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Lufthansa steigt bei Cityline aus Krisentarifvertrag aus

Lufthansa Cityline Bombardier CRJ900LR
Lufthansa Cityline Bombardier CRJ900, © Lufthansa

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FRANKFURT - Lufthansa hat sich mit ihren Flugbegleitern im Hochsommer auf neue Tarife in der Luftfahrtkrise verständigt. Doch der Frieden ist brüchig. Lufthansa Cityline ist nach Angaben der Flugbegleitergewerkschaft UFO letzte Woche Stunden vor Ablauf einer Frist aus dem Deal wieder ausgestiegen.

Nach monatelangen zähen Verhandlungen hatten sich die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) und die Geschäftsführung der Lufthansa CityLine (CLH) Anfang September auf einen Krisentarifvertrag für die etwa 800 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Airline geeinigt.

"Diesen Krisentarifvertrag hat die Geschäftsführung der CLH (...), am letzten Tag einer vereinbarten Frist, einseitig widerrufen", teilte Ufo mit. "Dieses Vorgehen lässt uns ratlos zurück."

Knackpunkt ist der vereinbarte Kündigungsschutz. "Trotz massiver Einschnitte ist die Lufthansa-Konzernführung nicht bereit, der Belegschaft einen verlässlichen Kündigungsschutz zuzusichern", heißt es bei UFO.

Der Ende Juni vereinbarte Krisentarifvertrag sieht zwar einen grundsätzlichen Kündigungschutz bis 2024 vor - Lufthansa kann das Paket aber wieder aufschnüren, wenn sich die wirtschaftliche Lage des Konzerns weiter verschlechtert. Genau danach sieht es derzeit aus.

Bei Vertragsschluss im Sommer hatte Lufthansa einen Personalüberhang von 22.000 Mitarbeitern zugrunde gelegt. Inzwischen will der Konzern mindestens 5.000 weitere Jobs abbauen - viele davon wohl in der Kabine, denn eine Erholung ist derzeit nicht in Sicht. Cityline wird zum Testfeld - UFO will sich bei der Tochterfirma jedenfalls nicht auf eine Ausstiegsklausel einlassen.

"Inakzeptables Hintertürchen"

"Der Arbeitgeber will sich eine einseitige Option offenhalten und aus dem Vertrag wieder aussteigen können", sagte UFO-Vorstand Daniel Flohr "Aber solch ein Hintertürchen ist in diesem Fall inakzeptabel: CityLine hat keinen Personalüberhang, bereits heute wieder eine gute Auslastung und überdurchschnittlich gute Zukunftsaussichten durch günstige Strukturen und vergleichsweise kleines Fluggerät."

Die Gewerkschaft weist auf "signifikante Einschnitte bei Gehalt und Arbeitsbedingungen hin", auf die sich die Flugbegleiter bei Cityline einlassen würden. "Entweder man will den sehr signifikanten Krisenbeitrag, oder eben nicht - so einfach ist das", sagte Rainer Bauer, UFO-Verhandlungsführer bei CLH.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 05.10.2020 08:19

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Beitrag vom 08.10.2020 - 15:53 Uhr
Kennt man diese Vorgehensweise nicht schon von Augsburg Airways?
Die, die im Moment zum Grossteil den Betrieb noch mit guenstigen Konditionen am Laufen halten, werden am Ende die Verlierer sein.
Beitrag vom 05.10.2020 - 16:32 Uhr
Kommt auch drauf an, ob es denn immer sicher eine Abfindung geben würde.
Die gäbe es schon, und wenn es nur die aus dem Kündigungsschutgesetz ist. Ein weiteres Problem ist die 50% Kurzarbeit. Die muss erreicht werden, damit man an die höheren KUG Beträge kommt und sich die Aufstockung reduziert. Da wäre jeder Schulungstag ein weiterer, dazu unproduktiver, Arbeitstag.

Außerdem kann man nicht MA Zwangsweise in die TZ schicken. Die müssen da schon mitspielen. Wenn sich nicht genug melden wird man kündigen müssen.

Wahlweise kann man eben auch Krisenvereinbarungen treffen, in der alle "gleich" betroffen sind. Das entspricht dann der "Zwangsteilzeit". Aber Sie haben recht, das kann der AG nicht alleine... Selbst Kündigen kann er ja nicht einfach so alleine. Auch da gibt es in D Regeln, die beachtet werden müssen.

Leider fehlt in dem Beitrag das Argument der LH, warum sie gekündigt haben. Aber wenn sie sich selbst bei CLH die Kündigungs-Option offen halten wollen, dann sollten sämtliche Alarmglocken klingeln.

Ich habe das Gefühl, dass es auf allen Ebenen um das Taktieren geht. Sowohl beim AG, als auch beim AN. Die Krise ist immer noch nicht schlimm genug, als dass die Bereitschaft da wäre, miteinander konstruktive Lösungen zu suchen.
Die CLH ist in dieser Hinsicht ja nur ein kleines Rädchen im LH Universum. Und selbst wenn die Lösung für den Konzern etwas "zu teuer" geworden wäre, hätte es wohl kaum eine echte Auswirkung auf das Überleben der LH.
Aber vielleicht hätten sich andere daran ein Beispiel genommen?!? Die dann doch mehr "gekostet" hätten... Das wird man aber wohl kaum erfahren.
Bis dahin kann sich keiner, weder GL, noch GW, auf einander verlassen, wenn die langwierig ausgehandelten Ergebnisse kurz vor Schluss wieder einkassiert werden.
Aktuell steht es 2:1 ...
Beitrag vom 05.10.2020 - 15:09 Uhr
Ob ich einen Mitarbeiter in einer 100% Stelle beschäftige oder eben zwei mit einer 50% Stelle macht von den Kosten her einen allenfalls vernachlässigbaren Unterschied aus
Das funktioniert sicher bei Maler Krause und bei Schreiner Hobel. Wenn Sie in der Luftfahrt Personal beschäftigen dann geht es z.B. um Lizenzen die aufrecht erhalten werden müssen, Schulungen die vorgeschrieben sind und vieles mehr. Es macht dann einen Unterschied ob Sie 200 oder 400 Mitarbeiter warm halten müssen. Die Schulungen finden an Tagen statt wo nicht anderweitig gearbeitet wird. Das läppert sich schon, und 400 Angestellte zu planen, zu verwalten, zu beurlauben, zu schulen usw. kostet eben mehr als 200. Oder vergleichen Sie mal 2000 Leute gegen 1000. Und momentan zählt jeder Cent.
und dürfte allemal günstiger sein, als jetzt alle Leute abfinden zu müssen, die man kündigen möchte.
Kommt auch drauf an, ob es denn immer sicher eine Abfindung geben würde.
Die gäbe es schon, und wenn es nur die aus dem Kündigungsschutgesetz ist. Ein weiteres Problem ist die 50% Kurzarbeit. Die muss erreicht werden, damit man an die höheren KUG Beträge kommt und sich die Aufstockung reduziert. Da wäre jeder Schulungstag ein weiterer, dazu unproduktiver, Arbeitstag.

Außerdem kann man nicht MA Zwangsweise in die TZ schicken. Die müssen da schon mitspielen. Wenn sich nicht genug melden wird man kündigen müssen.

Leider fehlt in dem Beitrag das Argument der LH, warum sie gekündigt haben. Aber wenn sie sich selbst bei CLH die Kündigungs-Option offen halten wollen, dann sollten sämtliche Alarmglocken klingeln.


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