Führungskrise und Lufthansa-Bericht
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Flugbegleitergewerkschaft UFO im Stresstest

Daniel Flohr, UFO
Daniel Flohr, UFO, © UFO

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FRANKFURT - Die Stimmung zwischen der Flugbegleitergewerkschaft UFO und der Lufthansa ist angespannt - für den Sommer hat die Kabine mit Streik gedroht. Ein Kampf wird jedoch auch an anderer Stelle ausgefochten: Lufthansa wirft UFO-Funktionären vor, zu Unrecht Gehalt bezogen zu haben.

Die Airline hat dazu interne Untersuchungen durchgeführt, die sie nun abgeschlossen hat. "Der Untersuchungsbericht bestätigt, dass UFO-Funktionäre für ihre gewerkschaftlichen Tätigkeiten sowohl Gehälter von Lufthansa als auch von der Gewerkschaft UFO erhalten haben", teilt Lufthansa in einer Presseerklärung mit.

Eine entsprechende Vereinbarung zwischen den betroffenen UFO-Funktionären und Lufthansa hat es laut Konzern nicht gegeben. Die Funktionäre hätten ihr Gehalt weiterbezogen - und zwar ohne einen Antrag auf die Freistellung für Gewerkschaftstätigkeiten zu stellen.

Konkret richten sich die Vorwürfe gegen den Leiter Tarifpolitik Daniel Flohr, den Vorstandsvorsitzenden Nicoley Baublies und das am 20. Mai zurückgetretene Vorstandsmitglied Alexander Behrens.

"Wir saßen mit der Lufthansa in 160 Verhandlungsterminen. Dass
wir für diese Termine freigestellt werden müssen ist seit Jahrzehnten
Praxis und tarifvertraglich festgelegt", sagt Daniel Flohr gegenüber aero.de.

UFO und Lufthansa haben der Airline zufolge vereinbart, dass Funktionäre der Gewerkschaft vom Unternehmen für gewerkschaftliche Aufgaben freigestellt werden können, die Gewerkschaft dafür aber einen Antrag stellen und dem Konzern das Gehalt der Mitarbeiter durch einen funktionsabhängigen Pauschalbetrag erstatten muss.

"Schlampigkeit von beiden Seiten"

Warum haben Flohr, Nicoley Baublies und Alexander Behrens die Freistellung nicht wie andere Verhandlungsführer offiziell beantragt?

"Das ist im besten Sinne Schlampigkeit von beiden Seiten gewesen - für Lufthansa war es einfacher, die Pläne leer zu machen und wir haben uns nicht gekümmert, dass das sauber aufgeschrieben wird", sagt Flohr.

Lufthansa hat die Freistellungen der betreffenden Mitarbeiter nun für den Zeitraum von 2015 bis 2018 in Rechnung gestellt. Für die Rückzahlung der nach Ansicht der Lufthansa zu viel gezahlten Gehälter klagt das Unternehmen gegen Daniel Flohr, Nicoley Baublies und die UFO selbst vor den Arbeitsgerichten in Frankfurt und Darmstadt.

Mit dem dritten Beschuldigten, Alexander Behrens, konnte sich Lufthansa eigenen Angaben zufolge gütlich über die Rückforderung des Gehalts, das für die Zeit gewerkschaftlicher Tätigkeit gezahlt wurde, einigen.

Daniel Flohr kritisiert, dass über die Details dieser Einigung nichts öffentlich bekannt ist – gerade weil Alexander Behrens im Aufsichtsrat der Lufthansa sitzt. Er hält die Klage gegen sich und Nicoley Baublies für ein politisches Manöver.

Zwischen dem Lufthansa-Management und dem Kabinenpersonal schwelt ein Tarifkonflikt, der nach früheren Drohungen der Gewerkschaft im Sommer zu Streiks führen könnte.

Außer Behrens haben auch die UFO-Vorstandsmitglieder Christoph Drescher und Anne Struck am 20. Mai ihren Rücktritt bekanntgegeben. Über Behrens' und Dreschers' Abwahl wollten die Ufo-Mitglieder in einer außerordentlichen Sitzung am 22.Mai abstimmen. Die wurde nun abgesagt.

Dicke Luft im UFO-Vorstand

Der UFO-Vorstand ist ebenfalls tief zerstritten. Nicoley Baublies hat Strafanzeige gegen seinen Vorgänger Alexander Behrens gestellt. Auch Baublies hat inzwischen seinen Rücktritt angeboten.

Im Mai durchsuchte die Staatsanwaltschaft Darmsatdt die Büroräume der Gewerkschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen Funktionäre.

Ob die UFO Baublies und Flohr im Prozess mit der Lufthansa beistehen wird, wollte die Pressestelle auf aero.de-Anfrage am 20. Mai nicht kommentieren. Der Konflikt mit der Lufthansa ist nicht der einzige, den die UFO derzeit auszutragen hat.
© aero.de | Abb.: UFO, aero.de (Montage) | 21.05.2019 10:13

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Beitrag vom 21.05.2019 - 16:19 Uhr
Das ist langsam ein bisschen wie beim Brexit: ich blicke nicht mehr wirklich durch und es wird mir zunehmend egaler...


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