Flugtaxis bald Alltag?
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NRW hofft auf Impulse aus der Luftfahrt

Lilium Jet
Lilium Jet, © Lilium

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DÜSSELDORF - Ob Flugtaxi, Drohne oder Elektromotoren an Bord: die Luftfahrtbranche der Zukunft könnte anders aussehen als heute. NRW sieht sich in diesem Wirtschaftsbereich gut aufgestellt. Ein neues Internetportal soll die Kommunikation verschiedener Akteure an einen Tisch bringen.

Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart rechnet damit, dass sich Flugtaxis schon in wenigen Jahren am Markt etabliert haben werden. "Ich denke, dass wir in fünf Jahren, also Mitte der 20er Jahre, die Geräte auch wirklich im Einsatz sehen und [...] im Alltag erleben", sagte der Freidemokrat am Montag in Düsseldorf.

Als Beispielprojekt bezog er sich dabei auf den Flugplatz Aachen-Meinerzhagen, wo das elektrohybride Kleinflugzeug "Silent Air Taxi" derzeit erprobt wird und 2024 in Betrieb genommen werden soll. Es wurde von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) und der Fachhochschule Aachen entwickelt.

Die Äußerungen von Pinkwart machen deutlich, dass die Landesregierung von einem raschen Erfolg der Flugtaxis ausgeht. "Sie werden uns unheimliche Vorteile bringen", schwärmte Pinkwart. Heute habe man das Problem, dass man an gewissen Standorten um einen ICE-Anschluss im Zwei-Stunden-Takt kämpfe. "Aber wenn Sie solche Fluggeräte haben - also Flugtaxis -, dann sind sie für die Wissenschaft und für Geschäftsleute aus der ganzen Welt sofort gut erreichbar."

Das Thema Flugtaxi war ein Beispiel, um die Bedeutung der Luft- und Raumfahrt für NRW zu unterstreichen. Pinkwart stellte am Montag die neue Webseite aerospace.nrw vor, die zunächst drei Jahre laufen soll und vom Land eine Anschubfinanzierung von 1,5 Millionen Euro bekommt.

Firmen aus NRW, die mit Bauteilen, Software oder Dienstleistungen ihr Geld in der Luft- und Raumfahrt verdienen, sollen sich mit einem neuen Portal besser vernetzen. Insgesamt geht es um 530 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Branche in NRW, die dank der Informations- und Vermittlungsplattform künftig leichter miteinander in Kontakt kommen sollen. Mehrere Zehntausend Menschen sind in den beiden Bereichen in dem Bundesland tätig.

Ein Beispiel ist das Unternehmen Otto Fuchs aus Meinerzhagen, das Brennkammern für die europäische Trägerrakete Ariane hergestellt hat. "Die Luft- und Raumfahrt ist ein innovativer Technologietreiber und damit eine extrem wichtige Schlüsselindustrie", sagte Firmenchef Hinrich Mählmann. NRW sei ein wichtiger Standort.

"Wir haben hier zwar keinen Airbus-, Rolls Royce- oder MTU-Standort so wie andere Bundesländer, aber dafür eine große Anzahl von innovativen Zulieferfirmen", sagte das Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Innovationen aus diesem Bereich kämen auch in der Automobil- und Bahnbranche sowie in der Gebäudetechnik zum Einsatz.

Weitere Beispiele aus der Branche in NRW sind Inform, ein Unternehmen für Flughafenlogistik-Software aus Aachen, sowie Heggemann aus Büren, ein Zulieferer für metallische Werkstoffe. Die Frechener Virtual-Reality-Firma VROWL ist auch in der Luftfahrtbranche tätig.

Ein wichtiges Thema in der Branche sind leichte Bauteile, mit denen das Gewicht von Flugzeugen reduziert und der Spritverbrauch gesenkt werden soll - dies auch im Sinne des Klimaschutzes. Auch an Elektromotoren und Brennstoffzellen für den Luftverkehr wird gearbeitet, nach Einschätzung von Pinkwart und Branchenvertretern wird es bei Passagiermaschinen aber noch lange Zeit ohne Strahltriebswerken nicht gehen. Daher tüfteln Forscher auch aus Nordrhein-Westfalen an dem Einsatz von sogenannten synthetischen Kraftstoffen, die klimaschonender sind als Kerosin.

Kai-Uwe Schröder, Institutsleiter für Strukturmechanik und Leichtbau an der RWTH Aachen, betonte den Wandel in der Branche und wies darauf hin, dass die stärkste Belastungsprobe für ein Flugzeug der "Landestoß" ist. Da der Tank nach einem Flug planmäßig relativ leer ist, ist auch die Maschine leichter. Setzt man langfristig hingegen auf Batterien samt Elektromotor, muss das Flugzeug bei der Landung mehr Gewicht auffangen.

Dementsprechend müsse man die Struktur des Flugzeugs "stärker ausbilden", sagte Schröder. "Das kriegen sie nur hin, wenn Sie extremen Leichtbau betreiben - sonst würde der Flieger viel schwerer, und die Vorteile [...] geben sie wieder auf."
© dpa-AFX | Abb.: Lilium | 12.04.2021 16:29

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Beitrag vom 14.04.2021 - 00:56 Uhr
Der im Artikel genannte Verkehrslandeplatz heißt "Aachen-Merzbrück", nicht "Aachen-Meinerzhagen".

Ungeachtet dessen gibt es auch in Meinerzhagen einen Flugplatz. Dieser liegt allerdings gut 100 km von Aachen-Merzbrück entfernt.


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