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Wideroe-E2: Eine Flotte von nur drei Flugzeugen ist zu klein

Wiederoe-COO Andreas Kollbye Aks
Wiederoe-COO Andreas Kollbye Aks, © Wideroe, aero.de

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BERGEN - Skandinaviens größte Regionalairline Wideroe testet seit April 2018 als erste Airline weltweit die neue Embraer E190-E2 im Liniendienst. Eine aufregende Geschichte für Wideroe und Embraer. COO Andreas Kollbye Aks erzählt aero.de, wie die Integration des Jets in die Flotte funktioniert hat.

aero.de: Herr Aks, wie ist Wideroe zum Erstkunden für die Embraer E190-E2 geworden?

Andreas Kollbye Aks
: Wir waren in engem Kontakt mit dem Topmanagement bei Embraer. Das fand, dass Wideroe der ideale Erstkunde wäre - eine Herausforderung. Beide Unternehmen haben entschieden: "Ok, das kriegen wir hin."

aero.de: Wieso haben Sie sich für die E2 entschieden - und nicht für den A220-100?


Aks: Wir haben erörtert, ob wir den A220-100 oder die E2 in unsere Flotte aufnehmen sollten. Der Hauptgrund, weswegen wir uns für die E2 entschieden haben, ist ihre Größe. Sie ist ein bisschen kleiner als der A220-100 und wir glauben, dass das besser zu unserer Flottenstrategie passt.

aero.de: Spielte dabei auch ein "menschlicher Faktor" eine Rolle - also zum Beispiel, dass die Chemie zwischen Wideroe und Embraer einfach gestimmt hat?

Aks: Auf jeden Fall, das stimmt. Während der Verkaufsaktion hatten wir ein gutes Verhältnis zum Vertriebsteam und zum Topmanagement. Das hat sich später fortgesetzt. Wir haben zu allen Embraer-Mitarbeitern einen guten Draht.

Wir haben gemerkt, dass wir viel mit den Brasilianern gemeinsam haben - trotz unserer kulturellen Unterschiede funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Da herrschte einfach eine gute Stimmung.

Ein Grund dafür ist sicher auch, dass die E2 unser erster Jet überhaupt ist und für Wideroe eine große Sache ist: wir treten damit in ein neues Jet-Zeitalter ein. Auch für Embraer ist das hier eine besondere Geschichte - es ist immer etwas Großes, wenn sie ein neues Flugzeug auf den Markt bringen. Ich denke, darauf sind wir beide stolz. Das ist auch ein Teil der Geschichte.

aero.de: Wie haben Sie dieses völlig neue Flugzeug in der Praxis in Ihre Flotte integriert?


Aks: Bisher war die Leistung (des Flugzeugs, Red.) hervorragend. Die Zuverlässigleit hat die unserer Kernflotte übertroffen - und unsere Kernflotte ist sehr zuverlässig.

Das liegt nicht nur an einem sehr guten Produkt sondern auch daran, dass das Inbetriebnahme-Team nahtlos in den Arbeitsalltag integriert war. Sowohl Embraer als auch wir haben tolle Teams aufgestellt, die neue Arbeitsabläufe definiert haben und auf alles bestmöglich vorbereitet waren.

Auf diese Weise konnten wir vom ersten Tag an einwandfreie Linienflüge durchführen - wegen des guten Produkts und den tollen Leuten, die an diesem Integrationsprozess beteiligt waren.

aero.de: Welche Unterstützung haben Sie von Embraer im Alltagsgeschäft bekommen?

Aks: Wir hatten viele Embraer-Mitarbeiter und auch Mitarbeiter der Zulieferer hier in Norwegen. Sie waren hier, um uns zu unterstützen, aber auch, um zu lernen: sie wollten sehen, wie sich das neue Produkt in der Praxis macht.

Es war also beides: sie wollten nah am Produkt dran sein, um seine Leistung zu sehen. Und, um uns zu unterstützen, wo immer es nötig war. Jetzt kehren sie wieder in ihre Heimatländer zurück. Etwa im September werden wir die neuen Flugzeuge allein im Griff haben.

aero.de: Aber die Schulungspiloten bleiben bis Oktober?

Aks: Ja, sie bleiben bis Oktober, damit wir schnell genug die type ratings für unsere Piloten zusammenhaben. Dafür brauchen wir eine Gruppe von Embraer-Schulungspiloten.

Momentan haben wir deswegen auch unseren Flugplan für diesen Zweck optimiert - und nicht für Vertriebszwecke. Wir fliegen kürzere Strecken mit den Jets, damit die Piloten schneller mit dem Training durch sind.

Das machen wir noch bis Ende Oktober, solange sind wir noch in der Trainingsphase. Danach werden wir den Streckenplan an kommerziellen Bedürfnissen ausrichten und das Flugzeug auf den längeren Routen, für die es gedacht ist, einsetzen.

aero.de: Wie viele Piloten trainieren Sie für die E2?

Aks: Alles in allem werden wir dafür 30 bis 35 Piloten haben.

aero.de: Sind das die Piloten, die vorher schon für Wideroe geflogen sind oder haben Sie dafür neue Piloten angestellt?

Aks: Wir haben 30 bis 35 neue Piloten angestellt, aber für die E190-E2 setzen wir unsere erfahrenen Piloten ein. Die neuen Piloten fliegen zunächst unsere Dash 8.

aero.de: Was ist mit Ihren Optionen für die E190-E2 - werden Sie die einlösen?

Aks: Das kann ich noch nicht eindeutig beantworten. Wir haben zwölf Kaufrechte und ich hoffe, dass wir sie wahrnehmen können. Jetzt müssen wir sehen, dass das Flugzeug wie versprochen liefert. Was die Zuverlässigkeit angeht, sehen wir sehr vielversprechende Zahlen.

In Bezug auf die Sparsamkeit werden wir uns an den Zahlen orientieren, die uns in der Verkaufskampagne versprochen wurden. Wir glauben fest an das Produkt, aber wir wollen es in einem kommerziell optimierten Flugplan fliegen sehen und hoffen, dass das funktioniert.

Wir werden es testen - und natürlich ist eine Flotte von nur drei Flugzeugen zu klein. Ich denke, da stimmen mir die meisten Airlines zu.

Herr Aks, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
© aero.de | Abb.: Wideroe, aero.de | 04.09.2018 06:05

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Beitrag vom 04.09.2018 - 09:46 Uhr
Ist halt nur die Frage, wen ein Hersteller in einem öffentlichen Bereich erreichen will. Hinz & Kunz werden sich wohl eher nicht so ein Flugzeug zulegen wollen/können ...
Beitrag vom 04.09.2018 - 09:27 Uhr
Man muss schon sagen, die PR-Abteilung von Embraer und Wideroe machen eine hervorragende Arbeit mit diesem Beitrag und dem Beitrag von vor einer Woche ... ;-)


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