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Norwegian sucht Zuflucht beim Staat

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Norwegian Boeing 787-8, © Norwegian, Creative Commons

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OSLO - Norwegen will einen Kollaps von Norwegian notfalls durch eine Beteiligung verhindern. Das ist das Ergebnis eines Krisengipfels von Airlinechef Jacob Schram und Regierungsvertretern in dieser Woche. Ohne eine weitere Finanzspritze droht Norwegian trotz anderer Rettungsmaßnahmen im Winter das Ende.

Norwegen eilt Norwegian in der Krise zur Hilfe. Eine Rettung der Airline sei für die Regierung "von hoher Wichtigkeit", wird ein Sprecher des Verkehrsministeriums von norwegischen Medien zitiert.

Der Staat hat laut Insidern beim Krisentreffen am Montag erstmals Bereitschaft zu einer befristeten Direktbeteiligung - nach dem Vorbild von Lufthansa - signalisiert.

Norwegian hat in der Corona-Krise von der Regierung bereits 285 Millionen Euro als Kreditbürgschaft erhalten. Banken und Leasinggeber haben Forderungen über knapp eine Milliarde Euro gegen Norwegian 2020 in Aktien eingetauscht.

Nach 460 Millionen Euro Verlust im ersten Halbjahr ist Norwegan nun jedoch auf weitere Hilfen angewiesen, um den Winter zu überstehen. Das soll Schram beim Treffen am Montag deutlich gemacht haben.

Die Airline hatte im August bereits versucht, schwedische Fördermittel für Norwegian Air Sweden einzuwerben - die Regierung in Stockholm gab Schram allerdings einen Korb. Stattdessen stellt Schweden SAS einen Milliardenbetrag zur Bewältigung der Luftfahrtkrise zur Verfügung.

Die Norwegian-Flotte - 73 Boeing 787 und 103 Boeing 737 - steht seit Frühjahr die meiste Zeit am Boden. Norwegian bedient aktuell nur einzelne Regionalstrecken. Um Geld zu sparen, ist Norwegian im Sommer aus einem Auftrag über weitere 92 Boeing 737 MAX und fünf 787 ausgestiegen.
© aero.de | Abb.: Norwegian Air, Simon Wright CCBYSA | 02.10.2020 14:05

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Beitrag vom 03.10.2020 - 23:02 Uhr

Am Anfang der Langstrecke wurden ausschließlich Routen aus Bangkok heraus angeboten, daher wurden die Crews hier gebased und hatten entsprechende Arbeitsverträge um den lokalen Gesetzgebungen gerecht zu werden.
2019 waren noch etwa 20 von 1000 Piloten der Langstrecke in Bangkok gebased [...]
Die restlichen 980 [...]
Die Crews der Kurzstrecke haben analog Arbeitsverträge, je nachdem wo Ihre jeweilige Homebase ist und führen entsprechend Sozialabgaben ab.

Es geht auch nicht um die Piloten; da hat man tatsächlich noch nicht viel negatives gehört. Die genießen eigentlich bei allen westlichen Airlines eine gute Bezahlung und passable bis gute Arbeitsbedingungen - um die mußte man sich bis vor der Krise nun wirklich keine Sorgen machen.

Was Angros meint, ist die Art und Weise,wie mit der Kabine umgegangen wird. Bezahlung und Arbeitsbedingungen sollen absolut prekär sein (bzw. gewesen sein, muß man wohl sagen). Und hier hat man tatsächlich immer wieder gehört, daß Mädels aus Südostasien rekrutiert wurden, weil die den Job für noch weniger Geld machen. Wenn Sie bei Norwegian gesarbeitet haben, würde ich mich freuen, zu dem Thema mal Informationen aus erster Hand zu bekommen.

Sehr gerne!
Die Mitarbeiter der Kabine der Kurzstrecke sind analog zu den Piloten in den Ländern ihrer jeweiligen Homebase mit lokalen Arbeitsverträgen angestellt. Die Bedingungen unterscheiden sich sicherlich nach den Ländern liegen aber im oder über dem Branchendurchschnitt. So sind die Arbeitsbedingungen in Norwegen sicherlich besser als in einer sehr "jungen" Base. Das liegt aber im wesentlichen auch daran, dass die Bedingungen in den älteren Bases über Jahre (wie so immer) erkämpft wurden.
Meine Kollegen zufolge lagen die Gehälter/Bedingungen für Einsteiger bei Norwegian über denen von SAS. Sicherlich gibt es aber bei SAS wie bei den meisten Flag Carrier ältere deutlich bessere Verträge.

