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Lufthansa und Air France-KLM sägen an CATA

Qatar Airways Airbus A350-1000
Qatar Airways Airbus A350-1000, © Airbus

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FRANKFURT - Lufthansa und Air France-KLM stellen das Luftfahrtabkommen der EU mit Katar in Frage. Der umstrittene Pakt von 2019 hing am Brexit fest - und sollte aus Lufthansa-Sicht in der Krise einer "Neubewertung" unterzogen werden. Piloten und EU-Parlament unterstützen den Vorstoß der Airlineriesen.

Lufthansa und Air France-KLM fürchten CATA. Seit März 2019 wirft die erstmals auf EU-Ebene verhandelte Neuregelung der Luftfahrtbeziehungen zu Katar ihre Schatten voraus - Lufthansa und Air France wollen den Vertrag in der Krise kippen, zumindest aber seine Umsetzung verzögern.

"Ebenso wie unsere Tarifpartner sehen wir das Abkommen sehr kritisch", sagte Lufthansa-Sprecherin Sandra Courant aero.de am Montag. "Vor dem Hintergrund der beispiellosen Krise und der damit verbundenen Überkapazitäten ist eine Neubewertung des Vorhabens nötig."

CATA sieht eine vollständige Öffnung des europäischen Markts für Fluganbieter aus Katar über fünf Jahre vor: Qatar Airways darf Frequenzen und Ziele in der EU schrittweise ausbauen - und Passagiere über das Drehkreuz Doha an ihr weltweites Streckennetz anschließen.

"Eine kurzfristige Öffnung des Marktes darf nicht zu Lasten der EU und ihrer Arbeitsplätze gehen", sagte die Sprecherin. "Deswegen sollte das Abkommen vorerst nicht in Kraft treten."

Pilotengewerkschaften war CATA schon vor Corona suspekt, jetzt empfinden sie den Vertrag als direkte Bedrohung.

Die Pilotenvereingung Cockpit sieht in der Krise den "völlig falschen Zeitpunkt" für CATA. Nach Ansicht des europäischen Pilotenverband ECA wird "jedweder Kapazitätsspielraum", den CATA Qatar Airways in den nächsten Jahren einräumt, direkte Folgen auf das Erholungstempo europäischer Langstreckenanbieter haben.

Schulterschluss von Spohr und Smith

Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr hat nach aero.de-Informationen im Januar im Bundesverkehrsministerium interveniert - Deutschland soll CATA im Ministerrat in eine weitere Warteschleife verbannen. Air France-KLM-Chef Ben Smith stieß laut französischen Medien in Paris zeitgleich ins selbe Horn.

Der Ausschuss für Verkehr und Tourismus im Europäischen Parlament (TRAN) hat sich Forderungen nach einem späteren Inkrafttreten von CATA Anfang Februar zu Eigen gemacht - und den Druck auf die EU-Kommission erhöht.

Noch muss sich Qatar Airways in Deutschland mit 35 Flügen pro Woche begnügen, CATA wird diese Haltelinie zunächst verschieben und später ganz auflösen. Zudem dürfte die staatliche Airline direkte Frachtflüge aus der EU in Drittstaaten aufnehmen.

Im Gegenzug hat sich Katar zu fairem Wettbewerb und höheren Sozialstandards im Luftverkehr verpflichtet - die Zusagen allein reichen Lufthansa nicht. "Vor Unterzeichnung sollte die EU Kommission wie im Vertragstext vorgesehen sicherstellen, dass Katar die in dem Abkommen enthaltenen Bestimmungen über fairen Wettbewerb und Sozialstandards einhält", sagte Courant.
© aero.de | Abb.: Airbus | 15.02.2021 17:28

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Beitrag vom 17.02.2021 - 19:14 Uhr
Da spricht unsere Außenhandelsbilanz mit einem ordentlichen Exportüberschuss aber eine andere Sprache.

