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200.000 Tonnen nachhaltiges Kerosin bis 2030

Biokerosin
Am Flughafen Oslo wird Biokerosin im regulären Flugbetrieb vertankt, © Oslo Airport

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BERLIN - Bis 2030 will die Luftfahrtbranche mindestens 200.000 Tonnen nachhaltig erzeugtes Kerosin verwenden. Darauf haben sich mehrere Ministerien sowie Verbände der Luftfahrt, der Industrie sowie der Mineralölwirtschaft verständigt. Ein entsprechendes Programm legten sie am Freitag in Berlin vor.

Die Luftfahrtbranche steckt in einem Dilemma: Ihre Flugzeuge werden technisch immer effizienter und verbrauchen weniger Kraftstoff. Doch weil der Luftverkehr zumindest bis zur Corona-Krise rasant gewachsen ist, blieb auch der CO2-Ausstoß der Branche hoch. Sie selbst gibt ihren Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen mit 2,8 Prozent an und verweist auf Berechnungen des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums.

Demnach beträgt der Anteil der Luftfahrt am menschengemachten Klimawandel sogar rund 3,5 Prozent. Bei diesem Anteil werden noch weitere Faktoren wie etwa Kondensstreifen berücksichtigt, durch die teilweise Wärmeabstrahlung von der Erde verringert wird.

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts in der vergangenen Woche diskutiert die Bundesregierung über schärfere Klimaziele. Bis 2045 soll das Land klimaneutral sein, statt wie bisher 2050. Viele Experten sind sich einig, dass das für den Luftfahrtsektor ohne nachhaltig produzierte Kraftstoffe nicht zu schaffen ist.

"Wenn wir tatsächlich CO2-neutral fliegen wollen - und das ist unser Ziel - dann werden wir nicht daran vorbeikommen, dass wir das fossile Kerosin durch einen nachhaltigen Kraftstoff ersetzen", sagt auch Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).

Der BDL hat gemeinsam mit der Bundesregierung und weiteren Interessenverbänden aus Luftfahrt und Industrie einen Fahrplan vorgelegt, wie bis zum Jahr 2030 zumindest ein Markt für solche Kraftstoffe entstehen könnte.

Mindestens 200.000 Tonnen nachhaltig erzeugtes Kerosin will die Branche bis dahin verwenden, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Dokument. Das entspricht zwar gerade mal rund zwei Prozent des Verbrauchs aller von Deutschland aus gestarteten Flugzeuge im Jahr 2019 sowohl ins Inland als auch ins Ausland. Doch die Verbände sind zuversichtlich, dass der Hochlauf schnell gehen könnte, sobald die Infrastruktur steht und sich ein Markt entwickelt hat.

"Wir müssen jetzt einerseits die Nachfrage schaffen und andererseits die Kapazitäten darstellen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Volker Thum. "Vor der Skalierung nach oben haben wir dann keine Angst mehr."

In dem gemeinsamen Fahrplan bis 2030 konzentrieren sich die Beteiligten auf neue Antriebstechnologien in Form des sogenannten Power-to-Liquid-Verfahrens (PtL). Vereinfacht beschrieben werden dabei aus elektrisch gewonnenem Wasserstoff und dem Zusatz von CO2 flüssige Kraftstoffe erzeugt. Die Technologie gilt als teuer. In großem Umfang wird sie auch wegen der fehlenden Nachfrage bislang nicht angewendet.

"Wir haben bislang vor allem Testanlagen in kleinem Maßstab", sagte von Randow. "Nun müssen wir schauen, was es bedeutet, wenn man solche Anlagen in einer industriellen Größenordnung bauen soll." Es brauche aber Marktanreize durch den Bund, um die Nachfrage anzukurbeln. Außerdem bringt das Papier Produktionsquoten für die Kraftstoffhersteller ins Spiel sowie Abnahmegarantien durch die Käufer, also die Luftfahrtindustrie.

Eine weitere Herausforderung bleibt die Nachhaltigkeit. Denn klimaneutral können PtL-Kraftstoffe nur sein, wenn auch der dafür in großen Mengen benötigte Strom grün ist. "Nur mit der Nutzung von Strom aus zusätzlichen erneuerbaren Energiequellen kann der Ausstoß klimaschädlicher Emissionen bei der Produktion selbst vermieden werden", heißt es in dem Papier. Dafür müsste auch grüner Strom aus dem Ausland importiert werden, denn Deutschland könne den Bedarf alleine nicht decken.