Beim Start der Langstrecke wurden von Bangkok aus Oslo, Stockholm und Kopenhagen als Destinationen angeboten und so machte es auch nur Sinn die Crews in Bangkok zu basen. Als sich der Fokus der Langstrecke immer mehr auf Routen zwischen Europa und Nordamerika verschob wurden ausschließlich neue Cabin Crews an den jeweiligen Bases in Europa/USA angestellt mit den entsprechenden lokalen Arbeitsverträgen. Die Base in Bangkok blieb bei ihrer Größe und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Kolleginnen und Kollegen ausnahmslos professionell und engagiert waren und außerdem sehr zufrieden mit ihren Verträgen. Ausschließlich Thailändische Locals die vor Ort lebten und überwiegend Universitätsabschlüsse hatten und sich sicherlich nicht unter Wert verkauft haben.
Dass die Gehälter in Thailand geringer waren als zb. in Paris möchte ich nicht bezweifeln, dass die Base in Bangkok aber über die Jahre geschrumpft ist anstatt zu wachsen widerlegt meiner Meinung nach die Annahme dass die niedrigeren Lohnkosten ausgenutzt wurden. Das Base Bidding verlief ausschließlich nach Seniorität und es wurden definitiv keine Mädchen aus Südostasien auf europäische oder amerikanische Bases rekrutiert.
Danke für die sachliche Diskussion.
Beitrag vom 03.10.2020 - 22:41 Uhr
Warum muss der Staat ein Unternehmen stützen, das vor der Krise alles andere als profitabel war und nicht wirklich systemrelevant ist?

Norwegian war bis vor dem Start der Langstrecken in jedem Jahr profitabel. Um die Langstrecke hochzuziehen wurden massive Investitionen getätigt. Leider hat man sich etwas überschätzt, man hätte das ganze langsamer angehen sollen. Was allerdings das größte Problem war, dass von 40 nagelneuen B787 nur 30 Einsatzbereit waren, da die RR Trent 1000 Triebwerke frühzeitig ausgetauscht und in die Wartung mussten bzw massive ETOPS Einschränkungen hatten. Dazu kam das bekannte Problem mit der B737 Max.
Als man dann für 2020 das profitabelste Jahr der Unternehmensgeschichte erwartete kam Corona.
Insofern kann man Norwegian sicherlich vorwerfen sich mit der Langstrecke (durch das zu schnelle Wachstum) übernommen zu haben, allerdings kaum, dass das Business Model nicht funktioniert hat.
Zu Ihrem Punkt mit der Systemrelevanz:
In Norwegen sind Inlandsstrecken durchaus Systemrelevant, da viele Strecken mit der Bahn nicht oder nur sehr langsam erreichbar sind. Dazu kommt, dass Norwegian im Skandinavischen Markt der einzige große Konkurrent zu SAS ist. Seitdem Norwegian zu SAS in Konkurrenz tritt sind die durchschnittlichen Ticketpreise um 2/3 also 67% gesunken. Daher herrscht die Meinung vor, dass eine gewisse Investition an Steuergeldern zwar kurzfristig teuer erscheint aber langfristig auch den Steuerzahlern durch günstigere Ticketpreise zu Gute kommt.

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Beitrag vom 03.10.2020 - 13:48 Uhr
Warum muss der Staat ein Unternehmen stützen, das vor der Krise alles andere als profitabel war und nicht wirklich systemrelevant ist?
Weil es alle gleich machen. Die wissen schon dass das momentan die "beste" Lösung ist. Sobald es wenigstens in anderen Branchen wieder einigermaßen vorwärts geht wird man von staatlicher Seite aus die Luftfahrtbranche ausdünnen auf ein verantwortbares Niveau. In Norwegen, Deutschland und überall sonst.


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