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Christian Scherer fühlt sich übergangen: nach Angaben des Airbus-Verkaufschefs hat IAG bislang kein Vergleichsangebot von Airbus für 200 Flugzeuge eingeholt, die Konzernchef Willie Walsh - früher selbst 737-Pilot - bald bei Boeing verbindlich bestellen will.
"Wir möchten gerne um dieses Geschäft mitbieten", sagte Scherer Reportern auf der Paris Air Show. "IAG ist ein sehr guter Kunde, jede ihrer Fluggesellschaften ist ein A320-Betreiber."
Genau dieser Umstand könnte Airbus ein Gegengebot allerdings erschweren. "Wir betrachten den MAX-Auftrag auch als Mittel zur Diversifizierung unserer Flotten, um den Wettbewerb anzukurbeln", sagte Walsh in Paris. Der Konzern will sich in seiner Flottenpolitik offenbar nicht zu sehr von Airbus abhängig machen.
Die 737 MAX ist als Konsequenz zweier Totalverluste mit 346 Opfern seit März gegroundet - die Vorbehalte von Piloten und Passagieren sind groß.
Walsh hat Änderungen an der umstrittenen Trimmautomatik MCAS vor dem Auftrag selbst im Simulator getestet und geht davon aus, dass das Grounding der 737 MAX "in den kommenden Monaten" wieder aufgehoben wird. "Ich würde keinen Moment zögern, morgen mit einer 737 MAX zu fliegen."
Zugleich vermeidet IAG penibel, die 737 MAX "737 MAX" zu nennen - in der offiziellen Pressemitteilung heißen die Flugzeuge 737-8 und 737-10. Auch von der sonst gängigen Illustration - ein Rendering in Farben von Vueling, Level oder gar British Airways - hat IAG bei Bekanntgabe des Deals abgesehen.
Dennoch ist der Auftrag einer europäischen Airline für Boeing eine erhebliche Hilfe beim Neustart - der Konzern muss das ramponierte Image seines Brot-und-Butter-Programms 737 MAX wieder herstellen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Walsh für die 200 Flugzeuge einen ziemlich guten Preis verhandeln konnte.
Leeham: zwei Drittel Nachlass auf Listenpreis
Luftfahrtanalyst Björn Fehrm von den gut vernetzen "Leeham News" vermutet den IAG-Rabatt auf den Listenwert von 24 Milliarden US-Dollar "mindestens" in einer Größenordnung von 65 Prozent.
Walsh dürfte sich laut Fehrm von Boeing zudem eine Art Bestpreiszusage in den finalen Kaufvertrag schreiben lassen: Boeing wird sich verpflichten, die 737 MAX an keine Airline zu besseren Konditionen zu verkaufen als an die IAG - und falls doch, IAG nachträglich den Differenzbetrag zu erstatten.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: British Airways | 21.06.2019 12:13
Kommentare (16) Zur Startseite
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Soweit ich mich erinnere, hat sich BA lange gegen Airbus Flugzeuge gesträubt. Die werden wohl kaufen was billiger zu bekommen ist. Airbus hat momentan genügend Verkaufsargumente.
Nachdem im IAG-Konzern ja doch recht viele A320 fliegen wird sich Airbus doch sicher nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und eine größere Menge Flieger verlustig gehen zu lassen.
Hält das jemand für möglich, oder ist das Boeing Angebot soooo günstig, dass Airbus doch aussteigt...?