Brexit
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"Wir sind bestens vorbereitet"

Flughafen London-Gatwick
London Gatwick Airport, © Gatwick Airport

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LONDON - Die Zeit läuft ab, die Chancen auf eine Einigung über die Handelsbeziehungen zwischen der britischen Regierung und der Europäischen Union nach dem 31. Dezember schwinden. Die britische Luftfahrtbehörde CAA gibt sich gut vorbereitet. Branchenvertreter sehen das anders - und fordern Klarheit.

"Wenn Sie derzeit von größeren Freiheiten wie der, innerhalb der 27 EU-Mitgliedsstaaten zu fliegen, abhängen, raten wir Ihnen, sich so schnell wie möglich mit dem für Lizenzen zuständigen CAA-Team in Verbindung zu setzen", heißt es auf der eigens für den Brexit eingerichteten Seite der britischen Luftfahrtbehörde.

Sie soll Airlines, Flugzeugbauern, Flughafenbetreibern, Zulieferern und all deren Mitarbeitern Orientierung in einem Szenario bieten, das vor allem eines ist: weiterhin absolut unklar.

"Mindestens muss es ein Flugverkehrsabkommen für Flüge zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union geben", zitiert der "Independent" den Chef der britischen Pilotengewerkschaft BALPA, Brian Strutton.

Entsprechende Abkommen gibt es laut CAA bereits mit den USA, mit Kanada und Brasilien. Mit der EU? Fehlanzeige. Die gegenseitige Anerkennung von Pilotenlizenzen und Arbeitsgenehmigungen - ungeklärt.

Klar ist inzwischen immerhin, dass Großbritannien aus dem Regelwerk der europäischen Luftsicherheitsbehörde EASA austreten wird. Seit dem Brexit-Referendum 2016 habe man sich auf dieses Szenario vorbereitet, heißt es aus den Kreisen der CAA.

"Wir sind bestens darauf vorbereitet, außerhalb des EASA-Systems zu funktionieren", sagte etwa Rob Bishton von der CAA in einem von der British Business and General Aviation Association veransalteten Webcast.

David Harding vom Verkehrsministerium sieht im Brexit die Möglichkeit "einer größeren Selbstbestimmung bei der Regelung des Flugverkehrs und bei der Optimierung der Verwaltung." Auf der Weltbühne spiele Großbritannien "eine führende Rolle, mit dem größten Luftverkehrsnetzwerk und der zweitgrößten Luftfahrtindustrie der Welt."

Die steht im Jahr 2020 mit dem Rücken zur Wand: zum einen wegen einer Nachfrage, die in der Coronavirus-Pandemie auf ein historisches Tief gesunken ist und die wegen konfuser Antworten der Regierung darauf seit Monaten nicht aus dem Tief herauskommt.

Und zum anderen wegen der Ungewissheit, die der Brexit nach wie vor mit sich bringt. "Diese Branche ist momentan in einem extrem fragilen Zustand", sagte Brian Strutton von der BALPA. "Einige Airlines haben ihren Mitarbeitern deswegen schon die rote Fahne gezeigt. Jeder weitere Schaden, der durch politische Muskelspielchen entsteht, wäre fatal. Genug. Wir brauchen ein Abkommen und wir brauchen es jetzt."
© aero.de | Abb.: Gatwick Airport | 23.09.2020 12:25

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Beitrag vom 24.09.2020 - 10:46 Uhr
**David Harding vom Verkehrsministerium sieht im Brexit die Möglichkeit [...] Auf der Weltbühne spiele Großbritannien "eine führende Rolle, mit dem größten Luftverkehrsnetzwerk und der zweitgrößten Luftfahrtindustrie der Welt."**

Woher er die Sache mit der Industrie nimmt, ist fraglich. Und wenn Airbus die absehbare Verkleinerung durchmacht, werden Paris und Berlin den Teufel tun, eine Fortsetzung der britischen Produktion zu ermutigen.

Was die meisten Anbindungen betrifft, dürfte auch das mit dem Schrumpfen der Bankcity und der Nicht-Einreise in die EU eher weniger als mehr werden. Dublin dagegen kann sich schonmal eine neue Bahn hinbauen.

Dieser Beitrag wurde am 24.09.2020 10:48 Uhr bearbeitet.


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