Boeing-Chef Calhoun
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Der Zweckoptimist

David Calhoun
David Calhoun, © Boeing

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CHICAGO - Boeing-Chef David Calhoun wähnt die 737 MAX unmittelbar vor der Wiederzulassung. 787 und 777X schreibt der Manager in den nächsten Jahren wieder bessere Absatzchancen zu - kurzum: Calhoun sieht den Airbus-Rivalen gut aufgestellt für die Zeit nach der Krise. Auch ohne Embraers E2-Familie.

Kein Vorstoß in ein neues Segment: Boeing hat die Idee einer mittelgroßen 797 unter Calhoun verworfen.

In der Modellpolitik will sich Calhoun nicht vom Wettbewerb treiben lassen. "Die Mitte des Marktes ist nicht der Airbus A321 - in unserer Welt ist es immer noch die 737-8", sagte der Manager der "Aviation Week" in einem Interview. Bei der Wiederzulassung der 737 MAX gebe es "erhebliche Fortschritte."

Unterhalb der 737 MAX kann Boeing nach dem Rückzug aus der Übernahme von Embraer kein Flugzeug anbieten. "Dieser Deal ist geplatzt, weil sich heraustellte, dass das, was wir dachten zu kaufen, nicht das war, was wir bekommen würden", sagte Calhoun. Embraer habe eine Reihe von Bedinungen nicht fristgerecht erfüllt.

"Das ändert nicht meine Meinung, dass die beiden Unternehmen sich strategisch ergänzt hätten und dass das gut für die Branche gewesen wäre", sagte Calhoun. Stattdessen steht Boeing in einem Moment ohne kleineres Flugzeugmodell da, in dem die Nachfrage nach Flugreisen wegen der Corona-Krise auf ein historisches Tief gesunken ist.

Dennoch: dass Boeing den Kauf der Bombardier CSeries ausgeschlagen hat, als der Konzern die Möglichkeit hatte, hält Calhoun für richtig. "Ich denke nicht, dass es jemals einen guten Deal gab."

Calhoun schätzt, dass Boeing sich in drei bis fünf Jahren von den aktuellen Krisen erholen kann. "Ich glaube, dass wir die Mittel dafür haben und die Forschungsprogramme am Laufen halten können. Wir haben ein Produktportfolio, das uns zurückbringen und nicht nur überleben sondern auch gewinnen lassen wird."
© aero.de | Abb.: Boeing, aero.de (boa, Montage) | 24.07.2020 07:42

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Beitrag vom 28.07.2020 - 13:18 Uhr
"Dieser Deal ist geplatzt, weil sich heraustellte, dass das, was wir dachten zu kaufen, nicht das war, was wir bekommen würden", sagte Calhoun. Embraer habe eine Reihe von Bedinungen nicht fristgerecht erfüllt.

Naja, ich denke mal, die Brasilianer haben eben selbstbewusst nicht jedes Diktat aus den USA akzeptiert, und das geht für die extremkapitalistischen Amerikaner natürlich garnicht... "America first!"

Stattdessen steht Boeing in einem Moment ohne kleineres Flugzeugmodell da, in dem die Nachfrage nach Flugreisen wegen der Corona-Krise auf ein historisches Tief gesunken ist.

Dennoch: dass Boeing den Kauf der Bombardier CSeries ausgeschlagen hat, als der Konzern die Möglichkeit hatte, hält Calhoun für richtig. "Ich denke nicht, dass es jemals einen guten Deal gab."

...würde ich auch behaupten, wenn ich die beste Chance meines Lebens verpasst hätte, mein Erzfeind diese jedoch ergriffen hat und ich jetzt mit heruntergelassenen Hosen dastehe!

Der Bombardier-Deal war für Airbus strategisch ein Volltreffer. Die A220 ist technologisch dem E2 um Längen voraus, hat viel mehr Potenzial und scheint - trotz Kinderkrankheiten - extrem ökonomisch zu sein. Deutlich besser, als der E2. Und als Passagier ist die A220 top!

Wenn man den Zeugen aus der WDR-Reportage "Boeing: Das tödliche System" glauben mag, dann werden wir bald fatale Zwischenfälle an den 787 sehen, die auf Qualitäts- und Produktionsmängel zurückzuführen sein werden.

Es ist wirklich traurig, dass die alte B777 das letzte "ehrlich" konstruierte Flugzeug von Boeing war, jetzt der Aktienkurs die Handlungen bestimmt und die Qualität in den Abgrund gefahren wurde.

"If it's a (new) Boeing, I'm not going!"

