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Arbeitnehmerrechte in der Krise

Airbus A220 Cockpit
Airbus A220 Cockpit, © Airbus

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BRÜSSEL - Die EU-Kommission wird nicht müde, einen gerechten Wiederaufbau zu beschwören: grün soll er sein und sozial, nachhaltig und langfristig gewinnbringend für alle. Die Krisenstrategien einiger europäischer Airlines deuten in eine andere Richtung. Die Europäische Pilotengewerkschaft (ECA) schlägt Alarm.

"Die eben erst gegründete Southeast Airlines sticht bereits hervor und qualifiziert sich für die "Hall of Shame", noch bevor sie im Juni den Betrieb aufnimmt", schreibt der Pilotenverband auf seiner Homepage.

Unter dem Titel "Hall of Shame" sammelt er dort Beispiele dafür, wie einige Airlinemanager auf Kosten der Arbeitnehmer versuchen, ihren Konzern aus der Krise zu manövrieren und langfristig die Kosten zu drücken. Oder wie findige Geschäftemacher die Schwäche der Konkurrenz und den überfluteten Arbeitsmarkt nutzen wollen, um Profit zu machen.

"Southeast Airlines bietet Flugpersonal Verträge in freier Mitarbeit an und kassiert 35.000 Euro für das Training auf der Linie oder 30.000 Euro für ein A320 Type Rating", heißt es weiter in dem Beitrag zu dem slowenischen Markteinsteiger. Die neu formierte Fluggesellschaft ist in Slowenien beheimatet.

Auch die isländische Bluebird bekommt einen eigenen Eintrag dafür, dass sie Ende Dezember 2020 allen festangestellten Piloten gekündigt hat und stattdessen laut ECA 44 Piloten auf freiberuflicher Basis beschäftigen möchte.

Atlantic Airways, Cityjet, Nordica, Wizz Air - über zwanzig Negativbeispiele für den Umgang mit Flugpersonal in der Krise hat die ECA bereits in ihrer "Hall of Shame" versammelt. In vielen Fällen geht es um unvermittelte Kündigungen und die Wiedereinstellung zu schlechteren Bedingungen - in allen Fällen um die prekäre Kommunikation zwischen Management und Mitarbeitern.

Strategien, die vor der Krise insbesondere von dafür bereits bekannten Billigfliegern wie Ryanair angewandt wurden, bieten sich im Zuge des historischen Nachfrageeinbruchs offenbar auch anderen Airline-Managern an.

Deren Verhandlungsposition hat sich binnen eines Jahres extrem gewandelt: Waren Piloten noch Anfang 2020 heißbegehrte Fachkräfte, gibt es sie nun auf dem Abreitsmarkt im Überfluss. Einige von ihnen sind zu weitreichenden Kompromissen bereit, um weiterhin fliegen zu können und ihre Lizenz nicht zu verlieren.

In ihrer "Hall of Shame" sammelt die ECA Beispiele dafür, wie Airline-Manager die Krise auf Kosten der Mitarbeiter lösen wollen, © @eu_cockpit


Ihre Bereitschaft, einen Beitrag zur Krisenbewältigung zu leisten, betonte hierzulande auch die Vereinigung Cockpit wiederholt, die Piloten verschiedener Airlines vertritt.

Die Arbeitgeberseite lässt diesen Willen im Hinblick auf die Mitarbeiter nach Ansicht der Gewerkschafter jedoch in einigen Fällen missen. "Die LH Cargo ist in der Krise der Fels in der Brandung für den Konzern. Zum Dank soll die Mannschaft verkleinert werden und die tarifvertraglose Schwester Aerologic soll wachsen", sagte im Februar etwa der Vorsitzende Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit, Marcel Gröls. "Effizienter kann man seine eigene Mannschaft nicht vergraulen."

Zugleich stoßen die Entwicklung und die Bereederung des Lufthansa Ferienfliegers "Eurowings Discover" auf das Misstrauen der Gewerkschafter - sie fürchten eine günstige Plattform, die tarifierten Mitarbeitern des Konzerns nach und nach das Wasser abgräbt.

Andernorts setzen Airline-Manager auf größtmögliche Flexibilität. "In Zukunft gewinnt die Airline, die am flexibelsten reagieren kann", sagte Sunexpress-CCO Peter Glade im Interview mit aero.de. Eine komfortable Lösung für Airlines, ein schwer planbarer Kraftakt für Mitarbeiter.
© aero.de | Abb.: Airbus | 18.03.2021 07:17


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