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Kompromiss bei Tuifly: Weniger Jobabbau, mehr Verzicht

Start einer Boeing 737-800 von Tuifly
Start einer Boeing 737-800 von Tuifly, © Tuifly

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HANNOVER - Im Streit um den Sparkurs bei Tuifly steht ein Kompromiss zwischen Arbeitnehmern und Firmenleitung. Wie es am Freitag nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats aus dem Unternehmen hieß, soll die Zahl der in Deutschland betriebenen Maschinen von zuletzt 35 nicht auf 17, sondern lediglich auf 22 abgebaut werden.

Damit einher geht unter anderem das Ziel, rund 200 Jobs bei den Piloten und beim Kabinenpersonal mehr zu erhalten als zunächst vom Management geplant.

Tuifly-Chef Oliver Lackmann wandte sich an die Belegschaft. "Im Cockpit werden wir insgesamt 370 Pilotinnen und Piloten und in der Kabine 830 Kolleginnen und Kollegen beschäftigen", schrieb er. Das sind deutlich weniger als vor dem Einbruch des Geschäfts im Corona-Jahr 2020.

Betriebsbedingte Kündigungen sollen dabei möglichst vermieden werden - auf ein solches Bekenntnis hatten die Gewerkschaften gedrungen. Eine Garantie, dass es nicht doch zu größeren Entlassungen kommen wird, gibt es aber weiterhin nicht.

Nach Angaben von Verdi sollen den betroffenen Mitarbeitern in der Kabine und am Boden zusätzliche Freiwilligen-Programme angeboten werden, am Boden möglicherweise auch der Wechsel in eine Transfergesellschaft. Bestimmte Vergütungsbestandteile wie Spesen oder Provisionen werden gekappt, teils auch bei der Altersvorsorge.

Die Beschäftigten der Tui-Konzern-Airline müssen sich zudem auf mehr Eingriffsmöglichkeiten und "Flexibilität" bei den Arbeitszeiten und Schichten einlassen. In der Wartung und Technik bleibt es dabei, dass Aufgaben nach Belgien und Großbritannien verlagert werden.

Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite hatten wochenlang um den Umfang der Streichungen gerungen. Teile des jetzt ausgehandelten Pakets waren schon zuvor einmal angeboten worden, der erste Entwurf war mit Verweis auf die anhaltende Kündigungsoption jedoch abgelehnt worden.

Für die Tui-Gruppe ist der Abbau bei der eigenen Zubringer-Airline für Pauschal- oder Kreuzfahrtkunden eine Gratwanderung. Konzern- und weltweit stehen insgesamt 8.000 Jobs auf der Streichliste. Für 5.000, viele davon im Ausland, ist der Plan bereits umgesetzt. Um erhebliche Einsparungen kommt das Unternehmen nicht herum, andererseits muss es in den Wandel zum digitalen Touristikkonzern investieren.

Konzernchef Fritz Joussen hatte schon vor der Pandemie einen Umbau angekündigt. Zudem gibt es seit längerem eine Debatte über den Umgang mit den Überkapazitäten bei Flugzeugen, vor allem im reiseschwächeren Winter.

Im vergangenen Juni hatte es eine Demonstration in Hannover gegeben - während der vergangenen Wochen war der Unmut bei vielen Beschäftigten wegen der steigenden Unsicherheit weiter gestiegen. Auch zwischen den einzelnen Berufsgruppen kriselte es.

Staat stützt Tui

So stieß etwa das Beharren der Gewerkschaft VC, weitere Kurzarbeit für Piloten könne es nur bei fortgesetztem Kündigungsschutz geben, bei anderen auf Unverständnis. Umgekehrt bekam Tui-Betriebsratschef Frank Jakobi, der die Haltung der Piloten bemängelte, selbst ebenfalls reichlich Kritik zu hören.

Gegner des Sparkurses verweisen darauf, dass der Fluglinie nach der erhofften Erholung des Geschäfts Maschinen fehlen könnten und sie nur als reine "Markenhülle" weiterlebt. Das Management versicherte, man halte an einer stabilen Winterflotte fest. Stark gekürzt wird nun vor allem am Boden, mehrere deutsche Basen werden dichtgemacht.

Die 2020 eingebrochene Reisenachfrage hatte Tui in Existenznot gebracht. Der Staat und private Kapitalgeber mussten den Konzern stützen. Vor einer zusätzlichen Kapitalerhöhung um 500 Millionen Euro im Januar summierte sich die Unterstützung aus drei Rettungspaketen mit Darlehen, Garantien, Anleihen und Vermögenseinlagen bereits auf 4,8 Milliarden Euro. Der Bund kann bis zu ein Viertel an Tui halten.

Verbunden mit dem vorbereiteten Staatseinstieg ist die Nominierung von zwei neuen Kontrolleurinnen, die Berlin in den Tui-Aufsichtsrat schickt. Die frühere Siemens-Personalchefin Janina Kugel und die Co-Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes, Jutta Dönges, sollen bei der Hauptversammlung am 25. März bestellt werden.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Tuifly | 05.03.2021 12:33

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Beitrag vom 08.03.2021 - 10:26 Uhr
Alles ein bisschen einseitig und vereinfacht dargestellt. Genau mit sowas werden leider falsche Informationen gestreut.
Vereinfacht dargestellt heißt ja nicht falsch. Es wird aber auch nicht besser, wenn man sich ein paar Fakten zusammensucht und diese so zusammenstellt, damit das gewünschte Bild entsteht.

Vor ein paar Jahren waren 8% EBIT das grosse Ziel, inzwischen heisst es unter 2-Stellig ist es schon die grosse Krise. Ab einer gewissen EBIT Marge ändert sich nicht mehr viel, ausser, dass mehr Dividende ausgezahlt wird. Kann man ja machen.
Schaun wir mal auf die genannten Zahlen. 2014 war die Marge (alles gerundet) der LHG knapp 4% und es wurde das Ziel 8% ausgegeben. Warum, weil der Wettbewerb, zB IAG, schon 8% hatte, das heißt doppelt soviel wie die der LHG. 2018 hatte man dann dieses 8% erreicht. Jetzt könnte man sich auf die Schultern klopfen und ob des Erfolges Zurücklehnen. Allerdings war die Marge der IAG bereits bei knapp 14%. Die verdienen immer noch rund doppelt so viel pro € Umsatz, wie die LHG. 2018, das Jahr des guten Gewinns, wurden immerhin 3,5Mrd an Investitionen getätigt, ggüber 380Mio an Dividedenausschüttung. So könnte man das auch sehen.

Ich bleibe daher lieber bei der vereinfachten Darstellung, denn es geht ums Grundsätzliche. Daher spielt es auch keine Rolle, wer genau eine Aufstockung bekommt (ich bekomme auch keine).

Dieser Beitrag wurde am 08.03.2021 18:05 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.03.2021 - 14:53 Uhr

Danke, das erspart mir die Replik.

Vielleicht zusätzlich noch eine Empfehlung zu Yoga. Oder autogenem Training. Oder irgendetwas anderem zur Entspannung.
Und der dringenden Bitte, diese Unterstellungen über angebliche Aussagen meinerseits zu unterlassen.
Und die Moralkeule schnell wieder einpacken. Wer im Glashaus sitzt ...

Es gibt keine Unterstellungen. Für das was Sie wie schreiben sind allein Sie verantwortlich.

Ich habe nie behauptet, dass die VC für Krankmeldungen bei TuiFly verantwortlich ist.

Und nochmals, welches Glashaus? Sofern ich das korrekt im Kopf habe bekommen Sie die Aufstockung.

Sie kennen - als einer von zweien in diesem Forum über PM - meine Geschichte zur Aufstockung. Ich glaube nicht, dass ich mir hier Moral vorhalten lassen muss. Abgesehen davon wird mein Gehalt auch nicht mehr aufgestockt.

Wenn Sie sich hier im Forum reiben wollen, dann versuchen Sie es mal bei @B757767, der behauptet, eine Landung mit einem Triebwerk wäre für Piloten mit anständigem Training so problemlos, sie sollte zu 100%! sichergestellt sein. Und stellen Sie sich einfach vor, seine Aussage wäre von mir gekommen. Das fände ich total spannend :)

Wenn Sie natürlich seiner Meinung sind, müssen Sie das auch nicht machen. Aber beschweren Sie sich nicht, wenn ich sein Zitat hervor krame, wenn es mal wieder um Heldentaten im Cockpit geht.

Dieser Beitrag wurde am 07.03.2021 15:06 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.03.2021 - 14:34 Uhr

Danke, das erspart mir die Replik.

Vielleicht zusätzlich noch eine Empfehlung zu Yoga. Oder autogenem Training. Oder irgendetwas anderem zur Entspannung.
Und der dringenden Bitte, diese Unterstellungen über angebliche Aussagen meinerseits zu unterlassen.
Und die Moralkeule schnell wieder einpacken. Wer im Glashaus sitzt ...

Es gibt keine Unterstellungen. Für das was Sie wie schreiben sind allein Sie verantwortlich.
Und nochmals, welches Glashaus? Sofern ich das korrekt im Kopf habe bekommen Sie die Aufstockung.
Schönen Sonntag.


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