EU-ETS
Älter als 7 Tage

Europas Airlines fürchten CO2-Preisschock

Lufthansa Airbus A320
Lufthansa Airbus A320, © Lufthansa

Verwandte Themen

BRÜSSEL - Europäischen Airlines steht eine höhere CO2-Rechnung ins Haus. Die EU will die Zuteilung kostenloser CO2-Zertifikate laut Medieninformationen drastisch einschränken. Airlines sollen ihren Bedarf an Emissionsrechten dann stärker über das Handelssystem EU-ETS decken. Das wird teuer.

Die EU hat sich strengeren Klimazielen verschrieben. Bis 2030 sollen die EU-CO2-Emissionen gegenüber 1990 um 55 Prozent runter. Im Juli will die EU-Kommission Vorschläge hierzu vorlegen.

Airlines fürchten eine Verknappung kostenfrei zugeteilter CO2-Zertifikate - und stark anziehende Preise am Markt.

Nach "FAS"-Informationen hat die Bundesregierung in einem Positionspapier jetzt gegenüber der EU-Kommission Bereitschaft signalisiert, die kostenlose Zuteilung für Fluggesellschaften sogar ganz zu beenden.

"Das würde ein kleines Beben im gesamtem ETS-Markt auslösen", sagte ein Kenner der Szene aero.de. "Die CO2-Kosten werden sich dann unweigerlich und viel stärker als bisher in den Flugpreisen bemerkbar machen."

Fluggesellschaften müssen ihre CO2-Emissionen seit 2012 melden. Nach heftigem Widerstand von Drittstaaten hatte Brüssel letztlich allein EU-Airlines zur Teilnahme am Emissionshandel verpflichtet.

Nur Emissionen von Flügen innerhalb der EU sind zertifikatpflichtig. Als Referenzwert dient die Emissionsbasis von 2005: in der Phase von 2013 bis 2020 erhielten Airlines für 82 Prozent dieses Werts Zertifikate per kostenfreier Zuteilung, 15 Prozent über Auktionen und die restlichen drei Prozent aus einer Rücklage.

Jede zusätzliche Tonne CO2 müssen Airlines über den Markt kompensieren. So hatte Lufthansa 2019 63 Prozent ihrer Emissionen innerhalb der EU durch einen Zukauf von Zertifikaten beglichen. Bei den Netzwerkairlines fielen hierfür 57 Millionen Euro Kosten an, Eurowings gab weitere 53 Millionen Euro für Zertifikate aus.

EUA-Preis auf Allzeithoch

Nachdem der ETS-Tonnenpreis EUA 2020 bis auf 17 Euro abgesackt war, notierten Zertfikate im Mai bei über 50 Euro auf einem Allzeithoch. Eine Reduktion der Zertifikatemenge oder kostenfreien Zuteilungsquote - an diesen beiden Schrauben kann die EU drehen - könnte den Kurs weiter in die Höhe treiben.

Allein die verschärften Klimaziele bis 2030 sind "ein klares Signal" für weiter steigende CO2-Preise, sagte Nils Rokke von der norwegischen Forschungsgruppe Sintef der "Financial Tomes". Die Experten halten eine Preisexplosion auf 100 bis 200 Euro pro Tonne CO2 für möglich.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 14.06.2021 10:10

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 15.06.2021 - 09:41 Uhr
Da werden bei Emirates, Turkish Airlines und British Airways ja die Sektkorken knallen.
Die Zeche werden die die Angestellten der europäischen Carrier mit Job- und Gehaltsverlusten zahlen müssen.

Sehe ich anders. "Nur Emissionen von Flügen innerhalb der EU sind zertifikatpflichtig." Somit müssen EU-Airlines für Interkont Verbindungen wie FRA-HND/SIN/LAX usw. keine Zertifikate kaufen und sind den Golfstaaten Airlines nicht schlechter gestellt.

Und was ist mit den Flügen von diversen Inlandsdestinationen zu den beiden Drehkreuzen FRA und MUC.
Was glauben Sie wieviele nun auf andere Airlines ausweichen? Die von @"nofly" genannten trifft ja diese Abgabe nicht.

Was spricht denn dagegen, bei Flügen, die ein Umsteigen beinhalten, das CO2 für die gesamte Strecke am ersten Abflugort oder am letzten Ankunftsort zu berechnen und abführen zu lassen?

Dann fliegen Sie halt von HAM nach LHR und von dort mit separatem Ticket nach NYC. Wer definiert denn den ersten Abflugs- und letzten Ankunftsort?

Aber wofür überhaupt so einen Aufwand, ich denke das ist alles völlig wettbewerbsneutral?

Dieser Beitrag wurde am 15.06.2021 09:42 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 15.06.2021 - 09:29 Uhr
Die Klimafrage wird immer mehr zur sozialen Frage.
Also, wer sich Mobilität, Energie, einen Urlaub ... in Zukunft noch leisten kann.

Die Klimafrage ist sogar im Kern eine soziale und eine Generationen-Frage.
Wir können heute anfangen, die Umweltkosten von Produkten und Dienstleistungen einzuberechnen, womit sich alle weniger leisten können. Die Ärmsten trifft es wie immer am stärksten.

Alternativ wird sich in Zukunft sauberes Wasser, saubere Luft und nicht von Klimafolgen beeinträchtigtes Land zum Leben durch Verknappung massiv verteuern. In Zukunft wird daher immer mehr die Frage werden, wer sich noch das Lebensnotwendige leisten kann.
Die Ärmsten trifft es wie immer am stärksten...

Dieser Beitrag wurde am 15.06.2021 09:32 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 15.06.2021 - 09:12 Uhr
Da werden bei Emirates, Turkish Airlines und British Airways ja die Sektkorken knallen.
Die Zeche werden die die Angestellten der europäischen Carrier mit Job- und Gehaltsverlusten zahlen müssen.

Sehe ich anders. "Nur Emissionen von Flügen innerhalb der EU sind zertifikatpflichtig." Somit müssen EU-Airlines für Interkont Verbindungen wie FRA-HND/SIN/LAX usw. keine Zertifikate kaufen und sind den Golfstaaten Airlines nicht schlechter gestellt.

Und was ist mit den Flügen von diversen Inlandsdestinationen zu den beiden Drehkreuzen FRA und MUC.
Was glauben Sie wieviele nun auf andere Airlines ausweichen? Die von @"nofly" genannten trifft ja diese Abgabe nicht.

Was spricht denn dagegen, bei Flügen, die ein Umsteigen beinhalten, das CO2 für die gesamte Strecke am ersten Abflugort oder am letzten Ankunftsort zu berechnen und abführen zu lassen?
Dann könnten Airlines ausserhalb der EU keinen Vorteil aus unbesteuerten Streckenanteilen ziehen.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden