Desaströse Bilanz
Älter als 7 Tage

Verluste von Air Berlin laufen aus dem Ruder

airberlin Schriftzug
airberlin Schriftzug, © Ingo Lang

Verwandte Themen

BERLIN - Schlimmer geht immer. Air Berlin rauscht noch tiefer in die roten Zahlen. Das ohnehin angeschlagene Unternehmen meldete am Freitag einen toxischen Fehlbetrag von 781,9 Millionen Euro unter der Bilanz 2016. Jetzt ist vom neuen Chef Thomas Winkelmann Kreativität gefragt.

Schon im Vorjahr waren 446,6 Millionen Euro Minus bei Air Berlin aufgelaufen. Zu dem höheren Verlust trugen einmalige Wertminderungen und Restrukturierungskosten von 335 Millionen Euro bei, wie es hieß. Der Umsatz sank von 4,08 Milliarden Euro auf 3,79 Milliarden Euro.

Im operativen Geschäft setzte Air Berlin 2016 667,1 Millionen Euro zu. Air Berlin schreibt mit einer Ausnahme seit 2008 rote Zahlen. Die Airline befindet sich in einem tiefgreifenden Umbau.

Auch 2017 begann mit roten Zahlen. Von Januar bis März stand unterm Strich ein Minus von 293,3 (Vorjahr: -182,3) Millionen Euro.

Seit Anfang 2016 hat Air Berlin mehr als eine Milliarde Euro vernichtet. Doch das Unternehmen betont, dass Air Berlin mit 220 Millionen Euro Kassenbestand in der Lage sei, die Restrukturierung fortzusetzen.

"Es ist normal, dass man bei einem Umbau dieser Größenordnung erst durch ein Tal schreitet, bevor die Verbesserungen spürbar werden", sagte Finanzchef Dimitri Courtelis. Vor dem zweiten Halbjahr werde sich die geschäftliche Performance nicht verbessern.

Air Berlin ist seit Jahren massiv überschuldet. Das Eigenkapital - eigentlich eine Reserve für schlechte Zeiten - ist schon lange aufgezehrt und liegt aktuell 1,78 Milliarden Euro unter Null.

"Neue Möglichkeiten"

"Die unscharfe Marktposition, das stark saisonabhängige Streckennetz sowie die hohen operativen Kosten der alten Air Berlin haben zu diesen hochgradig unbefriedigenden Finanzergebnissen geführt", sagte Winkelmann. "Im Herbst 2016 wurde die strategische Kehrtwende der Airline eingeleitet, ein wichtiger Schritt zum Umbau."

Er sei angetreten, "um aus dem defizitären Hybrid-Carrier eine fokussierte, kosteneffiziente Netzwerk-Airline zu gestalten. Das heißt auch, über die bestehende Strategie hinaus neue Möglichkeiten auszuloten", sagte Winkelmann. "Wir sind offen für neue Partnerschaften und neue Kooperationen." Winkelmann kam im Februar von Lufthansa zu Air Berlin.

Etihad stärkte Winkelmann den Rücken und sicherte weitere Unterstützung zu. "Die Finanzergebnisse zeigen, dass substantielle Arbeit geleistet werden muss, aber ich glaube daran, dass die im September 2016 vorgestellte Strategie die richtige ist, und mit Thomas Winkelmann haben wir den richtigen Mann an der Spitze, um die nötigen Veränderungen voranzutreiben", teilte Etihad-Chef James Hogan mit.

Air Berlin hat 38 Mittelstreckenjets samt Personal an den Lufthansa-Konzern vermietet. Das Touristikgeschäft soll auf Basis der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki in einem Bündnis mit Etihad und dem Ferienflieger Tuifly aufgehen. Immer wieder gibt es Spekulationen über eine weitergehende Kooperation mit der Lufthansa.

Merkel und Spohr in Abu Dhabi

Lufthansa-Chef Carsten Spohr reist als Teil einer Wirtschaftsdelegation mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Nahen Osten. Es wird erwartet, dass Spohr und Merkel am Montag in Abu Dhabi die weiteren Perspektiven für Air Berlin erörtern werden.

Lufthansa sei einer Übernahme des Aktienpakets von Etihad nicht abgeneigt, meldet das Nachrichtenmagazin "Focus". Der Kranich-Konzern verweist jedoch auf kartellrechtliche Hürden sowie den enormen Schuldenberg. Für die andere Etihad-Beteiligung Alitalia, die gerade in Richtung Insolvenz schlittert, will Lufthansa nicht in die Bresche springen.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Ingo Lang | 28.04.2017 10:59

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 30.04.2017 - 04:23 Uhr
Das führt wieder zur alten Diskussion:

Wie verdammt schaffen es LCC, allen voran FR, vergleichbare Leistung mit so verdammt niedrigen kosten anzubieten?

 https://leehamnews-5389.kxcdn.com/wp-content/uploads/2017/02/Costs.png
aus
 https://leehamnews.com/2017/03/29/wizz-air-lcc-central-eastern-europe/

Mit einer um 314% größeren Kostenbasis als FR ist wettbewerb halt schwer.