Die Initiative Aireg, die sich für nachhaltige Energie im deutschen Luftverkehr einsetzt, kritisierte am Freitag vor allem die Konzentration auf PtL-Kraftstoffe. "Wir können es uns nicht erlauben, auf signifikante Mengen an PtL-Kerosin jenseits von 100.000 oder 200.000 Tonnen zu warten", teilte Aireg-Präsident Kay Kratky mit. Schon in zwei, drei Jahren könnten große Mengen an alternativen Antriebsmitteln etwa aus fortschrittlichen Biokraftstoffen gewonnen werden.

Auch die Umweltorganisation Greenpeace ist nicht überzeugt. "Dieser Plan ist schon vor seiner Veröffentlichung überholt", teilte Verkehrsexperte Benjamin Stephan am Freitag mit. "Mit gerade einmal zwei Prozent synthetischem Kerosin bis 2030 verpasst die Flugbranche die neuen Klimaziele für den Verkehr in Deutschland und in der EU meilenweit." Bevor staatliche Fördermittel eingesetzt würden, sollte die Bundesregierung zunächst die Subventionen für fossiles Kerosin streichen./
© dpa-AFX | 07.05.2021 06:22

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Beitrag vom 11.05.2021 - 11:51 Uhr

Ich schreib ja Scheinheiligenschein.

Dem Klima ist es ziemlich egal ob das CO2 in D oder in Simbabwe entseht.
Nix gewonnen und schlimmstenfalls der geringeren Umweltstandarts Vorort vielleicht sogar noch verschlimmert.

Man kann nicht mit dem Letzten Schritt anfangen, wenn die Füsse noch am Startblock festgetackert sind.
Falsche reinfolge.

Erst einmal gar nichts machen, bis die Anderen sich bewegen ist immer eine gute Strategie für Faulpelze gewesen.
Beitrag vom 11.05.2021 - 10:40 Uhr
> > > Zur Erzeugung dieser Menge würde man dann 233 TWh Strom benötigen, was ziemlich genau dem regenerativen Stromanteil in 2019 von 218,2 TWh entspricht.

Der mit diesen 218TWh eh nur einen Teil des deutschen Strombedarfs deckt.
Der noch keine Steigerung des Strombedarfs für batterie-elektrisch angetriebenen Individualverkehr enthält.

Das sind laut Bundesregierung ca 100TWh für den PKW und 97TWh für den Güterverkehr.

Somit Bräuchte es in den nächsten 1-2 Jahrzehnten einen Zuwachs der regenerativen Energien alleine in D von gut 300%. Bislang gibt es dafür nicht einmal im Anatz Lösungen.
Wir werden eine Energiekrise nicht gekannten ausmasses provozieren.
Um das alles auch nur etwas zu mildern werden die alten ÖL/GAS/Kohle/Atomkraftwerke auf Jahrzehnte weiter betrieben werden müssen.

Umstellung der fossilen Heizungen auf Wärmepumpen ca 257 TWh, also Richtung 400%, man müßte dann Platz für die Windmühlen in Frankreich anpachten, die haben ja Kernenergie. Bei jedem "Mist" bezieht sich unsere Regierung auf Europa, wo bleibt eigentlich die Unitè bei der Energieerzeugung ?????
Beitrag vom 08.05.2021 - 15:54 Uhr
Ich denke man muss einmal anfangen. Ehrlich gesagt reicht mir, wenn Deutschland sich um Deutschland und ggf. die EU kümmert. Am liebsten an einem Strang ziehend mit den G7. Sollte man das richtig hinkriegen, kann man weitere Länder in die Planung einbeziehen. Es mag ethisch verwerflich sein, aber im Moment interessiert mich die Reduktion der Umweltbelastung mehr als die soziale Gerechtigkeit zwischen Simbabwe und Deutschland.

Ich schreib ja Scheinheiligenschein.

Dem Klima ist es ziemlich egal ob das CO2 in D oder in Simbabwe entseht.
Nix gewonnen und schlimmstenfalls der geringeren Umweltstandarts Vorort vielleicht sogar noch verschlimmert.

Man kann nicht mit dem Letzten Schritt anfangen, wenn die Füsse noch am Startblock festgetackert sind.
Falsche reinfolge.



Dieser Beitrag wurde am 08.05.2021 15:57 Uhr bearbeitet.


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