Schildbürgerstreich
Älter als 7 Tage  

Lufthansa-Jumbos sind zu schwer für Twente

Lufthansa Boeing 747-400
Lufthansa Boeing 747-400, © Lufthansa

Verwandte Themen

ENSCHEDE - Sechs Boeing 747-400 der Lufthansa parken seit dem Frühsommer auf dem Flughafen Twente in Enschede. Nun will die Lufthansa drei von ihnen nach Mojave ausfliegen. Doch die Jumbos dürfen nicht starten, weil dem Airport die nötige Genehmigung fehlt - der Flughafen ist selbst überrascht.

Es wirkt fast wie ein klassischer Schildbürgerstreich: Zwischen Anfang Juni und Ende Juli flog Lufthansa insgesamt sechs 747-400 nach Twente. Dort, so hieß es, sollten sie langfristig geparkt werden.

Da vor Ort mit Aircraft-End-of-Life-Solutions (AELS) auch eine Verwertungsfirma für Flugzeuge ansässig ist, kamen schnell Gerüchte auf, die Jets würden in Twente irgendwann zerlegt werden. Lufthansa dementierte. Nun würde die Kranich-Airline gern drei der geparkten Jets wieder abholen und in die Mojave-Wüste fliegen.

Sie darf aber nicht: Die Jumbos stecken in Twente fest, denn "der Flughafen Twente besitzt nicht das richtige Sicherheitszertifikat".

"Zu absurd für Worte"

Diese Feststellung, zitiert in der Regionalzeitung "Tubantia", kommt nicht von irgendwem, sondern direkt von der niederländischen Transportbehörde ILT. Derzufolge ist es Flugzeugen vom Kaliber der 747 zwar erlaubt, in Enschede zu landen. Allerdings tatsächlich nur, damit die Maschinen dort verwertet werden können.

Starts großer Airliner sind laut Behörde in der Betriebserlaubnis des Airports nicht vorgesehen. Flughafenchefin Meiltje de Groot sieht das anders – und ist stinkesauer: "Zu absurd für Worte" sei die Situation, wetterte de Groot gegenüber Tubantia. Es sei absolut unverständlich, "warum es jetzt zu einer solchen Blockade kommt."

Laut de Groot hat die ILT die Genehmigung aus ungerechtfertigten Gründen geändert, und der Flughafen Twente war sich dessen nicht bewusst. "Wir sind total überrascht und werden das nicht akzeptieren", unterstreicht de Groot - und droht mit einer Klage.

Behörde sieht Sicherheitsrisiken

Die Transportbehörde aber wiegelt ab: Der Flughafen habe im Sommer aus eigenem Antrieb gehandelt, als er Lufthansa Stellplätze für die sechs 747 anbot. Die Tatsache, dass die Jumbos nicht wieder abreisen dürfen, sei dem Management des Flughafens Twente vorab mitgeteilt worden.

ILT-Sprecherin Daniëlle Rebel sagt zwar, der Flughafen Twente arbeite seit Längerem daran, das Sicherheitszertifikat anzupassen, habe aber die nötigen Bedingungen bislang nicht erfüllt. "Die Flughafeninfrastruktur eignet sich nicht zum Abheben größerer und schwererer Flugzeuge. Dies kann Sicherheitsrisiken bergen", so Rebel.

Die Zeit drängt

Unterdessen drängt die Zeit: Mit der D-ABVP hätte eigentlich schon Anfang dieser Woche die erste 747-400 von Twente nach Frankfurt und von dort über Bangor nach Mojave fliegen sollen. Nun ist völlig offen, ob die drei Jumbos den Airport überhaupt verlassen werden.

Meiltje de Groot macht keinen Hehl daraus, dass sie die Flugzeuge ohnehin lieber bei sich behalten hätte: "Natürlich hatten wir gehofft, sie auch hier zerlegen zu können, aber die Eigentümer haben sich anders entschieden." Das müsse man akzeptieren, so de Groot. "Schade für Twente, aber es ist eben so." Deshalb sei derzeit ihre größte Sorge, "dass diese Flugzeuge auch wieder abheben können. "
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Lufthansa | 27.10.2020 16:25

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 29.10.2020 - 18:12 Uhr
Jetzt geht es wohl doch weiter. Mit Auflagen, aber man wollte sowieso erst mal nur bis FRA. Dann zum amerikanischen Ausschlachter. Hat der bessere Fleischpreise? Liniendienst ade. Einer direkt nach der Überholung in Asien. Warum eigentlich der Zwischenstopp in Bangor? Kaufen die die Inneneinrichtung? Wohl kaum ...
Es ist anzunehmen, das der Deal in USA besser ist, sonst würe man nicht dort verschrotten. Bangor macht die Einreise Crew und Zoll. Den gibts beim Ausschlachter nicht.
Beitrag vom 29.10.2020 - 16:53 Uhr
Jetzt geht es wohl doch weiter. Mit Auflagen, aber man wollte sowieso erst mal nur bis FRA. Dann zum amerikanischen Ausschlachter. Hat der bessere Fleischpreise? Liniendienst ade. Einer direkt nach der Überholung in Asien. Warum eigentlich der Zwischenstopp in Bangor? Kaufen die die Inneneinrichtung? Wohl kaum ...

Dieser Beitrag wurde am 29.10.2020 16:54 Uhr bearbeitet.

Warning: mysql_fetch_array() expects parameter 1 to be resource, boolean given in /homepages/18/d506720601/htdocs/_aero_de/pages/news_details.php on line 2793
Beitrag vom 28.10.2020 - 17:07 Uhr
Alles kalter Kaffee. Letztlich kann man auch in Holland einen LH Flieger ausschlachten. Sind alles 744, deren Tage sind gezählt. Eine Rückkehr in den Liniendienst sieht LH wohl selber nicht. Kein Licht am Ende des Tunnels, ganz im Gegenteil.
Jeder Pilot macht sich Gedanken ob er an dem Airport wo er landet auch wieder starten kann/darf. Und wenn eine Airline von der Dimension einer LH das auf diese Weise verbockt, ist das schon peinlich.
Oder hat man erst nach der Überführung entschieden die Flieger endgültig auszusondern nachdem die Zahlen für den Spätsommer rein gekommen sind. Wozu also noch die Reise über den Teich? Erst parken, dann sägen? Ich dachte man muss sparen ...

Dieser Beitrag wurde am 28.10.2020 17:08 Uhr bearbeitet.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden