Staatliche Unterstützung
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Norwegian-Mitarbeiter protestieren vor Parlament in Oslo

Norwegian Boeing 787-9
Norwegian Boeing 787-9, © Norwegian

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OSLO - Mitarbeiter der angeschlagenen Billigfluglinie Norwegian haben vor dem norwegischen Parlament für staatliche Unterstützung für ihr Unternehmen demonstriert.

Mit norwegischen Flaggen und Schildern mit Aufschriften wie "Redd jobbene våre" (Rettet unsere Jobs) und "Støtt Norwegian" (Unterstützt Norwegian) forderten sie am Mittwoch vor dem Parlamentsgebäude in Oslo, dass die Politik ihrem Konzern unter die Arme greift und ihre Arbeitsplätze sichert.

Viele trugen dabei Arbeitskleidung, gelbe Warnwesten und Mund-Nasen-Schutz. Die Arbeitnehmerorganisation Parat sprach von 200 demonstrierenden Norwegian-Mitarbeitern.

Grund für den Protest war der Entschluss der norwegischen Regierung, der durch hohe Schulden und die Coronakrise in Bedrängnis geratenen Airline über die bereits bewilligten drei Milliarden Kronen (derzeit rund 280 Mio Euro) an garantierten Krediten hinaus keine weiteren direkten Finanzhilfen zu gewähren.

Nach dem Beschluss hatte Norwegian am Montag bekanntgegeben, nun weitere 1.600 Angestellte beurlauben zu müssen. Das bedeutet nach Konzernangaben, dass nur noch 600 Menschen bei Norwegian beschäftigt sind - vor der Coronakrise waren es mehr als 10.000.
© dpa | 11.11.2020 15:25

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Beitrag vom 13.11.2020 - 08:15 Uhr
Jetzt habe ich eine ausführliche Antwort geschrieben und als ich sie abschicken wollte, war alles weg. Ärgerlich. Ich halt' mich daher kurz.

@contrail55
Wie hoch der Anteil an ausländischen F/A's ist kann ich nicht genau sagen, da ich nicht bei Norwegian arbeite.

Aber für die Aussage "Das Kabinenpersonal von Norwegian Air International kommt fast ausnahmslos aus Billigstaaten" hat Ihr Wissen gereicht.
Das Geschäftsmodell von Norwegian Air International fusst jedoch u.a. auf sehr günstigen Kabinenbesatzungen aus Thailand. Es geht also nicht um Kabinenbesatzungen aus Europa. Ein paar Fakten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) aus einer kurzen Recherche: ...
Sie beziehen sich hier auf einen Artikel aus 2013, als Norwegian Long Haul AS den Betrieb aufnahm. Davon leiten Sie dann den Rest ab und bauen sich etwas zusammen. Norwegian Air International fliegt B737 in Europa, ob es da thailändische Crews gibt möglich, aber unwahrscheinlich. Von 4768 Cabin Crew sind genau 186 in Bangkok stationiert (GB2019) Nach üblichem Crewschlüssel sollte das für die Bereederung von 3-4 B787 passen, von 21. Die B787 werden somit überwiegend aus Europa operiert und bereedert.

Beitrag vom 12.11.2020 - 23:07 Uhr

@FloCo
Ich verstehe Ihren Punkt mit dem Geldabfluss, wollte aber dem Eindruck entgegenwirken, dass die hohen Verluste aufgrund von Investitionen entstanden. Das ist falsch. Die hohen Verluste entstanden, weil Norwegian für ihr Produkt nicht genügend Erträge generieren konnte. Das operationelle (d.h. aus dem Flugbetrieb) erzielte Ergebnis ist verglichen mit anderen Airlines erschreckend.

Das kann man jetzt drehen, wie man will: Hat man zu wenig Geld verdient bei zu hohen Kosten (wo die Investitionen durchaus eine Rolle spielen, auch wenn Sie das scheinbar anders sehen), oder waren die Kosten zu hoch für die Einnahmen?

Aber in beiden Fällen muss man sich die Kosten und Einnahmen genauer anschauen um sagen zu können, woran es genau gelegen hat. Warum waren die Preise so niedrig? Warum die Kosten so hoch? Und da sind wir dann wieder bei dem Punkt, dass beides in der Expansionspolitik begründet sein kann.
Ich sage ja nicht, dass es keine anderen Probleme gab/gibt. Aber dass Sie hier den Anschein erwecken wollen, dass die Sache so klar ist und die Investitionen/Expansion keine Rolle spielt und man so oder so pleite gegangen wäre; das ist in meinen Augen schlicht falsch.


Ich bin weder Norweger, noch norwegischer Steuerzahler, mir ist im Grunde genommen auch egal was mit der Airline passiert. Der Markt funktioniert aber nur, wenn strukturell defizitäre Airlines verschwinden. Daher teile ich die Ansicht der norwegischen Regierung und sehe keinen Grund, wieso diese Airline finanziell gestützt werden soll, da ihr Modell bereits pre-Corona in Boomjahren nicht erfolgreich war. Für die Mitarbeiter tut es mir natürlich leid.


