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"Ich arbeite als Purser und zusätzlich als Trainer. Alles ist auf Eis gelegt und ich sitze Zuhause", schreibt eine Leserin aero.de. "Kurzarbeitergeld, Existenzängste, nicht arbeiten können. Das Schlimmste ist, das man nicht weiß, wann das wieder besser wird. Nicht jeder hat genug Rücklagen, um sowas längerfristig ausgleichen zu können."
6.268 Flüge zählte Eurocontrol am 24. März 2020 über Europa, gut 22.000 weniger als an einem vergleichbaren Tag im Jahr zuvor. Der Betrieb am Frankfurter Flughafen läuft mit knapp 70 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich auf einem Minimum. In München sind es laut Eurocontrol 76 Prozent weniger.
In Berlin ist seit dem 25. März zumindest die Diskusion vom Tisch, den Betrieb in Tegel ganz auszusetzen. Kleinere Flughäfen kämpfen hart um einen Rest an Flugbewegung.
"Unser Dienstplan wird jetzt so reduziert, dass wir nur noch fünf Lotsen am Tag sind statt acht und in Einfachbesetzung arbeiten - sprich Tower und Groundlotse in einer Person", schreibt ein Fluglotse aero.de. "Der Rest der Leute wird ausgeplant und macht dieses Jahr bis zu 300 Minusstunden."
#COVID19 - snapshot of a few hours of traffic on Tuesday 26 March 2019 and Tuesday 24 March 2020 – showing the massive drops in traffic all across the @eurocontrol area @Transport_EU @IATA @A4Europe @ECACceac @ACI_Europe @CANSOEurope pic.twitter.com/3YZiKXQ8By
— Eamonn Brennan (@eurocontrolDG) March 25, 2020
Laut Deutscher Flugsicherung müssen die Lotsen die Hälfte der Minusstunden innerhalb der kommenden fünf Jahre nacharbeiten. "Falls ein Flughafen schließt, weiß ich auch nicht, was passiert," schreibt der Lotse. "Die Unsicherheit ist groß."
Airlines, Flughafenbetreiber, Wartungsunternehmen - sie sparen, wo es am schnellsten möglich ist. Davon sind insbesondere Leiharbeiter betroffen und Mitarbeiter, die sich noch in der Probezeit befinden.
"Ich hätte dieses Jahr übernommen werden sollen, nun wurde ich entlassen", schreibt der Mitarbeiter eines Wartungsunternehmens, der über eine Zeitarbeitsfirma angestellt war. "Vor drei Tagen wurden unsere Leiharbeiter entlassen. Das hat sehr viele bedrückt, weil sie sehr lange bei uns waren", schreibt ein anderer aero.de-Leser, ebenfalls aus dem Wartungssegment.
Das Signal der Arbeitgeber: die Mitarbeiter sollen sich nur zur Überbrückung einen anderen Job suchen, sobald wie möglich würden sie wieder eingestellt. Wann das soweit sein wird, kann derzeit jedoch niemand sagen. Und: auch andere Jobs sind in der gegenwärtigen Situation rar.
Piloten, die keinen direkten Arbeitsvertrag bei einer Airline haben, stehen derzeit vor der Null. "Kein Fliegen, kein Geld," schreibt einer von ihnen aero.de. Er ist nicht in Deutschland stationiert. "Leider eine sehr schwierige und unangenehme Zeit." Er werde versuchen, in der Frachtfliegerei Fuß zu fassen, zunächst habe er Sozialhilfe beantragt.
"Die ganze Flotte steht und wir sind bis auf weiteres in unbezahltem Urlaub," schreibt eine Pilotin aero.de, die ebenfalls nicht in Deutschland stationiert ist. "Finanziell natürlich der absolute Horror. Dazu die Ungewissheit, ob es meine Airline nach der ganzen Krise noch gibt. Nach der Germania-Pleite hatten viele von uns gerade erst wieder zurück ins Arbeitsleben gefunden."
#COVID19 Airport update for 22 March. Major airports now all below 60% of traffic on equivalent day in 2019: Madrid down 80%, Munich -76% Barcelona -89% (Istanbul (new Airport compared to Ataturk last year) -70% @ACI_EUROPE @Transport_EU pic.twitter.com/au9ejZW1pz
— Eamonn Brennan (@eurocontrolDG) March 23, 2020
Für die Lufthansa-Piloten versucht die Pilotengewerkschaft VC Cockpit, Zuschläge zum geplanten Kurzarbeitergeld auszuhandeln. Auch Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa in München bekommt nach aero.de-Informationen eine Aufstockung zum Kurzarbeitergeld auf bis zu 90 Prozent des Nettogehaltes.
"Wir haben Kurzarbeit 0, also nichts zu tun außer der Notfallcrew," schreibt ein Ramp-Controller aero.de. "67 Prozent Gehalt für einen Familienvater mit drei Kindern, das wird eine sehr harte Zeit."
Flughafenmitarbeiter haben in den vergangenen Tagen dabei zugesehen, wie ihre Arbeit immer weniger wurde. "Es ist erschreckend, über das Vorfeld zu fahren und all die geparkten Flugzeuge zu sehen", schreibt ein Ramp-Agent.
Hubwagenfahrer, Flächenservice, Sicherheitspersonal – sie alle befinden sich großenteils im Standbymodus: in Kurzarbeit oder sind angehalten, Überstunden abzubauen, bezahlten oder unbezahlten Urlaub zu nehmen. Wer schon im Normalbetrieb am unteren Ende der Lohnskala arbeitet, hat nun besonders zu kämpfen.
Ausbildung liegt auf Eis
Die Covid-19-Krise wirkt sich auch bereichsübergreifend auf den Ausbildungs- und Trainingsbetrieb aus. "Bis zur Allgemeinverfügung (von Ausgangsbeschränkungen, Red.) hatten wir die Hoffnung, dass wir nach einer zweiwöchigen Zwangspause wieder fliegen dürften," schreibt ein Flugschüler aero.de. "Jetzt sind wir bis zum 19. April gegroundet. Das Hourbuilding in den USA ist ebenfalls ungewiss."
"Heute wurden nun wir, die Azubis, auf unbestimmte Zeit ins "Homeoffice" geschickt," schreibt ein Auszubildender eines Wartungsunternehmens. "Die Ausbildung soll erstmal wie gewohnt weiterlaufen – was wir momentan nicht denken, weil wir kaum Informationen bekommen."
Die Flugbegleiterschulung eines anderen Lesers wurde nach zwei Wochen unterbrochen. "Niemand weiß so recht, wie es weiter geht. Für mich ist es jetzt eine Zeit der Ungewissheit."
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© aero.de | Abb.: aero.de (boa) | 27.03.2020 07:48
Kommentare (3) Zur Startseite
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So, süße Sebi-Trollin, jetzt einfach mal den Arroganz-Mode abschalten und woanders klugscheißen. Wenn Sie glauben, China hätte das Ganze überstanden, sind Sie offenkundig schon zu lange im Land und mit dem dortigen Propaganda-Virus befallen.
Aber das ist halt Europa - warten bis es zu spät ist...
Aber das ist halt China - wochenlang alles vertuschen, währenddessen das Virus über die ganze Welt verteilen und am Ende die Schuld bei anderen suchen ...
Aber das ist halt Europa - warten bis es zu spät ist...
Wie zynisch ist das denn???
Dieser Beitrag wurde am 27.03.2020 08:04 Uhr bearbeitet.