prozent.

Das Frachtaufkommen stieg im ersten Halbjahr hingegen um vier Prozent auf 634.000 Tonnen. Der Airport Halle/Leipzig ist nach dem Drehkreuz Frankfurt am Main der zweitgrößte Frachtflughafen in Deutschland.

Das Wachstum beim Frachtgeschäft habe den kompletten Wegfall des Passagiergeschäfts samt Parktickets, Restaurants und Shopping nicht kompensieren können, hieß es vom Magdeburger Finanzministerium. Bisher hätten sich die Gesellschafter nur an den Kosten von Investitionen beteiligt. Der Flughafen bekomme erstmals Liquiditätshilfen seiner Eigner.

Bei den Zuschüssen handele es sich um eine staatliche Beihilfe, für die es jedoch bereits grünes Licht von der EU-Kommission gebe. Der Aufsichtsrat soll im September darüber entscheiden, ob die Geldspritze tatsächlich gewährt wird.

Politischer Widerstand kommt von den mitregierenden Grünen in Sachsen-Anhalt. "Der Flughafen Leipzig/Halle ist bei den Passagierzahlen ein Regionalflughafen, dessen Zahlen rückläufig sind, auch schon vor Corona", sagte Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann.

Jetzt sei der ideale Zeitpunkt, den Passagierflughafen zu schließen, statt weitere Millionen zu investieren. Auch aus Leipzig kommt Protest, der ähnlich grundsätzlich ist. Die Grünen im Stadtrat sammeln mit einem Aktionsbündnis Unterschriften, um den geplanten Ausbau des Frachtdrehkreuzes zu verhindern.

Die SPD in Sachsen-Anhalt hält den Schließungs-Vorstoß der Grünen-Fraktionschefin Lüddemann laut einer Mitteilung für absurd.

"Wie für andere Branchen brauchen wir auch hier Lösungen, um einen bedeutendes Infrastrukturprojekt erfolgreich durch die Krise zu bringen. Der Flughafen Leipzig/Halle ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor nicht nur für den Süden Sachsen-Anhalts, sondern für Ostdeutschland insgesamt", erklärte Katja Pähle, SPD-Fraktionsvorsitzende im Magdeburger Landtag.
© dpa-AFX | Abb.: DHL | 25.08.2020 13:27

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Beitrag vom 28.08.2020 - 02:29 Uhr
Bei ihrer Argumentation müsste so gutr wie jeder Nahverkehrsbetrieb geschlossen werden. Da macht nämlich so gut wie keiner Gewinn.

Genau, sie schreiben es ja schon selbst: NAHverkehr. Der ist laut Grundgesetzt Teil der Daseinsfürsorge und wird deshalb bezuschusst.

Ein Flughafen ist aber ganz sicher kein Nahverkehr, das ist Fernverkehr und das muss deshalb z.B. wie bei der Bahn auch eigenwirtschaftlich laufen. Deshalb wurden auch alle unrentablen Fernverbindungen gestrichen.

Diese Art der Fliegerei benötigt dringenderweise eine Infrastruktur abseit der großen Flughäfen. Und da langt es eben nicht, in LEJ zu landen, um dann in anderthalb Stunden nach DRS zu fahren.

Wieso fahren? Das dauert doch wieder viel zu lange, am Ende steckt man auch noch im Großstadtstau, der Flughafen liegt ja nicht gerade neben dem Krankenhaus. Deshalb setzt man auch da auf Hubschrauber:
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Für längere Strecken vom oder zum Flughafen setzen wir gerne Helikopter ein. Ein Hubschrauber kann normalerweise direkt am Krankenhaus landen und dadurch die Transportzeit entscheidend verkürzen.
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 https://www.ambulanzflug-zentrale.de/leistungen/organtransport.html

Also wenn der Jet in LEJ landet und von dort der Hubschrauber übernimmt, dann geht das auch fix. In der Zukunft optimal wären sicher schnelle Hubschrauber wie Airbus Racer oder der Kipprotor Agusta AW609. Davon hätte dann alle Krankenhäuser etwas, nicht nur die wenigen mit Landepiste.

Dieser Beitrag wurde am 28.08.2020 02:31 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 27.08.2020 - 01:02 Uhr
Bei ihrer Argumentation müsste so gutr wie jeder Nahverkehrsbetrieb geschlossen werden. Da macht nämlich so gut wie keiner Gewinn.
Wie ich schon geschrieben habe: Infrastruktur kostet eben Geld.
Beitrag vom 27.08.2020 - 01:00 Uhr
BTW: AMbulanzfliegerei beinhaltet nicht nur Flüge mit Hubschraubern, sondern es werden zu jeder Tages und Nachtzeit Organe durch Europa geflogen, teilweise über lange Strecken und da hörts dann auch schon auf mit Hubschraubern. Hier kommen vor allem Maschinen der Typen Piper Cheyenne, Beech Kingair, Cessna Citation oder auch Learjets zum Einsatz. Diese Art der Fliegerei benötigt dringenderweise eine Infrastruktur abseit der großen Flughäfen. Und da langt es eben nicht, in LEJ zu landen, um dann in anderthalb Stunden nach DRS zu fahren....


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