Bei der seit Monaten andauernden Auseinandersetzung geht es vordergründig unter anderem um die Übergangsrenten von 5.400 Piloten. Doch hinter den Kulissen schwelt ein Streit um den künftigen Kurs des Luftverkehrskonzerns, dem sein Chef Carsten Spohr eine starke Billigsparte hinzufügen will. Ein entsprechendes Konzept soll am Mittwoch im Aufsichtsrat beschlossen werden.
Die Piloten streiken in der mittlerweile neunten Runde. Vor allem an den Drehkreuzen München und Frankfurt fielen am Montag zunächst viele Zubringerflüge aus. Die Lufthansa hatte einen Ersatzflugplan in Kraft gesetzt. Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings sowie der Konzerngesellschaften Swiss, AUA und Brussels Airlines sind von dem Streik nicht betroffen.
Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und der Fluglinie waren in der Nacht zum Samstag erneut gescheitert. Derzeit gehen die Piloten im Durchschnitt mit knapp 59 Jahren in den allein von der Firma bezahlten Vorruhestand.
Lufthansa will diesen Schnitt für Bestandspiloten schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die VC stört sich vor allem daran, dass für neu eingestellte Piloten bislang keinerlei finanzielle Unterstützung zum Vorruhestand vorgesehen ist.
Strittig sind zudem die Gehälter der Piloten und die künftige Billig-Strategie des neuen Konzernchefs, die aber nicht Gegenstand der Tarifverhandlungen ist. Das Konzept soll unter dem Titel "Wings" am Mittwoch vom Aufsichtsrat des Dax-Konzerns beschlossen werden. Spohr verteidigt es als Quelle dringend benötigter Erlöse - er musste in diesem Jahr bereits zweimal die Gewinnziele für Lufthansa nach unten korrigieren.
Insbesondere der günstig bereederten Plattform Eurowings denkt Spohr eine stärkere Rolle im Europaverkehr zu. Sie soll, zum offenkundigen Missfallen der Piloten, ab nächstem Frühjahr erstmals auch mit Airbus A320 Gerät Strecken für Germanwings fliegen. Das Thema werde "bei einem der nächsten Termine zur Sprache kommen", sagte Handwerg aero.de im November.
Cockpit: Lufthansa zerschlägt Tarifstrukturen
Die Gewerkschaft Cockpit kritisierte unterdessen (VC) hat die Verhandlungsführung der Lufthansa im Tarifstreit. "Piloten sollen eingeschüchtert werden und Angst haben. Nach dem Motto: Sie bekommen das, was wir ihnen zugestehen, und nicht mehr", sagte Gewerkschafts-Vorstand Jörg Handwerg dem "Tagesspiegel" (Dienstag).
Auch die Piloten wollten "ihren Beitrag zur gedeihlichen Entwicklung der Lufthansa leisten", fügte Handwerg hinzu. Das gehe aber nicht, wenn der Vorstand gegen das Personal agiere und "Tarifstrukturen zerschlagen will".
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 02.12.2014 08:25
Kommentare (11) Zur Startseite
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Gute Punkte. U2 und FR fliegen seit Jahren profitabel. Der Sprung zum dezentralen 4U Produkt war mehr als überfällig.
Hier ein interessantes Statement der VC via tagesschau.de (01.12.) ->
http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio-7927.html (ab 00:01:15)
Das, liebe VC, ist wirklich schlechte PR: Ein Pilot, der eigentlich nicht mehr kann, aber mit 55 ins Cockpit steigen muss, weil er seine Rechnungen bezahlen muss...
Danke für dieses Theater!
Wo kommen eigentlich die Milliardengewinne her?
Auch ja, die reichen ja nicht...
Sagt wer....?
Es kann ja jeder glauben, was er will.