Paris Air Show 2019
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Clou mit Chuzpe: IAG stärkt 737 MAX den Rücken

Vueling Airbus A320 mit Sharklets
Vueling Airbus A320 mit Sharklets, © Airbus S.A.S.

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PARIS - IAG will 200 Boeing 737 MAX 8 und 737 MAX 10 erwerben. Ein Teil der Flugzeuge ist für die Flotten der Konzernairlines Vueling und Level vorgesehen - die beide bislang mit Airbus A320 durch Europa fliegen. Nicht nur deswegen ist der Deal der vielleicht größte Airline-Clou der Paris Air Show 2019.

Christian Scherer fühlt sich übergangen: nach Angaben des Airbus-Verkaufschefs hat IAG bislang kein Vergleichsangebot von Airbus für 200 Flugzeuge eingeholt, die Konzernchef Willie Walsh - früher selbst 737-Pilot - bald bei Boeing verbindlich bestellen will.

"Wir möchten gerne um dieses Geschäft mitbieten", sagte Scherer Reportern auf der Paris Air Show. "IAG ist ein sehr guter Kunde, jede ihrer Fluggesellschaften ist ein A320-Betreiber."

Genau dieser Umstand könnte Airbus ein Gegengebot allerdings erschweren. "Wir betrachten den MAX-Auftrag auch als Mittel zur Diversifizierung unserer Flotten, um den Wettbewerb anzukurbeln", sagte Walsh in Paris. Der Konzern will sich in seiner Flottenpolitik offenbar nicht zu sehr von Airbus abhängig machen.

Die 737 MAX ist als Konsequenz zweier Totalverluste mit 346 Opfern seit März gegroundet - die Vorbehalte von Piloten und Passagieren sind groß.

Walsh hat Änderungen an der umstrittenen Trimmautomatik MCAS vor dem Auftrag selbst im Simulator getestet und geht davon aus, dass das Grounding der 737 MAX "in den kommenden Monaten" wieder aufgehoben wird. "Ich würde keinen Moment zögern, morgen mit einer 737 MAX zu fliegen."

Zugleich vermeidet IAG penibel, die 737 MAX "737 MAX" zu nennen - in der offiziellen Pressemitteilung heißen die Flugzeuge 737-8 und 737-10. Auch von der sonst gängigen Illustration - ein Rendering in Farben von Vueling, Level oder gar British Airways - hat IAG bei Bekanntgabe des Deals abgesehen.

Dennoch ist der Auftrag einer europäischen Airline für Boeing eine erhebliche Hilfe beim Neustart - der Konzern muss das ramponierte Image seines Brot-und-Butter-Programms 737 MAX wieder herstellen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Walsh für die 200 Flugzeuge einen ziemlich guten Preis verhandeln konnte.

Leeham: zwei Drittel Nachlass auf Listenpreis

Luftfahrtanalyst Björn Fehrm von den gut vernetzen "Leeham News" vermutet den IAG-Rabatt auf den Listenwert von 24 Milliarden US-Dollar "mindestens" in einer Größenordnung von 65 Prozent.

Walsh dürfte sich laut Fehrm von Boeing zudem eine Art Bestpreiszusage in den finalen Kaufvertrag schreiben lassen: Boeing wird sich verpflichten, die 737 MAX an keine Airline zu besseren Konditionen zu verkaufen als an die IAG - und falls doch, IAG nachträglich den Differenzbetrag zu erstatten.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: British Airways | 21.06.2019 12:13

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Beitrag vom 21.06.2019 - 22:14 Uhr
Airbus dürfte wohl kaum einen Grund sehen die Preise für ihre gefragten Flugzeuge zu drücken oder drücken zu lassen. Die Bücher sind auf Jahre voll, wer jetzt Boeing bestellt weiß nicht was ihn erwartet, da helfen auch niedrige Preise nur bedingt.
Soweit ich mich erinnere, hat sich BA lange gegen Airbus Flugzeuge gesträubt. Die werden wohl kaufen was billiger zu bekommen ist. Airbus hat momentan genügend Verkaufsargumente.
Beitrag vom 21.06.2019 - 21:20 Uhr
Könnte das seitens IAG eine Finte sein um Airbus ebenfalls zu einem niedrigen Preis zu zwingen? Ist -wenn man den Medien Glauben schneken kann- bisher noch kein fixer Kauf sondern nur eine Absichtserklärung.
Nachdem im IAG-Konzern ja doch recht viele A320 fliegen wird sich Airbus doch sicher nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und eine größere Menge Flieger verlustig gehen zu lassen.
Hält das jemand für möglich, oder ist das Boeing Angebot soooo günstig, dass Airbus doch aussteigt...?
Beitrag vom 21.06.2019 - 19:59 Uhr
Das sind ja Methoden wie sie einst beim Autohandel in USA eingeführt wurden und jetzt bei Consumerprodukten auch bei uns üblich sind. Das grenzt ja schon dicht an verramschen und zeigt in welch prekärer Lage Boeing zu sein scheint.


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