Neues Konzept
Älter als 7 Tage  

Briten wollen Hybrid-Airliner für 70 Passagiere bauen

BRISTOL - Das britische Unternehmen Electric Aviation Group (EAG) hat einen neuen Design-Entwurf für ein 70-sitziges Regionalflugzeug präsentiert. Das Besondere daran: es soll hybrid-elektrisch angetrieben werden – und noch vor 2030 in Dienst gehen.

Es hört auf den Namen HERA, soll 70 Passagieren Platz bieten und mit "flüsterleisem Antrieb" von 2028 an den Markt für Regionalflugzeuge revolutionieren: Zum Auftakt der virtuellen Farnborough Airshow "FIA Connect" am heutigen Tag präsentierte die bislang wenig ins Rampenlicht getretene Electric Aviation Group (EAG) ihren Entwurf für ein hybrid-elektrisches Passagierflugzeug, das maßgeblich dazu beitragen soll, die Treibhausgas-Emissionen der Verkehrsluftfahrt auf ein Minimum zu reduzieren.

19-Sitzer sind "die falsche Strategie"

EAG sieht sich mit HERA, ein Akronym für "Hybrid Electric Regional Aircraft", ganz in der Tradition der glorreichen britischen Luftfahrtindustrie, wie Unternehmenschef Kamran Iqbal selbstbewusst erklärt. "Wir erwarten, dass dies ein großartiges Beispiel für britisches Design, Ingenieurskunst und Flugzeugbau sein wird."

Electric Aviation Group
Konzept für 70-sitziges, hybrid-elektrisch angetriebes Regionalflugzeug der Electric Aviation Group, © EAG


Bewusst habe man sich vor diesem Hintergrund für einen 70-Sitzer und gegen ein kleineres Flugzeug entschieden, so Iqbal. Letztere könnten die Herausforderungen des Massentransports in der Zukunft nicht lösen. Investitionen in Hybrid- und vollelektrische Flugzeuge mit weniger als 19 Sitzen halte seine Firma deshalb "für die falsche Strategie", betonte der EAG-Chef.

"Zukunftssicheres Design"

Die Rahmendaten des HERA-Entwurfs sehen einen Schulterdecker mit doppeltem Seitenleitwerk vor, der von vier Motoren angetrieben wird. Zwei davon werden mutmaßlich batterieelektrisch mit Energie versorgt. In dieser Auslegung soll HERA nach den Worten von Kamran Iqbal über Kurzstart- und Landeeigenschaften (STOL) verfügen und bis zu 800 Semeilen (rund 1500 Kilometer) weit fliegen können.

Zudem, so heißt es, behalte EAG sich die Option offen, das Flugzeug auch vollelektrisch zu betreiben, sofern künftige Akku-Generationen die entsprechende Energiedichte besäßen. Auch für andere alternative Antriebsarten und Kraftstoffe soll HERA offen sein, um als "zukunftssicheres Design" ein vollständig CO2-neutrales Reisen zu ermöglichen.

Am Tag Passagierflugzeug, nachts Frachter

Im laufenden Betrieb will EAG mit Hilfe einer flexiblen Kabine das Maximum an Synergien ausschöpfen. Wo tagsüber Passagiere von einem Ort zum anderen fliegen, soll nachts Paketfracht ihren Platz finden. So könne man die HERA-Flugzeuge rund um die Uhr auslasten, frohlockt das Unternehmen.

Gebaut werden sollen die Regional-Airliner in Bristol – einem in der Tat traditionsreichen Ort der britischen Luftfahrtindustrie: Im nahegelegenen Filton hob im April 1969 der britische Prototyp der Concorde zum Erstflug ab.
© Patrick Zwerger, Flugrevue.de | 21.07.2020 05:47

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Beitrag vom 21.07.2020 - 19:02 Uhr
Naja, was ist an dem Ding so toll? Ich sehe 2 Hauptrotoren und 2 kleinere daneben. Die kleinen werden ziemlich sicher die mit Elektroantrieb sein und dürften nur beim Start mit voller Leistung laufen.
Am Ende werden 80-90% der Flugleistung von den klassischen Rotoren erbracht. Ob das den Aufwand lohnt, bezweifle ich stark, man hat höchstens nen netten Werbeeffekt, kann was von Elektrofliegen erzählen und die Leute glauben es für ein paar Tage.

Die Homepage ist auch etwas unseriös, da gibts einen Seite "Electric Flight" und man sieht groß die folgenden Zahlen:
75% REDUCTION IN CO2 EMISSIONS PER PASSENGER KILOMETRE
90% REDUCTION IN NOx EMISSIONS 65%
65% REDUCTION IN NOISE EMISSION OF FLYING AIRCRAFT

Klickt man dann darauf, stellt man aber fest, dass das mitnichten die Eckdaten des HERA-Fliegers ist, sondern nur die EU-Rahmenvorgaben, die die Flugindustrie bis 2050 erreichen soll. Klar, jeder fängt mal klein an, aber ohne neuen Akkus geht da nichts. Ob es die jemals geben wird es ebenso alles andere als Sicher, denn mit steigender Leistungsdichte kommt man schnell an physikalische Grenzen. Sehr viel Energie auf engstem Raum gepackt explodiert sehr gerne ...
Beitrag vom 21.07.2020 - 11:39 Uhr
mit "flüsterleisem Antrieb"

Da bin ich mal gespannt.
Auch bei Turboprops kommt der Hauptlärm ja nicht von den Turbinen, sondern vom Propeller. Da dürften elektrisch angetriebene Propeller eigentlich keine Ausnahme sein.
Wenn sie dann noch die Geräusche verursacht durch die Zelle dämpfen können, so dass ein tatsächlich "flüsterleiser" Flug (statt nur Antrieb) möglich ist, könnte das tatsächlich ein Verkaufsschlager werden ...


Dieser Beitrag wurde am 21.07.2020 12:25 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.07.2020 - 11:21 Uhr
Immer wieder amüsant zu lesen, wie sich unsere britischen Freunde immer noch auf ihre glorreiche Zeit als Weltreich berufen.

Allerdings muß man ihnen zu Gute halten dass sie Ihren Pioniergeist nicht verloren haben. Nachdem Airbus offensichtlich erstmal elektrisch Betriebene Flugzeuge coronabedingt ad Acta gelegt haben, gehen die Briten hier einen mutigen Schritt um sich möglicher Weise einen strategischen Zeitvorteil zu verschaffen. Allerdings ist es in meinen Augen ein schwer umzusetzendes Konzept. Es ist fraglich inwieweit deshalb Nachtflugverbote an vielen europäischen Flughäfen aufgehoben werden sollten.

Bei der Größenfestlegung mit 70 Passagierplätzen dürfte es eher ein Nischenflieger bleiben tatsächlich für den Regionalverkehr. Dabei müsste der Flieger gegen bestehende Turboprops a la ATR 72 oder Dass 8-400 bzw. Regional Jets a la CRJ 700/900 oder ERJ 175 wirtschaftlich konkurrieren können, die zudem den Vorteil höher Einsatzspektren verfügen.

Man darf gespannt sein wie sich die Performance eines solchen Hybridfliegers darstellen wird und wie leise er tatsächlich sein wird. Möglicher Weise wird er ja Sondergenehmigungen zum Nachtflug erhalten. Ich wünschen den Briten allen erdenklichen Erfolg und wenn er nur darin liegt einen Innovationsschub auszulösen.


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