U-Space Hamburger Hafen
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Drohnen über dicken Pötten

U-Space am Hamburger Hafen
U-Space am Hamburger Hafen, © BMVI

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HAMBURG - Der Hamburger Hafen ist in den kommenden Monaten das bundesweit erste Testfeld für einen Drohnen-Luftraum in Deutschland. Am Hafengelände wird vorab freigegebener Drohnenbetrieb nach Regeln eines U-Luftraums gestestet. Das Projekt ist auf sieben Monate angelegt.

Schon in wenigen Jahren könnten in Deutschland massenhaft Drohnen durch die Lüfte surren - und zum Beispiel Pakete ausliefern, Medikamente transportieren oder Staus im Straßenverkehr melden. Für Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) haben die etwas sperrig "unbemannte Luftfahrtsysteme" genannten Fluggeräte ein enormes Potenzial für verschiedenste Anwendungen.

Mit einem Aktionsplan will die Bundesregierung Drohnen schon in wenigen Jahren als alltäglichen Verkehrsträger etablieren - und zu einem deutschen Exportschlager machen.

Bis es so weit ist, sind offene Fragen zu klären: Wie lahmgelegte Flughäfen nach Drohnensichtungen immer wieder mal gezeigt haben, ist die unfallfreie Integration der "UAS" ("Unmanned Aircraft System") in den zivilen Luftverkehr eine der größten Herausforderungen. Wie das konkret funktionieren könnte, wird in den kommenden Monaten im Hamburger Hafen ausprobiert.

Der größte deutsche Seehafen wird damit zum bundesweit ersten Testfeld für ein Drohnen-Verkehrssystem in Deutschland.

Die staatliche Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Droniq GmbH, eine Beteiligung von DFS und Deutscher Telekom, wollen in einem etwa zehn Quadratkilometer großen Testgebiet praktisch erkunden, wie Drohnenflüge "einfach, sicher und in Koordination mit dem bemannten Luftverkehr" möglich sind, teilten die beteiligten Unternehmen mit.

Das Verkehrsministerium fördert das "Reallabor" mit einer knappen halben Million Euro. Am Ende soll eine "Blaupause für die Einrichtung von regulären Drohnen-Lufträumen in Deutschland" stehen, so das Verkehrsministerium.

Drohnen sind bereits heute massenhaft im Einsatz, allerdings bislang nur sehr begrenzt im kommerziellen Verkehr. Einer Branchenstudie zufolge sind in Deutschland derzeit mehr als 430.000 Drohnen im Umlauf, die Zahl der gewerblich genutzten Fluggeräte ist demnach aber mit 45 200 deutlich geringer als die der privaten, die meist als Fotodrohnen oder auch Spielzeug eingesetzt werden.

Aber seit 2019 habe sich die Zahl der kommerziell betriebenen Drohnen mehr als verdoppelt (plus 138 Prozent), während die Zahl der privat genutzten Drohnen rückläufig sei (minus 14,5 Prozent), heißt es in der Marktuntersuchung für den Verband Unbemannte Luftfahrt.

Bis 2025 soll sich die Zahl der kommerziell betriebenen "UAS" demnach auf 132.000 verdreifachen. "Der Markt für private Drohnen scheint gesättigt zu sein; gleichzeitig erfährt die kommerzielle Nutzung von Drohnen immer stärkeren Zuspruch."

An der Spitze der Anwendungen liegt der Studie zufolge die Vermessung. Auch Inspektions- und Kartierungsaufgaben seien ohne Drohneneinsatz personalintensiv, aufwendig und zum Teil auch gefährlich. Drohnen kämen zudem zunehmend bei der Inspektion von Gebäuden und Infrastrukturen wie Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen zum Einsatz.

Neue Anwendungen sieht die Bundesregierung in ihrem Aktionsplan zum Beispiel bei der Verkehrsüberwachung auf Straßen und Gewässern, bei der Erkundung von Landschaften sowie im Katastrophenschutz - und eben in der Logistik: Pakete könnten per Drohne geliefert, Bauteile zwischen Produktionswerken transportiert werden.

"Baustelleninspektion, Trassenbefliegung, Gewebetransport: Drohnen werden verstärkt gewerblich genutzt", berichtet auch Droniq. "Dafür müssen Drohnenflüge einfach und kurzfristig durchführbar sein. Eine Anforderung, die aufgrund teils langwieriger Fluggenehmigungsprozesse gerade in Gegenden mit hohem Drohnenaufkommen nicht immer umsetzbar ist."

U-Space

Abhilfe soll das Konzept eines "U-Space" schaffen. In diesem räumlich abgegrenzten Luftraum koordinieren der Idee nach "spezielle Regeln und Verfahren den Drohnenverkehr und ermöglichen es, Drohnenflüge schnell, sicher und ohne langen Genehmigungsaufwand durchzuführen - auch außerhalb der Sichtweite des Piloten".

Droniq-Chef Jan-Eric Putze spricht von einem "Meilenstein" für den unbemannten Luftverkehr. "Durch den U-Space lässt sich künftig auch im urbanen Raum das volle Potenzial der Drohne in einem vorgegebenen Rahmen nutzen."

Verkehrsminister Scheuer verspricht sich einen Schub für seinen Plan, Deutschland zum internationalen Vorreiter der Drohnen-Technologie zu machen: "Mit dem U-Space-Reallabor holen wir die Drohnen-Innovationen Made in Germany aus der Nische und in die Luft."

Konkret soll der Drohnenverkehr im "U-Space" von einem Service Provider koordiniert werden; diese Rolle nimmt die Droniq mit ihrem Verkehrsmanagementsystem für Drohnen ein. "Sie vergibt Fluggenehmigungen für die Drohnenmissionen und informiert die (Drohnen-)Piloten über den aktuellen bemannten und unbemannten Flugverkehr sowie über etwaige Luftraumbeschränkungen."

Alle relevanten Luftraum- und Flugverkehrsdaten kommen dabei von der DFS. Nach Planungen am grünen Tisch soll es verschiedene Testflüge geben, "bei denen unterschiedlich komplexe Drohnenflüge innerhalb und außerhalb der Sichtweite bis zu einer Flughöhe von 150 Metern erprobt werden". Am Ende sind im Herbst Flugwochen mit praktischen Vorführungen geplant.
© dpa-AFX | Abb.: BMVI | 15.07.2021 07:40

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Beitrag vom 16.07.2021 - 14:05 Uhr
"Mit dem U-Space-Reallabor holen wir die Drohnen-Innovationen Made in Germany aus der Nische und in die Luft."


Aus der Nische und in die Luft. Derart tolles Gesülze, dafür steht Scheuer.
Mal gucken, ob er persönlich auch dieses Mal wieder bis zur Schulter ins Klo greifen wird.

Dieser Beitrag wurde am 16.07.2021 14:06 Uhr bearbeitet.


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