Das gilt dann wahrscheinlich auch für Condor und Co. Da bin ich ja sogar bei Ihnen. Ich war auch gegen die Unterstützung für Condor. Selbst die Unterstützung für die Lufthansa sehe ich kritisch. Natürlich alles nicht aus dem Grund, dass ich den Mitarbeitern etwas Schlechtes will; für die ist das natürlich scheiße und denen gönne ich jegliche Unterstützung. Aber aus wirtschaftlicher Sicht, sehe ich in vielen Bereichen falsche Unterstützungen.
Das heißt aber nicht, dass Norwegian in meinen Augen sowieso keine Zukunft gehabt hätte; das sehe ich durchaus anders. Aber ich sehe auch nicht, dass man dafür nun in einem gesättigten Markt Unmengen an Steuergelder investieren muss um alle Spieler am Leben zu halten.

Aber da kann man dann auch schon bald Fragen: Warum die einen, aber die anderen nicht? Und wie @contrail55 schon sagte: Wenn man in der derzeitigen Situation alles und jeden auf Herz und Nieren geprüft hätte und abgeschätzt hätte, ob sich das wirklich rechnet, dann wären viele Unternehmen sehr früh pleite gegangen.

So kurz wurde es dann doch wieder nicht... ;-)

Kurzer Tipp dazu, da mir das auch öfters passiert: Kopieren Sie Ihren Text, bevor Sie auf Speichern klicken, dann kann man das ganz schnell wieder reinkopieren....mache ich mittlerweile vor jedem Beitrag...
Beitrag vom 12.11.2020 - 18:21 Uhr
Jetzt habe ich eine ausführliche Antwort geschrieben und als ich sie abschicken wollte, war alles weg. Ärgerlich. Ich halt' mich daher kurz.

@contrail55
Wie hoch der Anteil an ausländischen F/A's ist kann ich nicht genau sagen, da ich nicht bei Norwegian arbeite. Das Geschäftsmodell von Norwegian Air International fusst jedoch u.a. auf sehr günstigen Kabinenbesatzungen aus Thailand. Es geht also nicht um Kabinenbesatzungen aus Europa. Ein paar Fakten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) aus einer kurzen Recherche:
- Der Eröffnungsflug Oslo-Las Vegas war mit einer exklusiv(!) thailändischen Kabinenbesatzung bereedert. Eine solche Bereederung ist bei Norwegian Air International üblich, darum auch meine zweite Frage im ersten Kommentar weiter oben.
- Ex-CEO Bjorn Kjos posiert zum Erstflug Oslo-JFK mit thailändischen F/A's. Bilder im Netz.
- Die grösste Gewerkschaft Norwegians (Fagforbundet) hat nachgewiesen, dass thailändische F/A's bei Norwegian pro Monat umgerechnet USD 500 verdienen und auf sämtlichen Langstrecken ex Oslo eingesetzt werden.

Genau darum haben die US-Gewerkschaften (zurecht) Druck auf die Behörde gemacht, welche im Rahmen der Zulassung von US-Flügen von Norwegian Air International entsprechende Bedingungen gesetzt hat. Diese Bedingungen setzt die Behörde, nicht die Gewerkschaft.

Sie schreiben, der Markt soll entscheiden wie gut oder schlecht ein Wettbewerber ist. Schauen Sie sich die Finanzergebnisse an: "Der Markt" hat eigentlich schon entschieden. Zudem: Natürlich muss ein Staat bei den Ausgaben den volkswirtschaflichen Nutzen berücksichtigen.

Zu Ihrer Frage, welcher Teil defizitär (das 'wenn überhaupt' habe ich gütlich überlesen...) ist gibt es Anhaltspunkte: Als Norwegian noch ein reiner Kurz- und Mittelstreckenairline mit einer Einheitsflotte war (viele erinnern sich wohl nicht mehr daran), war die Airline sehr profitabel. Sie operierte mit einem ähnlichen Modell wie Ryanair/Easy/Wizz aus dem zahlungskräftigen (und sonnenhungrigen) skandinavischen Markt. Als die Expansion auf die Langstrecke begann, stiegen die Verluste, in den Jahren 2018/2019 in erschreckende Höhen. Wenn ich Mitarbeiter von Norwegian wäre, würde ich meine Wut/Enttäuschung nicht gegen die Regierung richten, sondern gegen das eigene Management. Dieses hat eine erfolgreiche Airline durch nicht nachhaltiges Wachstum in den Abgrund (oder Stand heute zumindest kurz davor) gewirtschaftet.

@FloCo
Ich verstehe Ihren Punkt mit dem Geldabfluss, wollte aber dem Eindruck entgegenwirken, dass die hohen Verluste aufgrund von Investitionen entstanden. Das ist falsch. Die hohen Verluste entstanden, weil Norwegian für ihr Produkt nicht genügend Erträge generieren konnte. Das operationelle (d.h. aus dem Flugbetrieb) erzielte Ergebnis ist verglichen mit anderen Airlines erschreckend.

Ich bin weder Norweger, noch norwegischer Steuerzahler, mir ist im Grunde genommen auch egal was mit der Airline passiert. Der Markt funktioniert aber nur, wenn strukturell defizitäre Airlines verschwinden. Daher teile ich die Ansicht der norwegischen Regierung und sehe keinen Grund, wieso diese Airline finanziell gestützt werden soll, da ihr Modell bereits pre-Corona in Boomjahren nicht erfolgreich war. Für die Mitarbeiter tut es mir natürlich leid.

So kurz wurde es dann doch wieder nicht... ;-)



Dieser Beitrag wurde am 12.11.2020 18:24 Uhr bearbeitet.


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