Luftfahrtkrise
Älter als 7 Tage

Lufthansa verhandelt weiter über Stellenabbau

Lufthansa Boeing 747
Lufthansa Boeing 747, © Lufthansa

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FRANKFURT - Auf die verheerenden Folgen der Krise will Lufthansa mit einem Sparpaket reagieren. Da die Pandemie die Geschäfte mit Ausnahme der Fracht fast zum Erliegen gebracht hat, meldet die Airline zu viele Stellen an Bord. Sie sprach von einem rechnerischen Überhang von 22.000 Vollzeitstellen, davon die Hälfte in Deutschland.

Verhandlungen über einen Job-Abbau mit den Gewerkschaften sollten bis diesen Montag Ergebnisse bringen.

Auch die Staatshilfen könnten erneut diskutiert werden. Großaktionär Heinz Hermann Thiele wolle an diesem Montagmorgen mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr zusammenkommen, berichtete die "Bild am Sonntag". Thiele hatte das Rettungspaket und vor allem die geplante Beteiligung des Bundes mit 20 Prozent der Lufthansa-Anteile kritisiert und seine Zustimmung offen gelassen.

Das Bundesfinanzministerium und Lufthansa hatten Berichte über ein Spitzengespräch nicht bestätigt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr betonte aber in einem Mitarbeiterbrief, die Airline stehe "auch an diesem Wochenende und in den nächsten Tagen" weiter im engen Austausch und stetigen Dialog mit der Bundesregierung und den größten Aktionären.

Der Konzern mit 138.000 Beschäftigten rechnet damit, dass die Erholung der Nachfrage im Luftverkehr nur langsam verläuft. Derzeit hebt nur ein kleiner Teil der Lufthansa-Flotte zu Reisezielen ab. Im ersten Quartal brockte die Corona-Krise dem Konzern einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro ein; die Barreserven schwinden schnell.

"Nach unseren aktuellen Annahmen über den Geschäftsverlauf der kommenden drei Jahre haben wir allein bei Lufthansa perspektivisch keine Beschäftigung für jeden siebten Piloten und jeden sechsten Flugbegleiter sowie zahlreiche Mitarbeiter am Boden", sagte jüngst Personalvorstand Michael Niggemann. Lufthansa wolle aber möglichst viele Mitarbeiter halten und betriebsbedingte Kündigungen vermeiden.

Lufhansa-Chef Spohr will den Anteilseignern auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag ein Sparpaket präsentieren. Die Gewerkschaften haben sich schon zu Einschnitten bereit erklärt. Auf dem Aktionärstreffen soll zudem das neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket der Bundesregierung abgesegnet werden. Im Gegenzug für die Staatshilfe muss Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen Frankfurt und München abgeben.

Ob das Rettungspaket auf der Hauptversammlung eine Mehrheit findet, hängt maßgeblich von Lufthansa-Großaktionär Thiele ab, der zuletzt gut 15 Prozent der Anteile hielt. Die Lufthansa fürchtet, dass er das Rettungspaket blockieren könnte - zumal nur wenige Anteilseigner ihr Stimmrecht wahrnehmen wollen.

"Seit heute Nacht wissen wir, dass unsere Aktionäre weniger als 38 Prozent des Kapitals für diese Hauptversammlung angemeldet haben", hieß es in einem Brief von Lufthansa-Chef Spohr an die Mitarbeiter, der der dpa vorlag. Damit sei nun eine Zweidrittelmehrheit nötig, "die nach jüngsten Äußerungen von wichtigen Aktionären insbesondere zu den Konditionen der Kapitalerhöhung nicht sicher erscheint."

Die Lufthansa fürchtet einen ungewissen Ausgang bis hin zu einer Insolvenzlösung. "Für den Fall, dass die Hauptversammlung keine Zustimmung für die Stabilisierungsmaßnahmen des Bundes erteilt, haben wir umfangreiche Vorbereitungen getroffen, unter anderem, um ein Grounding zu verhindern", schrieb Spohr im Mitarbeiterbrief. "Auch würden wir die verbleibende Zeit bis zur Anmeldung einer Insolvenz nutzen, um mit der Bundesregierung Optionen zu besprechen."
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Konstantin von Wedelstedt, Lufthansa | 22.06.2020 07:54


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