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Die grauen Herren und ihre schönen Statistinnen

Die IATA-Führungsriege im Juni 2018
Die IATA-Führungsriege im Juni 2018, © IATA

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SYDNEY - Airline-Chefs aus aller Welt haben sich dieser Tage in Sydney versammelt, um über die Zukunft der Branche zu beraten. Ein Thema sprang förmlich ins Auge: die Abwesenheit von Frauen in Führungspositionen von Fluggesellschaften. Nur natürlich, meint Qatar Airways-Chef Akbar Al-Baker.

Ein Club der grauen Herren - so könnte die IATA-Führungsriege beschrieben werden. Bis auf Christine Ourmières-Widener, Chefin der britischen Flybe, findet sich unter den insgesamt 26 Airline-Chefs keine einzige Frau.

Kein Wunder, zumindest nach der Logik des neuen Vorsitzenden eben dieser IATA-Führungsriege, Qatar Airways-Chef Akbar Al-Baker: "Natürlich muss (die IATA, Red.) von einem Mann geleitet werden, das ist eine sehr herausfordernde Position", sagte er Minuten nach der Übernahme seines neuen Amtes.

Al-Bakers Aussage provozierte die Empörung der anwesenden Journalisten - sie schreibt den Frauen der Branche die Rolle der schönen Statistin für offizielle Anlässe und den Bordservice zu.

Boys Club

Doch im Kern manifestiert sich Al-Bakers Satz in den Strukturen der internationalen Airlinebranche: weltweit nur drei Prozent der Führungspositionen liegen laut IATA in Frauenhand. Der Durchschnitt in anderen Branchen liegt demnach bei zwölf Prozent.

In den USA ist der Frauenanteil in einflussreichen Positionen am höchsten, im Nahen Osten am niedrigsten. Jetblue Airways etwa hat im Mai diesen Jahres Joanna Geraghty zur Präsidentin und Betriebsleiterin ernannt - und damit zur mächtigsten Frau einer großen amerikanischen Airline.

Tammy Romo ist Finanzchefin bei Southwest Airlines, neben ihr gibt es zahlreiche Frauen in stellvertretenden Chefpositionen bei US-Flugkonzernen.

Auch andere Airlines treiben die bessere Verteilung der Verantwortung auf die Geschlechter inzwischen gezielt voran. Vierzig Prozent der Qantas-Führungsriege besteht bereits aus Frauen - darunter die Chefinnen des internationalen Geschäfts und des Vielflieger-Programms.

"Das ist der wirtschaftlich und moralisch richtige Weg", sagte Qantas-Chef Alan Joyce dazu.

Auf den unteren Stufen der Karriereleiter besteht laut der Luftfahrtberaterin Mylene Scholnick ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Ab der mittleren Management-Ebene nimmt der Frauenanteil jedoch stetig ab. "Das ist wirklich ein großes Problem - die mittlere Management-Ebene muss unbedingt wachsen. Es gibt keine Pipeline (nach oben, Red.)."

Die IATA hat das Ungleichgewicht erkannt und bemüht sich nun, ihm entgegenzuwirken. Al-Baker rückte immerhin etwas von seiner Aussage ab. Über 33 Prozent der Qatar Airways-Angestellten sind ihmzufolge Frauen - darunter auch zahlreiche Managerinnen und Pilotinnen.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: IATA, Qatar Airways | 05.06.2018 13:46


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