Klar ist das verzerrt, um die wesentlich größeren Aufwand für Long haul und netzwerk, aber trotzdem ist der unterschied eklatant und ein gravierender Faktor.
Zumal AB eben nicht an LHs Erlösniveau ran kommt.

Es war ja auch immer der Vorwurf den die LH an EW gerichtet hatte- auf AB Kostenbasis zu stellen reicht nicht gegen die anderen LCC aus.
Die Grafik zeigt es in deutlich weshalb nicht.

Das Minus war zum teil wohl auch erneute Abschreibungen.
Die Frage ist jedoch, sieht jemand eine Zukunftsperspektive für AB?

Etihad sperrt AZ zu, damit gestehen sie sich doch ein das ihre Europa Strategie gescheitert ist. Weshalb sollte man dann bei der AB weiter machen, die genau das selbe produziert (fortlaufende Verluste)?
Operativ wird AB nicht mehr Profitabel, und eigentlich hiess es doch das Charter Geschäft war der Profitabelste Geschäftszweig, der geht an die Tui.

Langstrecke befreit ja nicht vom Zubringer Kurz& Mittelstrecke, wo AB seit Jahren gegen die LCC kein Land sieht.

LH könnte AB in die EW integrieren, aber das wird kartellrechtlich Problematisch, damit hat man nurnoch eine dt. Airline.

Ausserdem muss man aufpassen was FR und Easyjet in Italien nach Alitalia anstellen, da wetzen die LCC doch schon die Messer, das kann schnell auch AIr Dolomiti und die LH Drehkreuze PAXe kosten.

Sonst sehe ich keine Option für AB, und das man eine Netzwerk Airline als Brücke zwischen Abu Dabi und den USA mit Zubringerverkehr über DUS und BER profitabel kriegt, wage ich zu bezweifeln.
Beitrag vom 29.04.2017 - 15:38 Uhr
ja schon, aber wenn man sich z.B.  http://ir.airberlin.com/dms/investor-relations/DE/Termine-Veranstaltungen/Finanzkalender/Q3-2016/Quartalsmitteilung_Q3_Final/Quartalsmitteilung_Q3_Final.pdf anschaut:

Ladefaktor ca 85%, Gesamtkosten pro ASK von 7,67 auf 7,62 gesenkt.
Personalaufwand liegt sogar nur bei 15,75% (193000 von 1,23 Mio).
größtes Problem: Finanzaufwendungen für Schulden
1/16 bis 9/16 80,594 Mio €.

Eigentlich würde es Air Berlin gar nicht so schlecht gehen,

Das ist Unsinn, die Antwort haben Sie in Ihrem Hinweis übersehen. Steht nur eine Zeile darüber... Umsatz 7,01ct/ASK, gefallen von 7,31. Das sind nur die operativen Daten, die Finanznebengeräusche sind da nicht drin.
Wie gesagt, für das was sie einnehmen, sind ihre Kosten zu hoch. Wo und welche auch immer. Daher geht es AB schlecht, sehr schlecht.

die einzigen die an der Airline verdienen sind aber die Geldgeber und Flugzeug-Leasing-Firmen, d.h. Etihad subventioniert mehr oder weniger die europäischen Banken für die Finanzierung.

Beitrag vom 29.04.2017 - 14:47 Uhr
Eigentlich würde es Air Berlin gar nicht so schlecht gehen, die einzigen die an der Airline verdienen sind aber die Geldgeber und Flugzeug-Leasing-Firmen, d.h. Etihad subventioniert mehr oder weniger die europäischen Banken für die Finanzierung.

Also dieser Satz ist doch echt Quatsch.
Genau so könnten Sie sagen, dass die Mitarbeiter, die ja regelmäßig ihr Gehalt bekommen, oder die Flughäfen, die ihre Entgelte erhalten, von Etihad 'subventioniert' werden. Die Banken haben eine Leistung erbracht, genau wie die Mitarbeiter und Zulieferer. Und die müssen für diese Leistung bezahlt werden.
Subventionen sind ja wohl etwas anderes.

Dieser Beitrag wurde am 29.04.2017 14:52 Uhr bearbeitet.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden