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Airbus erwartet nach Gewinnsprung "Höllenritt"

Airbus A220
Airbus A220-300, © Airbus

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TOULOUSE - Fehlende Triebwerke für den Mittelstreckenjet A320neo halten Airbus weiter in Atem. Das Ziel, in diesem Jahr rund 800 Verkehrsflugzeuge auszuliefern, werde dadurch zum "Höllenritt", sagte Vorstandschef Tom Enders bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag in Toulouse.

Nach fast sieben Monaten sei noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Es gehe aber voran. So konnte Airbus seinen Gewinn im laufenden Geschäft im zweiten Quartal verdoppeln. Der kleine Mittelstreckenjet, den Airbus gerade von Bombardier übernommen hat, drückt 2018 jedoch aufs Ergebnis.

Die Airbus-Aktie sprang nach den Nachrichten auf ein Rekordhoch. Am Morgen legte der Kurs um bis zu 5,7 Prozent auf 111,12 Euro zu. Zuletzt lag die Aktie noch mit 4,5 Prozent im Plus. Analyst Norbert Kretlow von der Commerzbank schrieb, der Bewertungsabschlag zum ewigen Kontrahenten Boeing betrage 40 Prozent und sei damit "überzogen".

Im zweiten Quartal verbuchte Airbus einen Umsatz von 14,85 Milliarden Euro und damit acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das bereinigte Ebit verdoppelte sich nach angepassten Vorjahreszahlen auf 1,15 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen von Analysten. Das Konzernergebnis brach hingegen überraschend um 69 Prozent auf 213 Millionen Euro ein. Hier hätten im ersten Halbjahr eine höhere Steuerquote und die Neubewertung von Finanzinstrumenten belastet, hieß es.

Finanzchef Harald Wilhelm erklärte den enorm gewachsenen operativen Gewinn mit den Fortschritten bei dem stark gefragten Mittelstreckenjet A320neo und dem jüngsten Großraumjet-Modell. Bei der A320neo sehe er "sehr gesunde Margen kommen". Und bei der Ende 2014 erstmals ausgelieferten A350 zahle sich neben einer runder laufenden Produktion aus, dass Airbus für die jetzt gebauten Maschinen höhere Preise vereinbart habe. Die ersten Käufer hatten noch von besonders hohen Rabatten profitiert.

Für das laufende Jahr peilt die Airbus-Führung zwar immer noch eine deutliche Gewinnsteigerung an. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) soll von zuletzt 4,25 Milliarden auf 5,0 Milliarden Euro steigen. Bisher hatte Enders 5,2 Milliarden Euro als Ziel ausgegeben, dabei jedoch Effekte aus Fusionen und Übernahmen ausgeklammert.

Airbus hatte die Schieflage des kanadischen Flugzeug- und Zugherstellers Bombardier ausgenutzt und Anfang Juli die Mehrheit an dessen Mittelstreckenjet-Programm CSeries übernommen, die er jetzt als Airbus A220 vermarktet. Der Konzern will im zweiten Halbjahr rund 18 Flugzeuge der Reihe ausliefern. Diese kommen zu den angepeilten 800 Auslieferungen aus der bisherigen Produktpalette noch hinzu.

Damit kratzt Airbus am Thron des weltgrößten Flugzeugbauers Boeing. Der US-Konzern hat sich für das laufende Jahr die Auslieferung von 810 bis 815 Verkehrsflugzeugen zum Ziel gesetzt.

Ob Airbus seine Ziele erreicht, hängt allerdings vor allem von den Triebwerksherstellern ab, die mit der Lieferung der Antriebe für den Verkaufsschlager A320neo im Hintertreffen sind. Die Mittelstreckenjet-Familie, zu der auch die Schwestermodelle A319neo und A321neo gehören, ist Airbus' größter Verkaufsschlager. Von den rund 7.000 bestellten Maschinen im Auftragsbuch entfielen rund 6.000 auf diese Flugzeugklasse, sagte Enders.

Airbus stellt 80 Flugzeuge ab


Die modernen Triebwerke, denen die Maschinen ihren geringeren Treibstoffverbrauch verdanken, bereiten noch technische Probleme. Die Hersteller Pratt & Whitney und CFM, zwischen deren Antrieben sich die Airlines entscheiden müssen, kommen mit den Auslieferungen bisher nicht nach.

Sowohl die United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney als auch der zu General Electric und Safran gehörende Hersteller CFM arbeiteten hart daran, die Rückstände aufzuholen. Airbus habe selbst zusätzliche Kräfte mobilisiert, hieß es vom Konzern.

Laut Enders standen bei Airbus zur Jahresmitte rund 80 Flugzeuge, denen die Triebwerke fehlten. Seit dem Höchstwert von 100 Maschinen im Mai sinke die Zahl. Enders hofft, dass der Rückstand bis Ende September aufgeholt sein wird. Finanzchef Wilhelm zufolge will sich Airbus die Kosten für die Verzögerungen mit den Triebwerksherstellern teilen.

Über fehlende Nachfrage kann sich Airbus kaum beklagen. Auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough sammelte der Hersteller jüngst Bestellungen und Vorverträge über mehr als 400 Zivilflugzeuge ein. Boeing kam sogar über 500 Jets.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 26.07.2018 08:06

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Beitrag vom 26.07.2018 - 08:33 Uhr
Nach dem Text fehlen in der Überschrift A100.


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