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Warum Lufthansa mit Ocean klein anfängt

Eurowings Airbus A330-200
Eurowings Airbus A330-200, © Eurowings

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FRANKFURT - Drei Airbus A330, vorerst nur Frankfurt: Lufthansa steckt das Feld für die neue Ferienflugairline Ocean auffällig eng ab. Die Piloten hegen Vorbehalte gegen die Plattform - und auch im Management ist längst nicht jeder davon überzeugt, dass Ocean auf Dauer wirklich eine gute Idee ist.

Für die Passagiere bleibt vieles beim Alten: Ocean wird 2021 nicht als eigene Airline innerhalb des Lufthansa-Verbunds auftreten, sondern unter der Marke Eurowings Langstrecken ab dem Frankfurter Drehkreuz fliegen.

"Aktuell ist geplant, den Flugbetrieb der Ocean GmbH ab Sommer 2021 sukzessive aufzunehmen", bestätigte eine Lufthansa-Sprecherin aero.de. Derzeit sucht Ocean Flugpersonal für drei Airbus A330 - rund 300 Mitarbeiter für Cockpit und Kabine.

Ob Ocean "auch von weiteren Hubs" fliegen und Kurzstrecken anbieten wird, lässt man in Frankfurt vorerst noch offen.

Lufthansa erklärt die Vorsicht beim Vorstoß auf die touristische Langstrecke mit einer "schwer absehbaren" Bedarfsplanung in der Pandemie. Dabei ist Ocean ein Eckpfeiler in der Post-Krisen-Strategie, mit der Carsten Spohr dem Kranich-Konzern 2021 wieder Aufwind verschaffen möchte.

Weil sich die Nachfrage nach Geschäftsreisen deutlich langsamer vom Corona-Schock erholen dürfte, treibt der Konzern Selbstzahlerangebote voran. Die Einnahmen sollen Lufthansa 2021 - zumindest in reisestarken Quartalen - operativ profitabel machen. Für den kommenden Winter hofft Chef-Lufthanseat Spohr hingegen nur noch, den Mittelabfluss auf 400 Millionen Euro pro Monat einzudämmen.

Mit drei A330 ist Ocean zum Start wesentlich enger gefasst als bisherige Anläufe bei Lufthansa, über die Tochterfirmen Cityline und Eurowings eine gewinnbringende touristische Langstrecke aufzuziehen. Das hat mehrere Gründe.

Ein untarifierter Ferienflieger am Hub ist für die Piloten ein rotes Tuch. Die Vereinigung Cockpit macht aus ihrer Abneigung gegen Ocean keinen Hehl. "Wir gehen von jahrelangen Anlaufverlusten aus", sagte Cockpit-Präsident Markus Wahl. Ocean ist in den Gesprächen zwischen Konzern und Gewerkschaft über Sparbeiträge der Piloten ein Reizthema.

1.400 Euro brutto für Flugbegleiter

Denn Lufthansa kalkuliert Ocean mit spitzem Stift. Für Flugbegleiter setzt Ocean etwa ein Basisgehalt von 2.000 Euro pro Monat bei 75 Blockstunden fest.

"Es werden allerdings bis auf weiteres nur 70-Prozent-Teilzeiten angeboten", sagte Harry Jaeger, Referent Tarifpolitik der Flugbegleitergewerkschaft UFO, aero.de. "Das heißt, die Bruttovergütung beträgt 1.400 Euro im Monat." Durch eine "Bordverkaufsprovision in unbekannter Höhe" sollen Flugbegleiter ihr Gehalt etwas aufbessern können.

Doch Lufthansa hat nicht nur gegenüber den Mitarbeitern in Sachen Ocean noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Nach "Handelsblatt"-Informationen wird auch im Führungszirkel darüber gestritten, ob Lufthansa - mit dem Bund als Aktionär und Aufseher im Rücken - den ebenfalls staatlich gestützten Ferienfliegern Condor und Tuifly Marktanteile streitig machen sollte.