Apropos Embraer: Nach allem, was man in letzter Zeit dazu lesen konnte, hat Boeing den bereits perfekten Embraer-Deal schlichtweg deshalb platzen lassen weil inzwischen das Geld zum Bezahlen der Kaufsumme fehlte. Das Statement von Mr. Calhoun hier lese ich mit Blick auf die inzwischen anhängige Schadensersatz-Klage von Embraer - also wieder einmal aus der Feder der Rechtsabteilung stammend. Über das Thema Bombardier braucht man ja eigentlich nicht mehr zu reden, da hat sich Boeing nicht nur selbst in beide Beine sondern bei der Gelegenheit auch gleich noch in diverse andere Körperteile geschossen. Unterhalb des Dreamliners hat Boeing jetzt die MAX und ansonsten viel freie Luft.

Und auch bei der MAX geht die alte Leier weiter: Alle paar Wochen verkündet der Boeing-Chef, dass die Fortschritte bei der Rezertifizierung der MAX enorm seien und in der allernächsten Zukunft bereits mit ihrer Wiederzulassung zu rechnen sei - und dann passiert - gar nichts.

Auf den ersten Dreamliner-Crash will ich eigentlich nicht warten. Man kann nur das Beste hoffen.

Ansonsten kann es einem nur leid tun, dass es vor allem viele Arbeitnehmer sind und noch sein werden, die mit ihrem Arbeitsplatz dafür bezahlen, dass das Management Boeing so vor die Wand gefahren hat. Mit einem neuen CEO, der hier tatsächlich nur leicht durchschaubaren Zweckoptimismus verbreitet statt die Dinge zunächst einmal offen beim Namen zu nennen und dann darauf aufbauend Lösungsmöglichkeiten für die Probleme zu suchen, wird sich daran wohl auch wenig ändern.
Beitrag vom 25.07.2020 - 00:04 Uhr
Was für ein Tagträumer.

Nichts gelernt hat man bei Boeing, einfach gar nichts. Immer weiter so wie bisher...

Das ist die Frage, hat Boeing nach dem Desaster B787 und der Katastrophe Max jetzt wirklich den kulturellen Wandel vollzogen?
Man wird es beim nächsten neuen Modell sehen.

Widerspruch: Man wird es bereits daran sehen, wie Boeing die MAX fertg entwickelt bzw die notwendigen Korrekturen implementiert.
Wird 1) weiterhin nur das Notwendigste getan, was von den staatlichen Kontrolleuren aufgezwungen wird oder 2) werden stattdessen die bekannten Schwachstellen tatsächlich angegangen und beseitigt?
Im Moment sieht es eher nach Option 1) aus....
Beitrag vom 24.07.2020 - 18:24 Uhr
Was für ein Tagträumer.

Nichts gelernt hat man bei Boeing, einfach gar nichts. Immer weiter so wie bisher...

Das ist die Frage, hat Boeing nach dem Desaster B787 und der Katastrophe Max jetzt wirklich den kulturellen Wandel vollzogen?
Man wird es beim nächsten neuen Modell sehen.

Die B777 war ja von der Konstruktion her ohne viel neue Technik, der Fortschritt war ja gering, weiterhin viel AL und wenig composite damals.

Die Fusion mit Embraer war ja letztlich auch nie wegen der E2, die war ja nur nice to have, sondern vielmehr die günstige Konstruktion & Produktion in Brasilien für ein neues Modell. Ohne B797 braucht man das ja nicht. Und es wäre wohl die einzige Chance gewesen das MOM wirklich für 75 Mio. $ anzubieten.

Boeing gibt damit ja auch gegen den A321neo, LR und XLR auf. Man kriegt schlicht keinen Gegenspieler zusammen. Ob Airbus da jetzt ernst machen kann und mit A220-500 sowie einem weiter gestreckten A321 - A322 Boeing noch ein Problem ohne Antwort hinwerfen kann?

Ich sehe Boeings Produkte auch als Unterlegen an. Die Max verkauft sich mittlerweile 1/3 schlechter als die A320 Neo Fam. - es steht 4000 zu 6000 orders, die A220 stellt eine Gefahr von unten dar wenn Airbus die Kosten runter und die Stückzahlen rauf bekommt.
Dann bleibt die Max8 als lowcost Arbeitspferd bei FR, Southwest, Lion AIr und Flydubai?

Die B787 ist über den Berg braucht aber Orders, die -8 ist im Grunde fertig. Die Rate ist schon 2x Mal wieder nach unten angepasst, und wer braucht in der nächsten Zeit Langstreckenflieger?

Darunter leidet besonders die B777x - die hat im Grunde keine 300 sicheren Orders mehr, und eine 6 Mrd. $ teure Entwicklung hinter sich. Langfristig kann das ein riesen Erfolg werden, wenn B77W und A380 zur Ausmusterung anstehen, aber das ist noch ne Weile.

Im Grunde hat jedes zivile Programm bei Boeing gerade ein oder mehrere Probleme.
Mit dem Grundlegenden Problem, das Boeing scheinbar nicht mehr sicher im Zeitplan entwickeln kann, ohne das es Schwierigkeiten gibt.


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