Probleme bei 737 MAX und 777X
Älter als 7 Tage

Boeing wagt keine weiteren Prognosen für 2019

Spicejet Boeing 737 MAX
Spicejet Boeing 737 MAX, © Boeing

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CHICAGO - Die Krise um die nach zwei Abstürzen mit Flugverboten belegte Baureihe 737 Max hat Boeing tief in die roten Zahlen gebracht. Im zweiten Quartal fiel ein Rekordverlust in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar (2,6 Mrd Euro) an, wie der US-Luftfahrtriese am Mittwoch in Chicago mitteilte.

Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum hatte Boeing noch 2,2 Milliarden Dollar verdient. Eine neue Jahresprognose gab das Management wegen der hohen Ungewissheit hinsichtlich der angestrebten Wiederzulassung der 737 MAX nicht ab.

"Dies ist ein entscheidender Moment für Boeing", erklärte Konzernchef Dennis Muilenburg, der wegen seines Krisenmanagements zeitweise stark in die Kritik geraten war. Das Unternehmen setze weiterhin alles daran, dass die 737 MAX sicher wieder in Betrieb genommen werden könne.

Zum Zeitplan einer möglichen Wiederzulassung der Krisenjets machte Muilenburg zunächst keine Angaben.

Die Probleme rund um die 737-MAX-Serie, die wegen der Zwangspause derzeit nicht an Kunden ausgeliefert werden kann, belasten auch Boeings Tagesgeschäft stark. Der Umsatz fiel um 35 Prozent auf 15,8 Milliarden Dollar. Die 737 Max ist eigentlich Boeings bestverkaufte Modellserie, für die es bis zu den Startverboten zahlreiche Bestellungen gab. Stattdessen hat Boeing jetzt trotz gedrosselter Produktion Probleme, die fertigen Flieger zu parken.

Der Konzern hatte bereits angekündigt, wegen des 737-MAX-Debakels Sonderkosten in Höhe von 4,9 Milliarden Dollar (4,4 Mrd Euro) nach Steuern im zweiten Quartal zu verbuchen. Schon im ersten Quartal hatte Boeing hohe Belastungen verdauen müssen.

Bislang beläuft sich die Schadensbilanz laut dem Finanzdienst Bloomberg auf 8,3 Milliarden Dollar - und das Ende dürfte noch lange nicht erreicht sein. Jüngst erst hatte die Ratingagentur Fitch vor weiteren Belastungen gewarnt.

Zwei Flugzeugabstürze in Indonesien und Äthiopien, bei denen im Oktober und März insgesamt 346 Menschen starben, haben Boeing in eine schwere Krise gestürzt. Der Hersteller ist mit Klagen und Ermittlungen konfrontiert. Boeing wird verdächtigt, die 737 Max wegen des harten Konkurrenzkampfs überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben.

Der Konzern bestreitet dies zwar, hat aber Pannen eingeräumt. Erste Untersuchungsberichte deuteten auf eine fehlerhafte Steuerungssoftware als Absturzursache hin.

Ob und wann die seit März weltweit mit Startverboten belegten 737-MAX-Maschinen wieder abheben dürfen, ist derzeit unklar. Die US-Fluggesellschaften mit solchen Jets - Southwest, American und United Airlines - hatten zuletzt angekündigt, die Flieger bis Anfang November aus den Flugplänen zu streichen.

Deshalb entfallen täglich Hunderte Flüge, und den Airlines entstehen zusätzliche Kosten. Boeing drohen darum auch hohe Entschädigungszahlungen.

777X fliegt erst 2020

Unterdessen stellt Boeing die frühen 777X-Kunden Emirates, Qatar Airways und Lufthansa auf spätere Auslieferungen ein.

Probleme mit dem Riesentriebwerk GE9X werfen den Erstflugtermin auf "Anfang 2020" zurück, teilte Boeing am Mittwoch mit. Der Konzern will die ersten 777X nun Ende 2020 ausliefern. "Angesichts der Herausforderungen um die Triebwerke besteht allerdings ein erhebliches Risiko in diesem Zeitplan."

Trotz allem bleiben Anleger bislang relativ gelassen. Kurz nach Börsenstart in New York ging es für die Boeing-Aktie um 1,6 Prozent abwärts auf 367,11 Dollar. Damit ist sie zwar immer noch rund 15 Prozent mehr wert als zum Jahreswechsel. Von ihrem Rekordhoch von 446,01 Dollar von Anfang März ist sie angesichts des Desasters um die 737 Max inzwischen jedoch weit entfernt.

Analysten weisen allerdings immer wieder darauf hin, dass Fluggesellschaften kaum an Boeing vorbeikommen, da es nur Airbus als Alternative gibt und beide Hersteller bei der Produktion der Mittelstreckenjets auf Jahre ausgebucht sind.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Boeing | 24.07.2019 14:05

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Beitrag vom 25.07.2019 - 09:09 Uhr
Guten Morgen!

Habe jetzt nochmals nach weiteren Infos gesucht, bin aber nicht wirklich fündig geworden.
Verschiedene Quellen (u.a. Flight Global, Seattle Times) sprechen von Problemen in einem Teil des Kompressors, da wo die Schaufeln und die feststehenden Statorringe (was immer das auch für Teile sind) sitzen, also richtig im Kern des Triebwerks.

Allerdings sind auch diese Nachrichten von Mitte Juni 2019. Mal sehen, ob man uns in den nächsten Tagen mit frischen Informationen versorgt!
Beitrag vom 25.07.2019 - 07:06 Uhr
Noch Anfang Juni hieß es in verschiedenen Medien, dass aufgrund von mechanischen Problemen bei einem Kompressor im Triebwerk der Erstflug sich auf Ende Juli verschieben könnte.

Was ist jetzt der Grund für die weitere Verzögerung auf Anfang 2020? Hat man neue Schwierigkeiten entdeckt, ich konnte auf die Schnelle nix finden?

Wer weiß mehr?

Von Airliners.de: Zu hoher Verschleiß erfordert Redesign eines Kompressors, das wiederum eine Re-Terifizierung des Triebwerks.
Ich versteh nur nicht, warum das erst eine Woche vor dem Erstflug zur Reißleine geführt hat.


Das verstehe ich auch nicht. Die Komponenten werden lange einzeln getestet. Dann wird das ganze Triebwerk lange auf einem Prüfstand getestet und dann wird es monatelang an eine alte 747 gehängt und damit rum geflogen. Ich könnte mir dann immer noch vorstellen, dass dann im Betrieb festgestellt wird, dass eine Komponente nicht 1000 sondern nur 500 Flugstunden durchhält. Deswegen sollte man aber die Flugtests machen können. Im Zweifel hängt man alle 10 Flüge 2 neue Triebwerke an die 777x und tauscht in den anderen beiden den Kompressor.
Beitrag vom 25.07.2019 - 07:01 Uhr
Trotz allem bleiben Anleger bislang relativ gelassen....was bleibt denen auch anderes übrig.


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