"Die Frankfurter Langstrecke einer Condor hängt am Tropf der Lufthansa-Zubringer", sagte ein Insider aero.de. "Da sind Interessenkonflikte vorprogrammiert." Condor hat von der Staatsbank KfW 550 Millionen Euro Kredit erhalten. Die Airline will in wenigen Wochen ein Schutzschirmverfahren abschließen und 2021 in Eigenregie neu anfangen.

Auch das hat man bei Cockpit im Blick. "Die Frage stellt sich schon, ob die Lufthansa mitten in der größten Krise seit dem 11. September so viel Geld in die Hand nehmen muss, um den ohnehin schon angeschlagenen Carriern Condor und Tui Konkurrenz im Touristikgeschäft zu machen", sagte Wahl.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 22.09.2020 10:11

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Beitrag vom 23.09.2020 - 13:12 Uhr
Tja, der Artikel listet genau die Punkte auf, bei denen mir @gordon @contrail
so wehement wiedersprochen haben.
Nein, dass müssten Sie nochmal lesen. Ich habe geschrieben, dass man in ein wachsendes Segment investieren will, da das Wachstum im Premiumverkehr nicht da ist. Auch habe ich geschrieben, dass es kein Segment gibt, bei dem es keinen brstehenden Wettbwerb gibt. Wenn man in einem Segment wachsen möchte, wird man immer Konkurenz haben. Kurz, es geht nicht darum die Condor platt zu machen, sondern Märkte zu erschliessen um Geld zu verdienen da man dort wachsen kann. Wenn man da rein will, wird man dem bestand immer auf die Füße treten müssen. Da sehe ich einen Unterschied, aber sei es drum.
Man greift die Condor an.

Man mischt wieder A320 fam. und A330 - wenn das stimmt, startet aber erstmal mit A330.
Wo ist dann der Unterschied zur bisherigen EW?
Man agiert in einem Markt, in dem die Condor im besten Jahr mit uraltem, günstigen Gerät gerade mal 4% erwirtschaftet hat.
Das haben Sie immer noch nicht verstanden, macht aber nix.
Gesamt gesehen weiss ich nicht was besser sein soll dieses Mal, ich weiss aber auch keine Alternative was die LH mit den EW A330 sonst machen soll.
Denn dann wären die Flieger und Arbeitsplätze weg.
Eben.
Das Herr Wahl natürlich einem untarifierten Personal kritisch gegenübersteht liegt in der Natur der Sache. Leider hat er auch keinen Plan, wie es dann später weitergehen soll. Ein weiterso kann es nicht geben, aber sich gegen Kürzungen zu sperren auch nicht. Dann geht das Geschäft einfach woanders hin.

Das es immer ein Risiko ist, in ein Geschäftsfeld und Markt zu investieren ist klar. Stillstand absichern wird nicht reichen.

Also alles nix Neues.

Dieser Beitrag wurde am 23.09.2020 13:14 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.09.2020 - 03:06 Uhr
Tja, der Artikel listet genau die Punkte auf, bei denen mir @gordon @contrail
so wehement wiedersprochen haben.

Man greift die Condor an.

Man mischt wieder A320 fam. und A330 - wenn das stimmt, startet aber erstmal mit A330.
Wo ist dann der Unterschied zur bisherigen EW?

Man agiert in einem Markt, in dem die Condor im besten Jahr mit uraltem, günstigen Gerät gerade mal 4% erwirtschaftet hat.

Gesamt gesehen weiss ich nicht was besser sein soll dieses Mal, ich weiss aber auch keine Alternative was die LH mit den EW A330 sonst machen soll.
Denn dann wären die Flieger und Arbeitsplätze weg.
Beitrag vom 22.09.2020 - 19:48 Uhr
1400 brutto dürften netto unter dem Sozialhilfelevel für Singles liegen: 430 Grundbedarf, 450 Miete, 170 Nebenkosten, 250 Krankenkasse, zusammen also 1300 (alles ca-Werte in Euro).


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