Nicht wirklich. Offener Welthandel bzw.Freihandel und Exportüberschuss bilden keine Kausalkette. Der chinesische Exportüberschuss ist zB. eutlich extremer als der deutsche, und das bei hochgradig protektionistischer Politik.
Wobei man hier Industrie, Handel und Dienstleistungen wie Airlines natürlich unterschieden muss.
Eine personalintensive Dienstleistung hat hier verglichen mit zB der Industrie sicher deutlich weniger die Möglichkeit, Personalkosten-Nachteile durch steigende Produktivität auszugleichen.
Gemessen an den Gesamtkosten kann man bei den Airlines doch nicht von einer "personalintensiven Dienstleistung" sprechen? Zudem hat Quatar höhere Kosten durch den Zwischestopp und die Produktivität lässt sich durchaus erhöhen, indem man z.B die Layover-zeiten reduziert.

Jede Einschränkung bedeutet eine Möglichkeit für den Kunden weniger, sich frei zu entscheiden.

Ja sicher. Der Kunde hätte dadurch gewisse Nachteile zum Vorteil der lokalen Firmen und ihrer Arbeitnehmer.
Wobei viele Personen sowohl Kunde als auch Arbeitnehmer sind.
Eben, aber einen solchen pauschalen Schutz gibt es nun halt mal normalerweise nicht.
Beitrag vom 17.02.2021 - 18:50 Uhr
Da spricht unsere Außenhandelsbilanz mit einem ordentlichen Exportüberschuss aber eine andere Sprache.

Nicht wirklich. Offener Welthandel bzw.Freihandel und Exportüberschuss bilden keine Kausalkette. Der chinesische Exportüberschuss ist zB. deutlich höher als der deutsche, und das bei hochgradig protektionistischer und repressiver (Handels-)Politik.
Wobei man hier Industrie, Handel und Dienstleistungen wie Airlines natürlich unterschieden muss.
Eine personalintensive Dienstleistung hat hier verglichen mit zB der Industrie sicher deutlich weniger die Möglichkeit, Personalkosten-Nachteile durch steigende Produktivität auszugleichen.

Jede Einschränkung bedeutet eine Möglichkeit für den Kunden weniger, sich frei zu entscheiden.

Ja sicher. Der Kunde hätte dadurch gewisse Nachteile zum Vorteil der lokalen Firmen und ihrer Arbeitnehmer.
Wobei viele Personen sowohl Kunde als auch Arbeitnehmer sind.

Dieser Beitrag wurde am 17.02.2021 18:57 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 17.02.2021 - 18:41 Uhr
Wenn man jetzt als Exportnation allerdings protektionistisch agiert, wird das ganz schnell zum Boomerang.

Da möchte ich gerne mit 2 Beispielen antworten: China und USA.
Europa scheint hier als letzter der großen Wirtschaftsmächte ziemlich alleine auf weiter Flur noch für offenen Welthandel einzutreten.
China ist seit jeher vernagelt bis zum gehtnichtmehr und America first hat auch ziemlichen Kahlschlag hinterlassen.
Protektionismus in unterschiedlicher Schärfe und Ausprägung ist der neue weltweite Standard.

Nur wir lassen weiterhin weitgehend ungebremst Unternehmen aus Drittstaaten ihre strukturellen Vorteile gegen unsere Arbeitnehmer ausspielen.

Da spricht unsere Außenhandelsbilanz mit einem ordentlichen Exportüberschuss aber eine andere Sprache.

Es hilft also nur, immer einen Schritt voraus zu sein, oder sich die verbleibenden Vorteile zu nutze zu machen. Wenn der Preis stimmt,werden z.B. sehr viele einen Direktflug vorziehen. Hier zu sehr einzuschränken würde einer Monopolisierung gleichkommen.

Eine Einschränkung für die Golf-Carrier und eine mögliche "Monopolisierung" sind denke ich 2 Extreme in der Spannweite der mögchen Maßnahmen.

Jede Einschränkung bedeutet eine Möglichkeit für den Kunden weniger, sich frei zu entscheiden. Wenn Quatar Direktflüge anbieten dürfte, wäre ich bei Ihnen. Aktuell gibt es hier noch einen ganz klaren Vorteil der europäischen Airlines.


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