Am Flughafen von Perpignan setzte die D-AVXB am Freitag, nur drei Tage nach ihrem Erstflug, bei einer Landung mit dem Heck auf. Das fünfte Testflugzeug nahm Schaden, konnte aber zurück nach Toulouse geflogen werden, wo inzwischen eine mehrwöchige Instandsetzung begonnen hat.
"Solche Dinge passieren eben, dafür machen wir Flugtests", kommentierte Airbus-Chef Fabrice Brégier den Vorfall am Dienstag auf der Airshow. "Wir gehen über die zertifizierten Limits hinaus, die A321neo hatte einen Tailstrike." Die Zulassungs- und Liefertermine der A321neo zum Jahresende seien nicht gefährdet.
Ohnehin plagen Airbus mit der A320neo gerade größere Sorgen als ein ärgerlicher Tailstrike. Der Pratt & Whitney Gertriebefan zeigt sich unter bestimmten Temperaturbedingungen störanfällig - vor jedem Start müssen die Triebwerke drei Minuten laufen, um das Aggregat gleichmäßig zu kühlen.
Das Problem brachte den Lieferplan durcheinander und Airbus in Verzug. Pratt & Whitney habe mit dem Triebwerk noch "einen weiten Weg" vor sich, zürnte Qatar-Airways-Chef Akbar Al-Baker in Singapur. Qatar Airways werde Entschädigungen fordern und Flugzeuge nur in vertragsgemäßem Zustand nehmen. Er rechne mit einer "großen" Verspätung.
Lufthansa rückte im Januar als Erstbetreiber für Qatar Airways nach und setzt die A320neo seit drei Wochen auf deutschen Rotationen ein. Im Europa-Netz werde die A320neo erst nach einem Update der Triebwerke fliegen, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Freitag in Hamburg. Vorerst will man die A320neo in der Nähe der Lufthansa-Technik-Standorte wissen.
Eine Lösung ist zumindest in Sicht. Sie wird in zwei Stufen erfolgen, erklärte der für das Programm verantwortliche MTU-Manager Michael Schreyoegg in Singapur. Zwar seien keine MTU-Komponenten für den Fehler verantwortlich, der Münchner Konzern trage aber 18 Prozent der Kosten seiner Beseitigung.
"Es handelt sich um ein kleineres, bekanntes Problem und wir haben mit Airbus einen belastbaren Lieferplan vereinbart, den wir einhalten werden", sagte Schreyoegg.
Bis April soll ein Software-Update zur Verfügung stehen, das Airbus ab Juni in Neuflugzeugen ab Werk berücksichtigt. Eine neue Hardware-Komponente wird laut MTU gegen Jahresende zugelassen und einsatzbereit sein. Pratt & Whitney fahre die Produktion des Triebwerks parallel dazu wie beabsichtigt hoch.
Vor ähnlichen Schwierigkeiten stand Pratt & Whintey vor 15 Jahren schon einmal - nach der Einführung der A318 bemängelten Kunden wie die ILFC die Effizienz der Triebwerke.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Airbus | 17.02.2016 09:39
Kommentare (6) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
@ Alle Wüstenfans: Dass jetzt LH und nicht QR den Vorreiter macht, wird übrigens seine gute Gründe haben...
Dieser Beitrag wurde am 17.02.2016 22:04 Uhr bearbeitet.
ich bin auf noch keinem Flughafen gestartet, wo die Zeit für das Taxi weniger als 3 Minuten in Anspruch nahm, solange braucht alleine die Kabinencrew um die Ready Message zu geben.
Geht es bei dem Problem nicht eher darum, dass der Starter das Triebwerk bis zu 6 Minuten drehen lässt, bevor Kerosin zugegeben wird? Also max 12min nur für den Startup benötigt werden und das Flugzeug in der Zeit einen Taxiway blockiert. Beim Rollen wäre das ja kein Problem, aber so?
Mit ein oder zwei Flugzeugen wie bei LH mögen die Flughäfen das Spiel auch noch mitspielen, aber wenn da über den Tag mehrere erstmal stoppen, um die Triebwerke durchzupusten, hält das schon den Verkehr auf.